Fragmente: Partials 2 (German Edition)
Wort verloren.«
»Ich habe einige Male versucht, mit ihnen zu reden, aber sie wollten mir nicht glauben«, antwortete Ariel. »Die Tropffläschchen und das Klemmbrett haben sie nie gesehen, und sie hielten die Wettläufe einfach nur für Spiele.«
»Du hast hinter den Vorhang geblickt und alles in einem anderen Licht gesehen.«
»Genau.«
»Aber …« Marcus hielt inne und wog seine nächsten Worte sorgfältig ab. »Ist es möglich … ich nenne dich keine Lügnerin … Aber wäre es möglich, dass die Beobachtungen, die du als kleines Mädchen gemacht hast, völlig harmlos waren? Dass du aus irgendeinem Grund … paranoid reagiert und am Ende Böses interpretiert hast, während nichts dergleichen beabsichtigt war?«
»Das frage ich mich selbst hundertmal am Tag«, antwortete Ariel. »Oder sogar tausendmal. Ich hielt mich selbst schon für verrückt und undankbar und dachte, ich hätte mir alles nur eingebildet. Aber jedes Mal, wenn ich mir das sagte, fiel mir wieder etwas anderes ein und warf mich aus der Bahn. Alles, was sie tat, war eine verrückte, gemeine Methode, um uns zu überwachen und zu einer gewissen Denk- und Handlungsweise zu nötigen.«
»Warum bist du so sicher, dass es aus Absicht geschah?«
»Weil es auf dem Klemmbrett stand«, sagte Ariel. »Es ging um Madison, und es war eine Untersuchung über Kontrolle.«
»Was stand darauf?«
»Dort stand Madison: Kontrolle . Warum fällt es dir so schwer, das zu verstehen?«
Marcus schüttelte den Kopf. »Es ist … es passt so schlecht zu meinen anderen Informationen. Hast du mit jemandem darüber gesprochen?«
Ariel schnaubte. »Stell dir eine Achtjährige vor, die einem Erwachsenen erzählt, ihre Mutter überwache sie!«
»Aber hast du denn nie …«
»Natürlich habe ich es versucht. Ich habe alles versucht, was ich mir ausdenken konnte, und wenn ich gewusst hätte, was sexueller Missbrauch ist, dann hätte ich ihr auch das vorgeworfen. Alles, nur um aus dem Haus zu entkommen. Aber sie hat ja niemanden körperlich verletzt. Meine Schwestern waren glücklich, und ich war die wütende kleine Ariel. Keiner nahm mich ernst, nicht einmal meine Schwestern glaubten mir. Vielleicht funktionierte die Kontrolle ja schon, und man hatte sie einer Gehirnwäsche unterzogen oder ihr Gedächtnis gelöscht. Mir fiel nichts anderes ein, als das Gewächshaus zu zerstören.«
Marcus runzelte die Stirn, als er an das beeindruckende Gewächshaus in Xochis Garten dachte. »Hat sie es selbst wieder aufgebaut?«
»Du denkst an das neue«, vermutete Ariel. »Ich rede über das alte. Mit einer Brechstange habe ich jede einzelne Scheibe zertrümmert, jeden Topf, jede Pflanzkiste, jede Tropfflasche, die ich fand. Ich wusste aber, dass es nicht alle waren. Nandita ist anscheinend regelrecht explodiert, als sie nach Hause kam. Das hätte ich wirklich gern gesehen. Ich bin in ein leeres Haus auf der anderen Seite der Stadt gerannt. Es dauerte fast einen Monat, bis man mich fand. Ich rechnete damit, dass Nandita … nun ja, ich weiß nicht, womit ich rechnete. Aber ich dachte nicht, dass sie mich zurückholen würde. Anscheinend hatte sie aber Zeit gehabt, sich zu beruhigen. Sie war immer noch teuflisch wütend, aber sie holte mich zurück.«
»Weil sie dich geliebt hat«, warf Marcus hoffnungsvoll ein.
»Weil sie mich für ihre wahnsinnigen Experimente brauchte«, widersprach Ariel. »Sie konnte ja nicht einfach mit einem anderen Kind von vorn beginnen.« Seufzend klopfte sie auf die Holztreppe. »Das war im Winter. Im Frühling sind wir in das neue Haus gezogen. Sie behauptete, es habe einen Wasserschaden gegeben, aber in Wirklichkeit brauchte sie vor allem ein neues Gewächshaus für ihre Kräuter. Ich bin noch einige Male weggelaufen, aber da die Kinder die wertvollste Ressource waren, wie es damals hieß, hat man mich immer wieder zurückgeholt. Sobald ich alt genug war, um allein zu leben, zog ich aus und kehrte nie wieder zurück.«
»Vielleicht hatten die Experimente mit RM zu tun«, überlegte Marcus. »Wie lange warst du dort? Bis du sechzehn wurdest?«
»Ja.«
»Dann verfolgte sie alles, alle körperlichen Veränderungen bis zum Ende der Pubertät.«
»So sieht es aus.«
»Lass mich nachdenken – Madison hat das einzige lebende Kind auf der Insel bekommen. Offensichtlich hing dies damit zusammen, dass Kira das Heilmittel gefunden hatte. Aber was, wenn noch mehr dahintersteckt? Es ist schon ein seltsamer Zufall. Glaubst du, es gibt da eine Verbindung zu
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