Fragmente: Partials 2 (German Edition)
besser.«
»Dann hilf mir!«, forderte Heron ihn auf. »Finde Nandita Merchant! Sie hält sich irgendwo auf dieser Insel auf. Ich würde mich selbst darum kümmern, wenn ich nicht anderswo zu tun hätte.«
»Außerhalb der Insel«, riet Marcus. »Du suchst Kira.«
Wieder lächelte Heron.
»Und wenn ich sie finde?«, fragte Marcus. »Vorausgesetzt … vorausgesetzt, ich suche sie überhaupt. Du bist ja nicht mein Boss.«
»Finde sie!« Heron zog sich einen Schritt zurück. »Ganz sicher willst du nicht erleben, dass die anderen es auf ihre Weise tun.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und verschmolz mit den Schatten.
Marcus wollte ihr folgen, doch sie war längst verschwunden.
5
Kira kauerte im Gebüsch und visierte durch das neue Zielfernrohr die Tür des Elektronikladens an. Es war der vierte, den sie aufgesucht hatte, und alle waren längst geplündert worden. Das allein wäre noch nicht besonders erstaunlich gewesen, doch der Zustand der ParaGen-Büros hatte sie misstrauisch gemacht, und die näheren Untersuchungen hatten immer wieder zu dem gleichen Schluss geführt: Der Plünderer, wer es auch war, hatte sich erst vor Kurzem hier umgesehen. Dieser Beutezug hatte ganz sicher nicht vor elf Jahren kurz nach dem Weltuntergang stattgefunden. Irgendwo in der Wildnis von Manhattan lebte jemand, der erst in den letzten Monaten Computer und Generatoren eingesammelt hatte.
Sie beobachtete den Laden bereits seit anderthalb Stunden, hielt sich zurück und versuchte, beim Aufspüren des Plünderers so vorsichtig zu sein wie er beim Verwischen der Spuren. Einige Minuten lang beobachtete sie noch, überblickte den Laden, die benachbarten Geschäfte, die vier Stockwerke mit Wohnungen darüber – nichts. Noch einmal richtete sie den Blick auf die Straße, die in beiden Richtungen völlig verlassen war. Es war niemand sonst in der Nähe, also konnte sie gefahrlos den nächsten Schritt tun. Sie überprüfte den Rucksack, packte das Sturmgewehr und rannte über die löcherige Straße. Die Ladentür hatte aus Glas bestanden. Ohne innezuhalten, sprang sie hindurch, sah sich mit erhobenem Gewehr und kampfbereit aufmerksam um und spähte vorsichtshalber in alle Gänge. Es war ein kleiner Laden, in dem es vor allem Lautsprecher und Musikanlagen gab. Das meiste war schon bei den ersten Plünderungen ausgeräumt worden. Der einzige Mensch war der zum Skelett verweste Kassierer hinter der Theke. Als sie sich überzeugt hatte, dass ihr keine Gefahr drohte, schlang sie sich das Gewehr über die Schulter und machte sich an die Arbeit. Zuerst untersuchte sie möglichst gründlich den Fußboden. Sie brauchte nicht lange, um die ersten Hinweise zu finden: Fußspuren im Staub. Eine deutliche Fährte, entstanden lange nach der Zerstörung der Fensterfront und lange nachdem Erde und Schutt ins Gebäude eingedrungen waren. Hier waren die Abdrücke sogar besonders deutlich. Sie maß mit der Hand nach – sie stammten von riesigen Schuhen, die sie schon vorher bemerkt hatte, Größe neunundvierzig oder sogar fünfzig. Alles erschreckend gut erhalten. Besonders in der Mitte der Gänge verwischten Wind und Wasser die Spuren im Lauf der Zeit, doch hier zeichneten sich die Ränder scharf ab. Kira kniete nieder, um die Abdrücke so behutsam wie möglich zu untersuchen. Die anderen waren im Lauf des letzten Jahres entstanden, diese hier möglicherweise erst in der letzten Woche.
Wer auch immer der Dieb der Generatoren war, er stahl noch immer.
Anschließend nahm Kira sich die Regale vor und versuchte, aus dem Zustand und der Anordnung der Spuren zu rekonstruieren, was der Plünderer mitgenommen hatte. Wie nicht anders zu erwarten befanden sich die meisten Hinweise in der Ecke, wo die Generatoren ausgestellt gewesen waren. Als sie jedoch genauer hinsah, entdeckte sie eine Abweichung vom gewohnten Muster. Der Plünderer hatte sich mindestens zweimal auf der anderen Seite des Ladens umgetan – einmal langsam, als hätte er etwas gesucht, und einmal mit festen, tieferen Fußstapfen, als hätte er etwas Schweres getragen. Sie betrachtete die Regale, die staubigen Plastiktelefone, die noch an die Metallregale gekettet waren, die schlanken Notebooks und die winzigen Player, die Xochi gesammelt hatte. Vorsichtig folgte sie den Spuren durch den Schutt auf dem Boden und stand schließlich vor einem niedrigen leeren Regal hinten im Raum. Er hatte eindeutig etwas mitgenommen. Kira bückte sich, um den Staub vom Schild zu wischen, und bemühte sich, die
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