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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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und darauf warten, dass sie vorbeikam. Das Gleiche galt für den Platz vor ihr. Am besten wechselte sie auf die andere Straßenseite und durchquerte die Lobby eines ehemaligen Einkaufszentrums. Dort lagen umgestürzte Schaufensterpuppen, an den Wänden hingen verblichene Plakate mit schönen Körpern und Gesichtern, in langen Reihen war die mottenzerfressene Kleidung ausgestellt. Natürlich konnte sich das Ungeheuer auch dort drinnen verbergen – vielleicht benutzte es die unratübersäten Gänge sogar als Bau. Aber dort gab es auch Nottüren, die man hinter sich zusperren konnte. Wenn sie durch eine Tür floh und sie hinter sich zuzog, war sie in Sicherheit. Dort konnte sie abwarten, bis das Ungeheuer weglief, sicher bis zum Morgen, falls es wirklich so lange aushielt. Abermals hörte sie das leise Knurren, näher denn je. Entschlossen reckte sie das Kinn.
    »Jetzt oder nie.« Sie sprang auf, rannte über die halb zerstörte Straße zum Einkaufszentrum und huschte geduckt um ein Auto herum, gerade als hinter ihr ein heftiger Luftzug entstand. Sie stellte sich riesige Klauen vor, die ihren Rücken um wenige Zentimeter verfehlten, und verlor fast das Gleichgewicht, als sie durch die geborstene Glasfassade in das Gebäude stürzte. Hinter ihr polterte der Schutt, und es war weitaus mehr, als sie selbst aufgewühlt haben konnte. Dennoch wagte sie sich nicht umzudrehen, sondern hob die Waffe über die Schulter und schoss blindlings nach hinten. Sobald sie eine rissige Säule erreichte, bog sie scharf ab. Drinnen schien das Einkaufszentrum erheblich weitläufiger zu sein, als das Äußere vermuten ließ. Eine doppelte Rolltreppe schimmerte, im Zentrum und ein Stockwerk tiefer befand sich ein großer Innenhof. Es war zu dunkel, um das Dach oder den Boden zu erkennen. Die Tür, die sie ins Auge gefasst hatte, war auf der anderen Seite. Sie bog nach rechts ab, lief an dem offenen Zentrum vorbei, nahm das Gewehr wieder nach vorn und schaltete die Lampe ein. Hinter ihr tappte das Wesen über den glatten Boden. Kira entschied sich für die erstbeste Tür und hielt unvermittelt darauf zu.
    Der Lichtstrahl zuckte wild hin und her, während sie rannte, auf und ab, vor und zurück, und spiegelte sich auf dem gefliesten Boden, der Rolltreppe und den Metalltafeln an den Wänden. Im Widerschein sah sie ihr Abbild, hinter sich bemerkte sie eine riesige schwarze Gestalt. Dann ruckte der Strahl weiter, und die Gestalt verschwand. Es war ein flackernder Albtraum aus Licht, Dunkelheit und Angst. Sie heftete den Blick auf die Tür und rannte wie noch nie in ihrem Leben. Kurz vor dem Ziel nahm sie das Gewehr herunter und gab einen kurzen Feuerstoß auf den Türknauf ab. Die Kugeln rissen das Schloss heraus, die Tür sprang auf, und Kira stürmte hindurch, ohne innezuhalten. Drinnen klatschte sie die Hand gegen die linke Wand, um sich nach rechts in die Richtung der nächsten offenen Tür abzustoßen. Sie ergriff den Türknauf, warf die Tür hinter sich zu und lehnte sich an. Auf der anderen Seite prallte etwas dagegen. Es knackte laut, aber die Tür hielt stand. Kira stemmte sich gegen die Tür, falls das Wesen Anlauf nehmen und es noch einmal versuchen sollte.
    Gehetzt sah sie sich um und zielte unbeholfen mit einer Hand, um den Raum auszuleuchten. Draußen kratzten Krallen über die Tür – das Ungeheuer wollte das Hindernis offenbar zerfetzen, statt es zu zerschmettern. Sie ging das Risiko ein, sprang über den Schreibtisch und schob ihn vorwärts, um die Tür zu blockieren. Das Scharren brach ab, nun war ein Pochen zu hören. Die Tür bebte, und auf einmal hob draußen ein gewaltiges Brüllen an. Kira verlor vor Schreck das Gleichgewicht, ließ das Gewehr fallen und stemmte sich abermals gegen den Schreibtisch, um ihn gegen die Tür zu rücken. Im gleichen Moment donnerte das Ungeheuer auf der anderen Seite so heftig dagegen, dass der ganze Raum erzitterte. Der Schreibtisch hielt stand. Kira zog sich zurück, griff nach dem Gewehr mit der Lampe und zielte auf die obere Hälfte der Tür, die bereits einige Sprünge und Risse aufwies und sich allmählich aus dem Rahmen löste. Dahinter bewegte sich etwas, das fast so hoch war wie die Decke. Das Licht fing sich in einem großen bernsteinfarbenen Auge, das sich im grellen Schein zu einem Spalt zusammenzog. Kira erschrak, als ihr die Größe des Wesens bewusst wurde, und wich unwillkürlich zurück. Nun zwängte sich eine gewaltige Pranke in den Türspalt. Im Licht der Halogenlampe

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