Fragmente: Partials 2 (German Edition)
schüttelte den Kopf und mischte sich ein. »Sie sind nicht lauter als ich.«
»Ich lasse unseren Sanitäter doch nicht hängen.«
»Er hat recht«, stimmte Haru zu. »In Marcus’ Begleitung machen wir so viel Krach, dass wir auf jeden Fall entdeckt werden, wie viele Zivilisten auch immer bei uns sind.«
»Ganz so schlimm bin ich aber nicht«, protestierte Marcus.
»Es ist sowieso gleichgültig«, fuhr Haru fort. »Wenn sie uns nicht sprechen gehört haben, sind wir vorläufig außer Gefahr. Es wird dunkel, und warum sollten die Partials bewaffnete Soldaten verfolgen, die sie auch in einen Hinterhalt locken könnten? Höchstwahrscheinlich ziehen sie sich zurück und formieren sich neu. Jede Wette, dass sie schon zu einer anderen Farm unterwegs sind.«
»Dann müssen wir diese Leute auch nicht mehr beschützen.« Cantona deutete abermals auf die Farmer. »So oder so, wir sollten sie nach East Meadow schicken und dann versuchen, unsere Einheit zu finden.«
»Ich erreiche sie nicht über Funk«, widersprach Haru. »Wir haben keine Einheit, zu der wir stoßen könnten.«
Einer der anderen Soldaten, ein großer Mann namens Hartley, hob die Hand, und die anderen verstummten sogleich. Es war ein Zeichen, das sie nur zu oft gesehen hatten. Marcus lauschte aufmerksam und packte unwillkürlich das Gewehr fester. Die Partials besaßen überlegene Sinnesorgane – sie hörten und sahen besser und konnten Marcus’ Gruppe aus größerer Entfernung orten. In einem so dichten Wald mussten sie trotzdem nahe herankommen, um anzugreifen, und aus dieser Entfernung hörten die Menschen sie manchmal anrücken. Für eine Partialtruppe waren sie allerdings keine Gegner, einerlei ob mit oder ohne Vorwarnung. Der einzige Feind, den sie bisher hatten töten können, war aus einem größeren Verband ausgeschert. Marcus und seine Gruppe waren schlicht und einfach weggelaufen, und trotzdem war ihre Einheit böse dezimiert worden.
Schweigend saßen sie im Wald, hielten die Gewehre bereit und spitzten die Ohren. Es herrschte Totenstille.
Plötzlich hörte Marcus einen Wächter fluchen. Er stieß die ersten Silben einer Warnung aus, als vor seinen Füßen eine kleine schwarze Scheibe klirrend gegen die Wand prallte. Die Explosion ging mit einem grellen Lichtblitz einher, und dann schrien alle wild durcheinander. Marcus kniff die Augen zusammen und grunzte, weil er schlagartig rasende Kopfschmerzen bekam. Außer grellen Nachbildern sah er nichts mehr. Schüsse waren zu hören. Haru rief etwas, die anderen schrien und heulten. Marcus spürte Spritzer einer warmen Flüssigkeit auf den Händen, duckte sich und kauerte sich an die Wand. Ein Toter stürzte auf ihn, woraufhin Marcus keuchend rückwärtskroch. Als er endlich wieder etwas sah, war der Kampf vorbei.
Senatorin Delarosa stand mit einem Gewehr in der Hand vor ihm, der Oberkörper steckte in einer dicken Kapuzenjacke.
Marcus dachte fieberhaft nach. »Was ist hier los?«
»Sie hatten Glück, dass es nur zwei waren«, erklärte Delarosa. »Und dass wir sie bereits beobachtet haben.« Sie lächelte. »Und dass wir einen so guten Köder hatten.«
»Zwei was?«
»Zwei Partials«, sagte Haru. Er schüttelte den Kopf und klopfte sich mit der flachen Hand aufs Ohr, als hätte es darin geklingelt. »Aber bezeichnen Sie uns nicht als Köder!«
»Ich wüsste nicht, wie ich Sie sonst nennen sollte.« Delarosa wandte sich ab und drehte mit dem Fuß einen Toten auf den Rücken. Marcus sah, dass mehrere Leute gefallen waren: Soldaten, eine Gestalt mit Kapuzenjacke wie Delarosa, zwei leblose Partials in der unverwechselbaren grauen Rüstung. Derjenige, der vor Delarosas Füßen lag, stöhnte noch. Sie erschoss ihn. »Ihr habt genügend Lärm veranstaltet, um jede Partialstreife im Umkreis von mehreren Kilometern anzulocken.«
»Sie haben uns als Köder benutzt!« Haru rappelte sich auf. Was immer ihn getroffen haben mochte, hatte seinen Gleichgewichtssinn beeinträchtigt. »Wussten Sie etwa, dass die Partials hier waren? Wie lange haben Sie sie schon beobachtet?«
»Lange genug, um sie hier gebührend zu empfangen«, erklärte Delarosa. »Wir wussten, dass Sie früher oder später einen Partialtrupp anlocken würden, also haben wir uns zurückgehalten und den Geschehnissen ihren Lauf gelassen.« Sie kniete vor dem Toten nieder und nahm ihm rasch alles ab, was nützlich war: Körperpanzerung, Reservemagazine sowie mehrere Beutel, die er am Oberkörper und an den Schultern trug. Anschließend
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