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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Häuserblocks erregte ihre Aufmerksamkeit. Dort fand sie, was sie gesucht hatte – keinen Teich und keine Pfütze, sondern einen Zugang zur Untergrundbahn. Dunkles Wasser schwappte ihr an der Treppe entgegen. In der alten Welt war die Untergrundbahn ein Transportmittel gewesen, doch inzwischen waren die Tunnel überflutet und bildeten ein unterirdisches Flusssystem, in dem das Wasser langsam, aber stetig dahinströmte. Kira holte den Wasseraufbereiter aus dem Rucksack und behandelte drei Liter, um die Plastikflaschen nachzufüllen. Dabei behielt sie die Umgebung ständig im Auge. Etwas später entdeckte sie einen Lebensmittelladen und versorgte sich mit mehreren Dosen Gemüse. Als sie herausfand, dass eine davon aufgequollen und sogar geplatzt war, schnitt sie eine Grimasse. Die Dosen waren mehr als elf Jahre alt und hatten mehr oder weniger die maximale Lebenserwartung von Konserven erreicht. Da der Inhalt einiger Dosen bereits verdorben war, hielt sie es für besser, ganz und gar auf diese Proviantquelle zu verzichten. Seufzend stellte sie die Dosen wieder weg und fragte sich, ob ihr genug Zeit blieb, um Wild zu jagen.
    »Wenigstens ein paar Fallen«, sagte sie sich und legte neben dem Eingang zur Untergrundbahn einige Schlingen. Rings um den Zugang hatte sie Abdrücke bemerkt. Offenbar benutzten Antilopen und Kaninchen aus der näheren Umgebung den Tunnel als Wasserstelle. Sie stieg wieder zu ihrer Aussichtsplattform hinauf, legte noch ein paar Schlingen, um Vögel zu fangen, und setzte die Beobachtungen fort. Zwei Nächte später gab es eine Gans zum Abendessen. Sie bohrte einen Spieß aus alten Drahtkleiderbügeln durch das Tier und briet es über einem rauchlosen Campingkocher. Es war die beste Mahlzeit, die sie seit mehreren Wochen genossen hatte.
    Nach fünf Tagen und drei weiteren Ausflügen, bei denen sie frisches Wasser beschaffte, erzielte sie den ersten großen Durchbruch – ein Glimmen in einem Fenster, ein winziger roter Funke, der eine Sekunde lang tanzte und gleich wieder verschwand. War das ein Signal? Hatte sie es sich nur eingebildet? Sie richtete sich auf und beobachtete die Stelle durch das Fernglas. Eine Minute verging. Fünf Minuten. Als sie gerade aufgeben wollte, sah sie es wieder: eine Bewegung, einen Feuerschein, eine Tür, die geschlossen wurde. Jemand ließ Rauch abziehen, vielleicht war ein Kochfeuer außer Kontrolle geraten. Sie beeilte sich, um das Gebäude zu identifizieren, bevor es völlig dunkel wurde. Im Lauf der folgenden halben Stunde konnte sie das Licht noch dreimal beobachten. Als der Mond aufging, suchte sie nach Rauch, konnte jedoch nichts entdecken. Entweder die Personen dort drüben oder der Wind hatte das Feuer gelöscht.
    Kira stand auf und blickte unverwandt in die Richtung des Gebäudes, das sie in der aufziehenden Dunkelheit kaum noch erkennen konnte. Es war eines der vielen Häuser, die sie als mögliche Ziele identifiziert hatte – auf dem Dach standen Sonnenkollektoren rings um eine große Antenne, die möglicherweise sogar zu einem Rundfunksender gehört hatte. Wenn jemand die alte Anlage wieder zum Laufen gebracht hatte, dann war sein Sender jetzt viel stärker als die beiden Anlagen, von deren Zerstörung sie wusste.
    »Verschwinde ich von hier, oder warte ich bis zum Morgen?« Als sie in die Dunkelheit starrte, wurde ihr bewusst, dass sie noch keinen klaren Plan gefasst hatte. Sie wusste zwar, wo die bösen Buben hockten, doch das nutzte ihr nichts, wenn sie eine Bombe auslöste, sobald sie das Gebäude betrat. Sie konnte versuchen, einen der Gegner zu fassen, vielleicht sogar mit einer vergrößerten Ausgabe ihrer Kaninchenfallen, und ihn zu befragen. Oder sie huschte hinein, wenn die Bombe nicht scharf war – was vermutlich nur der Fall war, wenn sich die geheimnisvollen Bombenleger selbst im Gebäude aufhielten. Das war allerdings alles andere als ungefährlich.
    »Am besten tue ich weiterhin genau das, was ich ohnehin schon tue«, flüsterte sie sich selbst zu, als sie am offenen Fenster hockte. »Beobachten, vorsichtig sein und hoffen, dass ich etwas Nützliches herausfinde.« Sie seufzte. »Leider bin ich damit bisher nicht weit gekommen.«
    Eine Frage blieb: Sollte sie gleich aufbrechen oder bis zum Morgen warten? Im Dunklen war die Wanderung durch die Stadt gefährlicher, andererseits waren ihre Zielpersonen bisher unglaublich vorsichtig gewesen. Vielleicht ahnten sie, dass der Feuerschein ihren Aufenthaltsort verraten hatte, wechselten umgehend

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