Fragmente: Partials 2 (German Edition)
»Wenn es einen Weg gibt, das Heilmittel zu synthetisieren, ohne zu militärischen Mitteln zu greifen, dann sollten wir diesen Weg einschlagen. Falls wir die Partials noch weiter provozieren …«
»Das ist schon längst geschehen!«, warf Woolf ein. »Sie haben die Berichte gelesen – vor der Nordküste kreuzen Boote. Schiffe der Partials überwachen unsere Grenzen …«
Senator Hobb fiel ihm ins Wort, während das Getuschel im Zuschauerraum anschwoll. »Dies ist nicht der richtige Rahmen, um über die Berichte zu diskutieren«, sagte er.
Marcus fühlte sich, als hätte er einen Schuss in den Bauch bekommen. Die Partials patrouillierten im Long Island Sound? Vorher hatten sie sich elf Jahre lang zurückgehalten und höchstens, wie Heron, hier und dort eine rasche Aufklärungsmission durchgeführt. Sie waren stets heimlich vorgegangen, und die Menschen hatten es nicht einmal bemerkt. Jetzt überwachten sie offen die Grenze. Er bemerkte, dass ihm vor Schreck der Mund offen stand, und presste rasch die Lippen aufeinander.
»Die Einwohner müssen es erfahren«, beharrte Woolf. »Sie finden es sowieso heraus. Wenn die Boote näher kommen, wird sie jeder Farmer an der Nordküste mit bloßem Auge sehen. Möglicherweise sind bereits kleine Vorausabteilungen der Partials gelandet. Unsere Bewachung der Küste ist alles andere als lückenlos.«
»Dann ist aus dem kalten ein heißer Krieg geworden«, warf Skousen ein. Er sah grau und verfallen aus wie eine Leiche vom Straßenrand. Der Arzt hielt inne, schluckte und ließ sich wieder auf seinen Sitz fallen.
»Wenn Sie entschuldigen.« Erst nachträglich bemerkte Marcus, dass er aufgesprungen war. Er betrachtete den Ordner, den er in Händen hielt, und wusste nicht recht, was er damit anfangen sollte. Schließlich klappte er ihn zu und hielt ihn vor sich wie einen Schutzschild. Er betrachtete die Senatoren und fragte sich, ob Heron recht hatte – ob einer von ihnen oder einer der Assistenten ein Agent der Partials war. Wagte er es, vor der Versammlung zu sprechen? Durfte er schweigen? Noch einmal setzte er an. »Verzeihung. Ich bin Marcus Valencio …«
»Wir wissen, wer Sie sind«, erwiderte Tovar.
Marcus nickte nervös. »Ich glaube, ich habe auf dem Gebiet der Partials mehr Erfahrungen gesammelt als jeder andere in diesem Raum …«
»Deshalb wissen wir, wer Sie sind.« Tovar wedelte mit der Hand. »Sie müssen sich nicht vorstellen. Kommen Sie zur Sache!«
Marcus schluckte. Plötzlich war er sich seiner Sache gar nicht mehr so sicher. Er hatte das Bedürfnis, etwas Wichtiges beizusteuern, fühlte sich aber kaum zu einer Stellungnahme berechtigt. Er wusste nicht einmal, wie er sich ausdrücken sollte, und sah sich hilflos im Raum um, betrachtete die Mienen der versammelten Experten und Politiker und fragte sich, welcher von ihnen – falls überhaupt – ein Verräter war. Er dachte an Heron und ihre Suche nach Nandita und erkannte schließlich, dass er selbst, was immer er zu sagen hatte, es als Einziger vorbringen konnte. Er war der Einzige, der Herons Warnung gehört hatte. Ich muss mir nur noch überlegen, wie ich es formuliere, ohne selbst als Verräter dazustehen. »Ich will damit sagen, dass die Partials, denen wir begegnet sind, Experimente durchführten. Sie haben ein Verfallsdatum – sie werden alle sterben. Sie sind genauso stark an der Heilung ihres eigenen Leidens interessiert, wie wir nach einem Heilmittel für RM suchen. Sogar noch stärker, denn sie werden früher sterben.«
»Wir wissen vom Verfallsdatum«, entgegnete Kessler. »Das war die beste Neuigkeit, die wir seit zwölf Jahren erhalten haben.«
»Natürlich abgesehen von dem Heilmittel für RM «, warf Hobb rasch ein.
»Das ist überhaupt keine gute Nachricht«, widersprach Marcus. »Ihr Verfallsdatum schiebt uns aus der Bratpfanne in … in den geschmolzenen Kern der Erde. Wenn sie sterben, dann sterben wir auch. Wir brauchen ihr Pheromon, um uns selbst zu heilen.«
»Deshalb wollen wir es ja synthetisch herstellen«, meinte Woolf.
»Aber wir können es nicht.« Marcus hob den Ordner. »Es würde länger als zwei Stunden dauern, Ihnen alles zu erklären, was wir versucht haben, und alle Gründe zu nennen, warum es nicht funktioniert hat. Sie würden die wissenschaftlichen Argumente nicht verstehen – nehmen Sie es nicht persönlich –, aber das ist auch unwichtig, weil es schlicht und ergreifend nicht funktioniert hat. Das Warum spielt dabei keine Rolle.« Er warf den Ordner
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