Fragmente: Partials 2 (German Edition)
mir von deiner Sammlung!«
»Du warst zwar dort, aber du hast nicht alles gesehen. Du hast den Sprecherraum nicht gesehen.«
»Doch, der Sprecherraum hat mir gefallen.« Sie redete beschwichtigend auf ihn ein. »Dort hast du alle E -Mails von ParaGen aufbewahrt.« Er sollte weiter über dieses Thema reden, weil es hoffentlich seine Stimmung aufhellte. Nach fast einer halben Stunde schien er sich endlich zu beruhigen. Sie rollte seinen Schlafsack aus, und er umarmte den Rucksack wie einen Teddybären.
»Es wird schlimmer mit ihm«, sagte Samm noch einmal.
»Das ist bemerkenswert, wenn ich bedenke, wie schlimm es schon am Anfang war«, meinte Heron.
»Ich kümmere mich um ihn«, versprach Kira. »Er wird es bis Chicago schaffen.«
»Du redest, als könnte er schlimmstenfalls den Verstand verlieren und nutzlos werden«, wandte Heron ein. »Ich rechne eher damit, dass er ausrastet und uns tötet. Gestern dachte er, Samm wolle seinen Rucksack stehlen. Vorgestern dachte er, du wolltest seine Gedanken lesen. Heute hat er mich zweimal beschuldigt, eine Partial zu sein.«
»Du bist eine Partial«, sagte Samm.
»Umso weniger bin ich erpicht darauf, dass er gewalttätig wird«, erwiderte Heron. »In dieser Relaisstation gibt es drei Chemikalien, die sich für den Bau einer Bombe eignen. Ich garantiere dir, dass dieser Fachidiot sie alle drei einzusetzen weiß. Er ist so brillant, wie du ihn beschrieben hast, aber er ist völlig daneben. Und das ist eine Kombination, die ich nicht gern in meiner Nähe habe.«
Kira betrachtete Heron im Feuerschein. Orangefarbenes Licht und dunkelbraune Schatten tanzten über die Partialfrau. Sie wirkte müde, und allein das machte Kira schon Angst. Bisher war Heron ihr mehr oder weniger unverwundbar vorgekommen und hatte viel mehr Können an den Tag gelegt, als Kira je zu hoffen gewagt hatte. Aber wenn sie aus Angst vor dem Verrat eines Verrückten nicht mehr schlief … »Was willst du tun?«, flüsterte Kira.
»Ich?«, fragte Heron. »Ich will nach Hause und die Partials retten. Ich dachte, das hätte ich deutlich genug gesagt.«
»Er hat einen Bildschirm im Rucksack und dazu einen Tokamin, um ihn mit Energie zu speisen«, sagte Samm. »Wenn er Strahlung abbekommen hat, könnte dies seine geistige Verfassung erklären. Wie auch immer – falls er es nicht schafft, könnte er uns aber verraten, wie wir in Chicago vorgehen sollen.«
»Ich rede morgen mit ihm«, versprach Kira. »Er vertraut mir am meisten.«
»Du solltest aufhören, seine Gedanken zu lesen«, warnte Heron. »Mir scheint, das stört ihn mächtig.«
Kira musterte die beiden Partials – die beiden anderen Partials, um genau zu sein – und fragte sich, was sie wohl in Chicago erwartete. War die Stadt voller Wachhunde und Drachen oder sogar von noch schlimmeren Kreaturen besetzt? Würde Afa sie hintergehen? Würde Heron sie verraten? Gleichgültig, wie freundschaftlich das Geplänkel auch klingen mochte, Heron blieb immer distanziert, immer eher eine Beobachterin als eine Teilnehmerin. Was beobachtete sie? Und für wen?
Kira schlief an einem Baum mit dem Rücken zum Feuer, die Hände an das Gewehr gelegt. Am nächsten Morgen testeten sie die Sonnenkollektoren, und der Relaissender erwachte sofort zum Leben. Afa hatte tatsächlich alles fehlerlos eingerichtet. Samm nickte, und obwohl er es nicht aussprach, schien er beeindruckt zu sein – zumindest aber überrascht. Kira klopfte Afa auf den Rücken. »Gut gemacht.«
»Die Zobles sind extrem widerstandsfähig«, erklärte er und wirkte ein wenig abwesend. »Sie haben eine Blindekuhmatrix um gedopte Siliziumkristalle gelegt, um den Wirkungsgrad zu erhöhen.« Kira nickte nur, weil sie nicht wusste, welche seiner Äußerungen tatsächlich auf Wissenschaft beruhten und was reiner Unfug war. Der intelligente Erwachsene in ihm vermischte sich ständig mit der kindlichen Persönlichkeit. Kira wusste nicht immer, wer gerade die Oberhand hatte. Jedenfalls machte sie sich Sorgen, seine seelische Stabilität könnte sich mit der Zeit auflösen.
»Lasst uns das Funkgerät ausprobieren!«, schlug sie vor. Er reagierte sofort, schaltete es ein und drehte vorsichtig am Knopf. Mit rein technischen Aufgaben, die er schon oft erledigt hatte, fühlte er sich am wohlsten. Er stimmte das Funkgerät ab, lauschte, stimmte es erneut ab, lauschte wieder und entdeckte schließlich ein von Menschen oder Partials stammendes Signal. Kira beugte sich vor, während Afa sich um die Feinabstimmung
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