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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Herzen hinter den herausstehenden Rippen gepocht. Es waren lebende Leichen, bewusstlos und ohne Empfindung für ihre Umgebung. Sie schienen schon seit Jahren vor sich hin zu vegetieren.
    »Was ist hier los?«, flüsterte sie.
    »Es sind Partials«, erklärte Dr.   Vale. Jetzt erst bemerkte Kira, dass der Arzt auf der anderen Seite des Raums stand. Reflexartig zog sie die Pistole und zielte auf ihn. Er hob die Arme. »Sie wollten wissen, wie ich das Heilmittel synthetisiere«, fuhr Vale fort. »Ich synthetisiere es nicht, ich ernte es.« Er deutete auf die Tische. »Hier sehen Sie das Heilmittel für RM .«

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    Kira starrte ihn schockiert an. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Unsere Rettung«, erklärte Vale. »Alle, die Sie bei uns getroffen haben, alle Kinder, die Sie gesehen haben … Sie haben von einem Wunder gesprochen … Das alles ist dank dieser zehn Partials möglich geworden.«
    »Das ist …« Sie hielt inne, wollte auf ihn zugehen, schüttelte den Kopf und konnte immer noch nicht fassen, was sie sah. »Schlafen sie?«
    »Sie sind betäubt«, erwiderte Vale. »Sie hören nichts, sie sehen nichts, aber unsere Stimmen dringen vermutlich in ihre Träume vor.«
    »Sie träumen?«
    »Das ist möglich«, bestätigte Vale. »Ihre Hirnaktivität ist allerdings kein wesentlicher Teil des Prozesses, und deshalb habe ich nicht weiter darauf geachtet.«
    Kira ging einen weiteren Schritt auf die Metalltische zu. »Demnach wachen sie nie wieder auf?«
    »Welchen Vorteil hätte das?«, entgegnete Vale. »Ich kann sie viel leichter betreuen, wenn sie schlafen. Und sie bereiten mir erheblich weniger Ärger.«
    »Sie können sie doch nicht behandeln, als wären sie Topfpflanzen«, wandte Kira ein.
    »Streng genommen sind sie das nicht, aber im Grunde stimmt Ihre Beschreibung durchaus.« Vale trat zu einem Partial und überprüfte die Schläuche und Drähte, die zu einem Apparat an der Decke führten. »Sie sind keine Pflanzen. Für mich sind sie jedoch ein Garten, den ich gewissenhaft pflege, um die Ernte einzubringen und das menschliche Überleben zu sichern.«
    »Das Pheromon«, sagte Kira.
    »Die technische Bezeichnung lautet Partikel 223 «, verbesserte Vale. »Aber ich nenne es inzwischen Ambrosia.« Er lächelte. »Die Götternahrung.«
    »Wie können Sie das nur tun?«, platzte Kira heraus.
    »Oh, und ob ich das tun kann!«
    »Ja, Sie können es … uns ist schon lange klar, dass die direkte Entnahme eine theoretische Möglichkeit ist, aber … es ist nicht richtig.«
    »Sagen Sie das den Tausenden, die ich gerettet habe, und den Hunderten, die ich allein dieses Jahr noch retten werde!« Vales Lächeln verblasste, er wurde ernst. »Zehn für zweitausend, das sind zweihundert Leben für einen von ihnen. So mildtätig sollten wir alle sein.«
    »Aber … es sind Sklaven«, widersprach Kira. »Nein, sie sind noch schlimmer dran als Sklaven. Sie sind … sie sind Ihr garstiger menschlicher Garten!«
    »Menschlich sind sie nicht«, korrigierte Vale sie entschieden. »Sie sind Sachen. Ja, sie leben, aber die Menschheit benutzt lebende Sachen als Werkzeuge, seit sie den ersten bewussten Gedanken fassen konnte. Ein Busch in der Wildnis ist einfach nur ein Busch – unter menschlicher Pflege wird er eine Hecke und bildet einen Schutzwall. Beeren kann man in Tinte und Farbe umwandeln, Pilze werden Arzneimittel. Kühe geben uns Milch, Fleisch und Leder, Pferde ziehen unsere Pflüge und Fuhrwerke. Sie selbst haben Pferde eingesetzt, um das vergiftete Ödland zu durchqueren. Ich bin sicher, dass die Pferde sich nicht freiwillig für diese Aufgabe entschieden hätten.«
    »Das ist etwas anderes«, wandte Kira ein.
    »Nein, das ist ganz und gar nichts anderes«, widersprach Vale. »Ein Pferd ist wenigstens ein natürlicher Teil der Welt. Diese Tiere existieren heute, weil sie trotz einer Millionen Jahre währenden Selektion nicht ausgestorben sind. Sie haben sich ihr Recht auf Leben redlich verdient. Die Partials wurden im Labor gezüchtet, sie wurden von Menschen zum Nutzen der Menschheit hergestellt. Sie sind wie … wie Wassermelonen ohne Samen oder wie krankheitsresistenter Weizen. Lassen Sie sich nicht durch die menschlichen Gesichter täuschen!«
    »Es sind nicht nur die Gesichter«, gab Kira hitzig zurück. »Es ist auch das Bewusstsein. Wenn Sie mit einem Partial reden, können Sie ihn nicht von einem richtigen Menschen unterscheiden.«
    »Irgendwann haben sogar die Computer das Sprechen gelernt«, sagte Vale. »Das macht

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