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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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schimmerten die riesigen Krallen silbern. Kira gab einen Feuerstoß ab und traf den Fuß des Wesens. Wieder brüllte die Kreatur, doch dieses Mal brüllte Kira wütend und zugleich voller Angst zurück. Sie stieg auf den Schreibtisch, zielte durch die geborstene Tür und schoss auf die Mauer aus Fell und Muskeln. Das Wesen heulte vor Wut und Schmerzen laut auf und hämmerte wild auf die Tür ein. Kira warf das leere Magazin aus, schob das nächste hinein und feuerte abermals. Endlich wandte sich das Wesen um und floh. Nach einigen Augenblicken verschwand es in der Dunkelheit.
    Kira stand wie gelähmt in der offenen Tür, die Knöchel der Hand, die das Gewehr hielt, waren kreidebleich. Eine Sekunde dehnte sich zu einer Minute, dann wurden es zwei. Das Ungeheuer kehrte nicht zurück. Schließlich ebbte auch das Jagdfieber ab, und Kira bebte am ganzen Leib. Leicht zuerst, dann immer heftiger, bis sie unkontrolliert zitterte. Als sie vom Schreibtisch hinunterstieg, wäre sie fast zu Boden gestürzt. In einer Ecke brach sie schluchzend zusammen.
    Durch das Gewirr der Wände und Türen drang die Morgendämmerung nicht bis zu ihr durch, doch die Geräusche des Morgens hörte Kira deutlich. Vögel begrüßten zwitschernd die Sonne, Bienen summten zwischen den Blüten, die aus dem Asphalt hervorsprossen, und, tatsächlich, in der Ferne trompetete sogar ein Elefant. Kira stand langsam auf und spähte durch die geborstene Tür. Die Lampe brannte noch, aber allmählich ließen die Batterien nach. Der Raum hinter der Tür war voller blutiger Spritzer und Flecken, aber das Ungeheuer war verschwunden. Sie zog den Schreibtisch zurück und öffnete vorsichtig die Tür. Draußen war es heller, und auf dem unratübersäten Boden des Einkaufszentrums entdeckte sie sogar einen Sonnenstrahl. Rotbraune Fußabdrücke führten zur Straße und auf den Platz hinaus. Kira verzichtete darauf, ihnen zu folgen. Sie trank einen Schluck aus der Feldflasche und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Natürlich war es dumm gewesen, nachts nach draußen zu gehen. Sie nahm sich vor, einen solchen Ausflug nicht zu wiederholen.
    Dann schüttelte sie den Kopf und lockerte den verspannten Rücken, die Arme und die Finger. Die Männer, die sie jagte, waren vermutlich zu weit entfernt, um die Schüsse gehört zu haben. Doch wer wusste schon, was passieren konnte, wenn ihr die Echos einen Streich spielten? An ihrem Plan änderte dies nichts. Sie hatte sich ohnehin beeilt, das Gebäude zu finden, und musste nun so schnell wie möglich weitergehen. Sie nahm die Karte aus dem Rucksack, fand ihren derzeitigen Standort und schätzte die Entfernung zum Ziel ein, um den besten Weg auszuwählen. Seufzend trank sie einen letzten Schluck Wasser und machte sich auf den Weg durch die Stadt.
    Sie bewegte sich vorsichtig, denn sie musste nicht nur die Patrouillen der Partials, sondern auch große behaarte Monster mit gefährlichen Krallen fürchten. In jedem tiefen Schatten erkannte sie ein Ungeheuer, immer wieder musste sie sich überwinden, um ruhig zu bleiben und einen klaren Kopf zu bewahren. Als sie im richtigen Viertel eintraf, brauchte sie mehrere Stunden, um das Gebäude mit der Antenne eindeutig zu identifizieren. Die Verzögerung war allerdings hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass sie Angst vor Entdeckung hatte. Schließlich stieg sie in einem anderen Gebäude die Treppe hinauf, um die Lage von oben zu erkunden, und erkannte die Antenne ohne Mühe. In dieser Gegend waren die Gebäude kleiner, überwiegend höchstens drei bis vier Stockwerke hoch. Sie wusste, was sie suchte, und so fiel es ihr leicht, die kleinen Hinweise darauf zu entdecken, dass dieses Gebäude bewohnt war. Besonders im zweiten Stock waren viele Fenster vernagelt, und die schwachen Spuren im Staub verrieten ihr, dass unlängst jemand die Vordertreppe benutzt hatte.
    Jetzt kam der schwierige Teil. Sie wagte das Gebäude nicht zu betreten, solange sie nicht wusste, wer dort lebte, wo die Bewohner sich aufhielten und ob die Bomben scharf waren. Höchstwahrscheinlich hatte sie den Vorposten einer Partialfraktion vor sich, die mit Dr.   Morgan nicht auf gutem Fuß stand, nachdem die letzte Begegnung bei dem anderen Vorposten einen so zerstörerischen Verlauf genommen hatte. Das bedeutete allerdings nicht zwangsläufig, dass diese Partials den Menschen freundlich gesinnt waren. Kira wollte natürlich in keine Falle tappen. Sie musste beobachten, abwarten und sehen, was sich ergab.
    Nichts

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