Fragmente: Partials 2 (German Edition)
wandte sie sich um und nickte in Richtung der schwarzen Scheibe, die vor Marcus’ Füßen lag. »Das sind ihre Blendgranaten. Die Angreifer haben Sie für betäubt gehalten und sich in Sicherheit gewiegt.«
Marcus wollte sich aufrichten, stellte aber fest, dass er mindestens so benommen war wie Haru. Er nutzte die Betonwand als Stütze. Neben ihm rutschte ein Soldat auf den Boden. Jetzt erst bemerkte Marcus die Schusswunde mitten im Gesicht des Mannes. »Sie hätten uns warnen müssen.«
Delarosa ließ die Ausrüstung des ersten Partials sauber aufgestapelt liegen und zog ihm den Körperpanzer aus. »Sie hätten euch sowieso gefunden, aber auf diese Weise haben sie uns erst entdeckt, als es schon zu spät war.«
»Wir hätten uns selbst auf die Lauer legen können«, meinte Haru. Er sah sich um und verschaffte sich einen Überblick. Marcus folgte seinem Beispiel. Drei menschliche Soldaten waren tot, außerdem einer von Delarosas Leuten. In den Bäumen hielten sich mindestens noch zwei weitere auf und überwachten die Umgebung. »Wären wir vorbereitet gewesen, hätten wir nicht so viele Leute verloren.«
»Wir waren bereit.« Delarosa nahm sich den zweiten Toten vor. »Dies war ein Hinterhalt. Die Ausgangslage war ideal. Wir hatten eine überzeugende Ablenkung und haben trotzdem vier tote Soldaten und zwei verwundete Zivilisten zu beklagen.« Sie deutete auf die Farmer. »Die Bedingungen waren hervorragend, und trotzdem haben sie doppelt so viele getötet wie wir. Wollen Sie das ohne Ablenkung wirklich noch einmal probieren?«
»Ihre Ablenkung waren meine Männer!«
»Wollen Sie mit mir darüber streiten?« Delarosa richtete sich vor ihm auf. »Ich habe Ihnen das Leben gerettet.«
»Sie haben zugelassen, dass drei von uns gefallen sind.«
»Hätte ich anders gehandelt, dann wären Sie inzwischen alle tot«, fauchte Delarosa. »Oder – noch schlimmer – Sie wären Gefangene. Wir haben es mit einem überlegenen Feind mit besserer Ausrüstung, besserer Ausbildung und besseren Reflexen zu tun. Wenn Sie es auf einen fairen Kampf abgesehen haben, dann sind Sie so blind wie der Senat.«
»Der Senat hat Sie ins Gefängnis gesteckt.« Marcus kam endlich auf die Beine. »Sie waren im Arbeitslager.« Er runzelte die Stirn. »War es nicht sogar dieses Lager?«
Delarosa befasste sich wieder mit dem zweiten Partial und stapelte den Rest seiner Ausrüstung neben dem ersten auf einen Haufen. »Damals, als es noch ein Arbeitslager war, ja. Jetzt ist es … einfach nur der Schauplatz eines Verbrechens. Wer dort überlebt hat, ist längst auf und davon.«
»Sind Sie beim Angriff geflohen, oder haben Sie sich den Weg freigeschossen?«, fragte Haru.
»Ich bin nicht hier, um Menschen zu töten.« Delarosa richtete sich wieder auf und sah ihn offen an. »Ich wurde zum Arbeitslager verurteilt, das ist richtig. Erinnern Sie sich auch noch, wofür genau?«
»Weil Sie einen Menschen getötet haben«, erwiderte Marcus. »Das spricht nicht gerade für Ihre Glaubwürdigkeit.«
»Weil ich das Notwendige getan habe«, entgegnete sie. Dann winkte sie einem ihrer Gefährten, der ähnlich gekleidet war wie sie selbst. Er kam und nahm die Ausrüstungsgegenstände an sich. »Wir stehen vor der Auslöschung der Menschheit«, erklärte sie ernst. »Das ist wichtiger als alles andere. Wichtiger als Freundlichkeit, Moral und Gesetz. Handlungen, die Sie vor zwölf Jahren niemals begangen hätten, sind mittlerweile nicht nur richtig, sondern dringend notwendig. Ein moralischer Imperativ. Ich würde hundert Shaylon Browns töten, bevor ich den Partials den Sieg gönne. Von mir aus sogar tausend.«
»Genau das meine ich«, sagte Cantona. »Nur so können wir überleben.«
»Wenn Sie tausend eigene Leute töten, müssen die Partials nicht einmal mehr kämpfen«, warf Marcus ein. »Dann haben Sie deren Job erledigt.«
Im Wald zwitscherte ein Vogel auffällig laut. Delarosa hob den Kopf. »Das ist die Warnung, dass wir verschwinden müssen. Anscheinend hatten die beiden hier Verstärkung.« Sie lief zum Rand der Lichtung. Haru schüttelte den Kopf.
»Wir kommen nicht mit.«
»Ich schon.« Cantona nahm das Gewehr eines gefallenen Soldaten an sich. »Komm, Haru! Du weißt doch, dass sie recht hat.«
»Ich lasse die Zivilisten nicht im Stich!«
»Also«, schaltete sich einer der Farmer ein, »dann gehe ich auch mit ihr.« Er war ein älterer Mann, schlank und gestählt von seiner harten Arbeit. Er hob seine Jagdflinte auf und nahm einem
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