Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frame, Janet

Frame, Janet

Titel: Frame, Janet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn Eulen schrein
Vom Netzwerk:
Stricknadel als Verzierung rund um den Rand gemacht hat, zerbröselt.
    Und immer wird es noch nicht Mittag. Die Welt ist stecken geblieben wie eine zerkratzte Grammophonplatte, die sich heißläuft, und die Welt ist leer,
    ein blau-weißer Sack, hohl, ohne Menschen darin außer Mrs Withers und Chicks hinten in der Ecke,
    und der Sack füllt sich mit einem Vogel auf dem Pflaumenbaum und dem Bäcker, der fragt:
    «Haben Sie am Wochenende Ihr Brot bekommen?»,
    und der Uhr mit ihrem würgenden Ticken, das wie ein Bienenschwarm im Sack brummt und schwirrt und niemals freigelassen wird.

7
    «Francie», sagte Mr Withers, «kommt in die Spinnerei.»
    Sie saßen beim Tee. Verlorene Eier mit blassen Dottern, im Laden gekauft, wo die Eier den Hennen weggenommen, ins Dunkel geschafft und mit blauer Schrift gestempelt und teuer gemacht werden. Die Hühner der Withers hatten aufgehört zu legen; obwohl sie ihnen Grünfutter gaben und sie im Garten herumlaufen ließen und Austernschalen für sie zermahlten, wollten die Hühner nicht mehr legen. Es waren Hühner, die sich zur Ruhe gesetzt hatten. Bob Withers war ihnen böse. Wenn er abends hinausging, um sie einzutreiben, ließen sie sich mit ausgebreiteten Flügeln und gekreuzten Beinen vor ihm fallen, als hätten sie einen Krampf, und rührten sich nicht, und Bob Withers wurde wütend und beschimpfte sie, allerdings nicht mit wirklich schlimmen Ausdrücken, weil der Mann, der nebenan wohnte, bei der Kirche war, ein Missionar, der auf den Inseln gewesen und natürlich wunderlich war, denn er legte sich nackt in die Sonne, und die Kinder guckten ihn durch die Hecke an. Ihre Mutter und ihr Vater wussten nicht, dass sie guckten. Francie wusste über ihn Bescheid, aber sie sah nicht hin, weil sie schon aus der Schule war und erwachsen und alt genug, um ihren Weg in der Welt zu machen; und im Übrigen hatte sie es auch gar nicht nötig:
    «Ich habe jede Menge Gelegenheit, meine liebe Daphne, mir so etwas anzugucken.»
    «Tim Harlow», sagte Daphne.
    Und Francie gab ihr eine Ohrfeige. Dabei war es wirklich Tim Harlow, und Francies Eltern machten sich Sorgen, weil Francie, wie Mrs Withers sagte, eine junge Frau war, alt genug, ihren Platz in der Welt einzunehmen, sodass es gefährlich für sie war, sich mit Tim Harlow oder überhaupt mit einem Mann abzugeben. Ja, Francie konnte eine Dummheit begehen und ihren Eltern Schande machen und nach Norden verreisen müssen, bis das Baby da und alles wieder in Ordnung war. Und wenn die Nachbarn nach ihr fragten, würde es Mrs Withers schwerfallen, eine Antwort zu finden. Sie musste dann ganz schnell sagen:
    «Verreist.»
    Und dann das Thema wechseln und fragen, wie viel Maismehl an einen Biskuitteig kam.
    «Francie», sagte Mr Withers also, «geht in die Spinnerei.»
    Francie wartete nicht, bis sie ihr verlorenes Ei aufgegessen oder mit Butterbrot aufgetunkt hatte. Sie sprang vom Tisch auf und lief ins Schlafzimmer, und als sie es erreichte und keiner sie mehr sehen konnte, brach sie in Tränen aus.
    Daphne lief hinterher, aber als sie die Schlafzimmertür zu öffnen versuchte, spürte sie, dass Francie einen Stuhl mit der Lehne unter die Türklinke geschoben hatte.
    «Lass mich rein, Francie», rief sie.
    Francie antwortete nicht. Sie weinte.
    «Francie, lass mich rein, du musst mich reinlassen. Ich habe einen Plan.»
    Francie machte die Tür auf und ließ Daphne herein, dann stellte sie den Stuhl wieder gegen die Tür.
    «Warum kommen sie denn nicht», fragte sie, «und fallen über uns her?»
    «Ich glaube, sie beratschlagen. Francie, du wirst doch nicht in die Spinnerei gehen?»
    Die beiden Mädchen wussten im Grunde gar nichts über die Spinnerei, außer dass vor Jahren kleine Kinder in den Spinnereien gearbeitet und jahrelang kein Tageslicht gesehen hatten, sodass sie, als man sie befreite, blind wurden wie Grubenpferde und an einer ledernen Leine geführt werden mussten, von der sie für den Rest ihres Lebens Narben zurückbehielten. Die beiden Mädchen wussten wenig über Francies Spinnerei. Sie wussten, dass die Spinnerei jeden Morgen um acht Uhr losheulte wie eine Feuersirene, dann sahen sich Francie und Daphne immer an und wussten, dass die Spinnereimädchen jetzt zu arbeiten anfingen. Sie fuhren auf Fahrrädern, manchmal zu sechst nebeneinander, obwohl das gegen die Vorschriften war, auf der Hauptstraße nach Norden; manchmal schlug ihnen der Wind ins Gesicht, sie radelten unverdrossen gegen den Wind, und wenn es nicht mit einem

Weitere Kostenlose Bücher