Fragmente: Partials 2 (German Edition)
Zustand.« Woolf wandte sich an die anderen Senatoren. »Wir haben ein einziges Kind gerettet, und fast zwei Monate später sind wir immer noch nicht in der Lage, weitere Kinder zu heilen. Allein in der letzten Woche haben wir vier Neugeborene verloren. Jedes tote Kind ist eine Tragödie, über die ich mich an dieser Stelle nicht weiter auslassen will, und das ist nicht einmal unsere vordringlichste Sorge. Die Menschen wissen, dass wir ein Heilmittel gefunden haben. Sie wissen, dass wir die Kinder eines Tages retten können, sehen bisher aber keinen Fortschritt. Sie kennen auch die Gründe dafür, aber das wird die Gemüter nicht unbedingt besänftigen. Ganz im Gegenteil, die Spannungen auf der Insel werden zunehmen. Alle wissen, dass Heilung in greifbare Nähe gerückt ist und dennoch unerreichbar zu sein scheint.«
»Was schlagen Sie vor?«, fragte Tovar. »Sollen wir die Partials angreifen und ihnen die Pheromone stehlen? Das können wir nicht riskieren.«
Bald bleibt euch möglicherweise nichts anderes mehr übrig, dachte Marcus. Wenn Heron die Wahrheit gesagt hat … Er rutschte auf seinem Sitz herum und versuchte, den Gedanken an eine Invasion der Partials zu unterdrücken. Er wusste nicht, wo Nandita und Kira steckten, und natürlich sollten sie den Feinden nicht in die Hände fallen. Andererseits … eine Invasion der Partials konnte das Ende der Menschheit bedeuten. Nachdem sie sich nicht fortpflanzen konnten, wäre es kein langsamer Niedergang, sondern ein blutiger, brutaler Völkermord. Die Partials hatten vor zwölf Jahren bewiesen, dass sie sich vor einem Krieg nicht fürchteten, aber ein Völkermord? Samm hatte nachdrücklich behauptet, die Partials seien nicht für die RM -Seuche verantwortlich, aber von Schuldgefühlen geplagt, weil sie, wenngleich unabsichtlich, den schrecklichen Verfall der Welt verursacht hatten. Hatten sich die Partials inzwischen stark verändert? Waren sie mittlerweile bereit, den Rest der Menschheit zu opfern, um sich selbst zu retten?
Sie verlangen etwas Ähnliches von mir, überlegte er weiter. Ich soll Kira oder Nandita opfern, um die Menschheit zu retten. Täte ich es, wenn es wirklich darauf ankäme? Darf ich so etwas überhaupt in Betracht ziehen?
»Wir könnten einen Unterhändler schicken«, schlug Senator Hobb vor. »Wir haben schon darüber geredet und das Team zusammengestellt. Tun wir es!«
»Zu wem sollen wir ihn schicken?«, fragte Kessler. »Bisher hatten wir nur mit einer Gruppe von Partials Kontakt, die unsere jungen Leute gleich nach der Kontaktaufnahme umbringen wollten. Wir dagegen haben versucht, den Partial zu töten, der mit uns in Verbindung treten wollte. Mir ist schleierhaft, wie wir nach dieser Vorgeschichte jemals eine friedliche Lösung aushandeln wollen.«
Genau diese Debatte hatten er und seine Freunde auch in Xochis Wohnzimmer geführt. Die Vorschläge und die Antworten drehten sich im Kreis, es war ein endloses Gezänk. Sind die Erwachsenen genauso hilflos wie wir? Oder gibt es für dieses Problem wirklich keine Lösung?
»Aus medizinischer Sicht muss ich trotz meiner Bedenken leider dafür plädieren, dass wir …«, setzte Dr. Skousen an und hielt gleich wieder inne. »Ich empfehle die Gewinnung einer neuen Probe. Damit meine ich einen neuen Partial oder zumindest eine gewisse Menge des Pheromons. Von der Dosis, die wir für Arwen Sato benutzt haben, ist noch ein wenig übrig, und wir besitzen die Scans und Aufzeichnungen über die Struktur und Funktionsweise des Pheromons. Eine frische Probe indes ist durch nichts zu ersetzen. Das letzte Mal haben wir das Problem gelöst, indem wir zur Quelle vorgedrungen sind – zu den Partials. Ich glaube, wir müssen erneut auf diese Weise vorgehen, wenn wir das Problem dauerhaft lösen wollen. Ob wir die Probe durch Gewalt oder Diplomatie erwerben, spielt keine Rolle, solange wir sie nur bekommen.«
Die Zuhörer tuschelten miteinander. Es klang wie das Rascheln von Herbstlaub. Nicht wir haben das Problem gelöst, dachte Marcus. Es war Kira, und Dr. Skousen hat ihre Vorschläge gnadenlos abgeschmettert. Nun schlug er eine Wiederholung vor, ohne Kira überhaupt zu erwähnen.
»Sie verlangen von uns, einen zweiten Partialkrieg zu riskieren«, meinte Kessler.
»Das Risiko sind wir sowieso schon eingegangen. Der Bär ist bereits wütend, wie man so sagt, aber bisher hat er uns noch nicht gefressen.«
»Glück haben und in Sicherheit leben sind zwei verschiedene Dinge«, wandte Kessler ein.
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