Fragmente: Partials 2 (German Edition)
musterte Izzy. »Ich glaube kaum, dass wir sie tragen können.«
»Ich nehme sie und renne los«, schlug Marcus vor. »Du gibst mir Deckung. Die höheren Bäumchen sind …«
»Nein!«, fiel Haru ihm ins Wort. »Dieser Strategie kämen unsere Verfolger sofort auf die Schliche.« Er deutete nach hinten, wo einige Schritte entfernt ein geborstenes Kellerfenster in der Wand des Schulgebäudes klaffte. »Du ziehst sie dort hinein«, verlangte Haru, während er Asphaltbrocken einsammelte. »Ich erwecke unterdessen den Eindruck, als wollten wir zum Fußballfeld hinüberkriechen.«
Marcus nickte. »Wie viel Zeit erkaufen wir uns damit?«
»Genug. Jedenfalls dann, wenn es funktioniert«, erwiderte Haru. »Anschließend suchen wir eine Tür und verlassen auf der anderen Seite das Gebäude.«
Seufzend betrachtete Marcus die schwarze Öffnung in der Mauer. »Wenn mich die Dachse fressen – oder wer auch immer dort unten haust –, dann behaupte ich vielleicht, dass dies doch nicht unser einziger Ausweg war.«
»Mach schon!«
Marcus drehte Izzy auf den Rücken, legte ihre Arme nach oben über den Kopf und packte ihre beiden Handgelenke mit der linken Hand. Dann kroch er mithilfe des rechten Ellbogens bäuchlings über den rissigen Asphalt zum Fenster und zog die Bewusstlose hinter sich her. Die scharfen Kanten zerschnitten ihm die Kleidung, und dicht über seinem Kopf prallte eine Kugel von der Wand ab. Er hielt den Kopf nach unten und wich den Büschen so gut wie möglich aus. Unterdessen warf Haru in flacher Flugbahn die Asphaltbrocken auf den Fußballplatz, um die Partials in die Irre zu führen. Wo die Steine aufschlugen, bewegten sich die Büsche. Anscheinend funktionierte es, denn der nächste Schuss eines Heckenschützen sauste sechs Meter von Marcus entfernt harmlos ins Gebüsch.
Er erreichte das Fenster und spähte hinein. Die Luft im Keller war feucht wie in einer Höhle, und es roch nach nassem Hund. Anscheinend diente der Keller inzwischen verwilderten Haustieren als Unterschlupf. Vermutlich benutzten sie allerdings nicht das Fenster als Zugang, denn der Boden davor war locker und nicht festgetrampelt, wie es bei einem stark benutzten Pfad der Fall gewesen wäre. Er erkannte kaum etwas und beschloss, durch das Fenster einzusteigen und die Verletzte nachzuholen.
Als er halb drinnen war, kroch Haru herbei und hielt schwer atmend neben dem Fenster inne. »Wir sind ziemlich sicher im Eimer«, verkündete er. Über ihm bohrte sich eine Kugel in die Ziegelmauer. »Genau. Mach Platz!«
Marcus ließ sich hinuntergleiten, landete auf dem Boden und rutschte sofort in zentimeterhohem Schlamm aus. Er kam wieder auf die Füße und zog Izzy herein. Über ihm prallten weitere Kugeln gegen die Wand. Sobald er das Fenster frei gemacht hatte, sprang Haru hindurch und landete mit einem erstickten Stöhnen im Schlamm.
»Hier riecht es nach totem Hund.«
Marcus hielt Izzy mit einem Arm hoch und tastete mit der anderen Hand nach einer Taschenlampe. »Jede Wette, dass es nicht nur Matsch ist.«
»Kein Licht!«, warnte Haru. »Komm mit!« Mit schmatzenden Stiefeln suchte er einen Ausgang. Im dunklen Keller war er nur schemenhaft zu erkennen. Abgesehen von dem Schlamm entdeckte Marcus zahlreiche Metalltische, wurmzerfressene Bücherstapel und mehrere alte Notebooks, die mit rostigen Ketten an Rollschränken verankert waren. Haru tappte vorsichtig durch den Irrgarten voran. Als Marcus’ Augen sich umgestellt hatten, entdeckte er eine Tür. Haru versuchte es, der Türknauf öffnete sich mit einem Klicken, und gleichzeitig wurde es noch dunkler. Hinter ihnen versperrte etwas die Lichtquelle. Marcus ging sofort in Deckung.
Die Kugeln sausten durch die Luft, Mündungsblitze erhellten den Keller, als die Verfolger eine Salve abfeuerten. Die dünne Holztür ging unter den Geschossen zu Bruch, und Marcus beobachtete, wie Haru hinter einem Schrank voller Notebooks abtauchte.
»Die meinen es ernst«, sagte Haru. »Ich hatte auch schon Lust, dich umzubringen, aber noch nie so heftig wie diese Partials.«
Haru schoss auf das Kellerfenster, worauf sich der Gegner eilig in Sicherheit brachte. Marcus ergriff die Gelegenheit, Izzy eilig durch die Tür zu zerren. Sobald er in Sicherheit war, stellte Haru das Schießen ein, um Munition zu sparen. Gleich darauf tauchte der Schütze wieder am Fenster auf und beharkte den ganzen Keller. Haru feuerte die letzten Patronen ab, um den Gegner abermals zu vertreiben, und kroch eilig durch den
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