Fragmente: Partials 2 (German Edition)
herausfinden!«, bat sie. »Lass uns zusammenarbeiten! Aber zuerst müssen wir ihnen helfen.« Sie hielt inne, als sie sich an Mr. Mkeles Worte erinnerte, die ihr damals so gewissenlos vorgekommen waren. Jetzt wiederholte sie die Worte für Afa und staunte, wie sehr sich ihre Situation verändert hatte. »Die Menschheit braucht eine Zukunft, und dafür müssen wir kämpfen, aber das können wir nur tun, wenn wir in der Gegenwart damit beginnen.« Sie legte Afa eine Hand auf den Arm. »Hilf mir, ein Mikrofon zu finden! Dann sorgen wir dafür, dass noch jemand die Antworten erfahren will.«
Afa beäugte sie nervös. Im Dunkeln wirkte er wie ein ängstliches großes Kind.
»Bist du ein Mensch?«, fragte er.
Kira wurde die Kehle eng, und ihr Herz hämmerte in der Brust. Was wollte er hören? Konnte sie mit seiner Hilfe rechnen, wenn er sie für einen Menschen hielt? Würde ihn alles andere so verschrecken, dass er sich wieder einigelte?
Sie schüttelte den Kopf. Er musste die Wahrheit erfahren. Sie hielt inne, holte tief Luft, ballte die Hände zu Fäusten und nahm ihren ganzen Mut zusammen. Sie hatte es noch nie laut ausgesprochen, nicht einmal vor sich selbst. Sie überwand sich.
»Ich bin eine Partial.« Die Worte klangen zugleich richtig und falsch, wahr und unwahr, schrecklich und wundervoll. Diese Wahrheit auszusprechen, war eine Befreiung, auch wenn ihr kalte Schauer über den Rücken liefen. Die Worte fühlten sich falsch an, und zugleich empfand sie Schuldgefühle, dass sie ihr wahres Wesen nicht annehmen konnte. »Aber ich habe mein ganzes Leben und meine ganze Kraft auf die Rettung der Menschheit verwendet.« Sie lächelte leicht und wäre beinahe in lautes Lachen ausgebrochen. »Du und ich, wir sind die größte Hoffnung, die es zurzeit überhaupt noch gibt.«
Afa stellte die Dose mit den Bohnen weg, hob sie wieder auf, stellte sie abermals weg. Er ging einige Schritte, blieb stehen und nickte. »Nun gut. Komm mit!«
13
Marcus hockte im Windschatten einer halb zerstörten Betonwand, die vermutlich einmal zu einer Garage gehört hatte. Drinnen stand jedenfalls ein Auto, das er durch ein Loch in der Mauer erkennen konnte. Das Skelett des Fahrers saß noch am Lenkrad. Marcus versuchte sich vorzustellen, warum der Mann im Auto in einer geschlossenen Garage gestorben war, aber das spielte keine große Rolle mehr. Wenn die Partials Harus Patrouille fanden, waren sie alle so tot wie dieser Mann.
»Wir können es uns nicht erlauben, die Farmen zu beschützen«, sagte der Gefreite Cantona. Er flüsterte aufgeregt, ohne den Blick vom Wald zu wenden. Marcus hasste ihn inzwischen, musste aber zugeben, dass er ein guter Soldat war. »Und die Farmer auch nicht.«
»Wir lassen sie nicht im Stich!«, zischte Haru. Nach Grants Tod hatte er den Befehl übernommen. Sein Blick wanderte zu den vier Farmern, die sich neben den Soldaten versteckten – zwei Männer und zwei Frauen mit angstgeweiteten Augen. »Soweit ich weiß, schnappen sich die Partials jeden Menschen, den sie erwischen können. Wir sollen die Einwohner beschützen, also tun wir das in der ganzen Gegend von hier bis East Meadow.«
»Wir sollen Zivilisten beschützen«, wandte Cantona ein. »Dies hier war ein Arbeitslager. Gut möglich, dass die vier Verbrecher sind.«
»Wenn die Partials diese Menschen entführen wollen, dann sterbe ich lieber, bevor ich sie ausliefere«, entgegnete Haru.
Marcus betrachtete die Farmer, die mit drei Pistolen für vier Leute nur unzulänglich bewaffnet waren. Er hielt es für ausgeschlossen, dass Gefangene überhaupt Zugang zu Waffen hatten. Aber wenn eine Partialarmee anrückte, nahm man das wohl nicht mehr so genau. Ich würde sie alle mit Pistolen ausstatten und das Beste hoffen, dachte er . Wenn die Partials die Feinde sind, ist jeder Mensch ein Verbündeter.
»Sie werden uns mit in den Tod reißen«, behauptete Cantona. Anfangs hatten zwanzig Soldaten zu ihrer Einheit gehört, inzwischen war sie auf sieben Leute und die Farmer geschrumpft. Die Hälfte war bei einem Hinterhalt gefallen, die anderen beim Rückzug, als sie Hals über Kopf durch den Wald gerannt waren, um den Invasoren zu entkommen. »Sie können mühelos mithalten«, sagte Cantona. »Das ist nicht das Problem. Aber sie machen Krach. Sie wissen nicht, wie man unentdeckt bleibt.«
Die Gesichter der Farmer waren von der Sonne gegerbt und runzelig, doch Marcus beobachtete, wie sie erbleichten, als die Soldaten über ihr Schicksal diskutierten. Er
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