Fragmente: Partials 2 (German Edition)
hinter sich auf den Tisch und wandte sich wieder an die Senatoren. Als er sie ansah, wie sie ihn schweigend beobachteten, wurde ihm unbehaglich zumute. Er lächelte, um seine Unsicherheit zu überspielen. »Jubeln Sie nicht zu früh, ich habe auch schlechte Neuigkeiten.«
Tovar schürzte die Lippen. »Ich weiß nicht, wie Sie Ihren Vorgänger übertrumpfen wollen, aber ich würde es wirklich gern hören.«
Die Aufmerksamkeit des ganzen Raums lastete auf ihm und nahm ihm die Lust, weitere Witze zu reißen. Wenn er nervös war, blödelte er reflexartig herum, und mittlerweile war er nervös wie noch nie im Leben. Ich kann das nicht, dachte er. Ich bin Sanitäter und kein Redner. Ich kann nicht diskutieren, ich bin kein Anführer, ich bin nicht …
… ich bin nicht Kira. Sie sollte hier stehen.
»Mister Valencio?«, drängte Senator Woolf.
Marcus riss sich zusammen und nickte. »Also gut, Sie haben es so gewollt. Die Anführerin der Partialfraktion, die Kira verschleppt hat, war eine Art Ärztin oder Wissenschaftlerin namens Doktor Morgan. Das Verfallsdatum war der Grund, warum sie ihre Partialabteilung damals nach Manhattan geschickt hat. Man hat Kira entführt, weil Doktor Morgan glaubt, die Heilung der Partials hänge irgendwie mit RM zusammen, was bedeutet, dass es auch mit uns Menschen zu tun hat. Anscheinend hat man während des Partialkriegs schon einmal mit Menschen experimentiert. Wenn die Partials glauben, dass sie damit der Katastrophe entgehen können, dann werden sie noch viele von uns entführen. Vielleicht bleibt der Übergriff auf Kira beschränkt, aber möglicherweise dürfte es jeden von uns treffen. Wahrscheinlich halten die Partials gerade jenseits des Long Island Sound eine ganz ähnliche Sitzung ab und überlegen, wie sie ein paar von uns für ihre Experimente einfangen können. Wenn die Berichte zutreffen, die Sie erwähnten, dann könnte die Sitzung sogar schon vorbei sein, und die Partials setzen ihre Pläne bereits in die Tat um.«
»Das sind vertrauliche Informationen«, sagte Senator Hobb. »Wir müssen …«
»Wenn ich noch einmal zusammenfassen darf«, fiel Marcus ihm mit erhobener Hand ins Wort. »Es gibt eine Gruppe von Super-Soldaten …« Er tippte sich mit dem Zeigefinger der anderen Hand auf den Daumen. »… die besonders für militärische Eroberungen ausgebildet sind.« Der Zeigefinger folgte. »Die uns schätzungsweise dreißig zu eins überlegen sind.« Der Mittelfinger. »Die verzweifelt genug sind, alles Erdenkliche zu versuchen.« Der Ringfinger. »Die glauben, dass alles Erdenkliche in diesem Fall bedeutet, Menschen für Experimente zu entführen.« Er tippte sich auf den letzten Finger, ballte die Hand zur Faust und hielt einen Moment lang inne. »Senatoren, die Informationen mögen vertraulich sein, aber es gibt gute Gründe zu der Annahme, dass die Partials erheblich früher für eine öffentliche Verlautbarung sorgen, als Sie es für möglich halten.«
Es war still im Raum, alle Blicke ruhten auf Marcus. Nach einer Weile bedrückten Schweigens ergriff Tovar endlich das Wort.
»Dann meinen Sie, wir müssten uns verteidigen?«
»Ich meine, dass ich eine Heidenangst habe und möglichst schnell wieder schweigen möchte, nachdem mich alle so anstarren.«
»Wir können uns nicht verteidigen, das ist ausgeschlossen«, gab Woolf zu bedenken. Die anderen Senatoren fuhren überrascht auf. »Die Abwehr ist gut ausgebildet und so gut ausgerüstet, wie es eine menschliche Armee sein kann. Wir haben an allen Küsten Wachen aufgestellt, wir haben jede noch existierende Brücke vermint, wir haben passende Stellen für Hinterhalte vorbereitet und erreichen in kürzester Zeit jeden möglichen Schauplatz eines Überfalls. Dennoch, wie gut wir auch vorbereitet sein mögen, wir sind kaum mehr als eine Temposchwelle, wenn eine größere Abteilung der Partials mit einer Invasion beginnt. Das ist eine unbestreitbare Tatsache, die den Anwesenden hier durchaus bekannt sein dürfte. Wir überwachen die Insel, und mehr können wir nicht tun. Wenn die Partials aber tatsächlich mit einer Invasion beginnen, dann werden sie unser Gebiet binnen Tagen, wenn nicht binnen Stunden erobern.«
»Die halbwegs gute Nachricht lautet, dass die Gesellschaft der Partials – wenn Sie mir den Vergleich erlauben – noch zersplitterter ist als unsere. Das Festland war praktisch ein einziges großes Kriegsgebiet, als wir drüben waren. Nur aus diesem Grund haben sie uns vermutlich noch nicht
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