Frame, Janet
der Stange»
«Gepäckträger»
«Werkzeugtasche, festgemacht mit so einem glänzenden Silberding»
«Handbremse»
«Rücktritt, Klingel»
«keins mit Freilauf»
«ohne Handbremse. Sonst fliegt man bergab über die Lenkstange, und es geht einem wie Ted West, und man muss eine schwarze Klappe über dem Auge tragen, bis man stirbt.»
Und oh, oh, durch den Wind radeln, dachten sie.
8
Am nächsten Morgen ging Mr Withers auf dem Weg zur Arbeit bei Joe Clevely vorbei und kaufte ein Damenfahrrad, für zehn Shilling Anzahlung und fünf Shilling wöchentlich. Als er es am Feierabend abholte, hatte er Angst, es zu fahren und eventuell kaputt zu machen, deshalb schob er es nach Hause. Gewiss, dachte er, das Mädel muss ja ein Rad haben, damit es zur Spinnerei fahren kann, und es ist leichter, es in Raten abzuzahlen, als ein gebrauchtes zu kaufen, das man bar bezahlen muss. Aber er hatte Angst vor dem Rad. Er hatte Angst vor allen neuen Sachen; nicht vor den Kleinigkeiten, die man kauft und sofort bezahlt und mit nach Hause nimmt und sein eigen nennt und für die man kein Formular ausfüllen und keine Verpflichtung unterschreiben muss; aber vor den großen Sachen wie Fahrrädern und Rasenmähern, wo man ein Papier unterschreiben muss, für alle Fälle. Und die Neuheit des Fahrrads glänzte für ihn wie ein Gewissen, und jede Berührung seiner schmutzigen kohle- und ölbefleckten Hände hinterließ eine dunkle Spur, die, wie ihm schien, durch nichts zu tilgen war, und woher sollte nur das Geld kommen, das war die Frage, woher sollte das Geld kommen?
Als Daphne von der Schule kam, stand Francie am Gartentor und erwartete sie. Sie lehnte auf ihrem Fahrrad und spürte die kalt glänzenden, schwarzen Speichen. Sie klingelte, damit Daphne es hörte. Der Klang schrillte auf und zerschnitt die Luft wie eine neue Windmühle aus Metall. Sie ließ Daphne ebenfalls klingeln. Dann sagte sie:
«Komm, wir fahren mal los.»
Und Daphne warf ihre Bücher unter den Japonicastrauch am Gartenzaun, und sie fuhren auf die Straße hinaus, radelten durch den Wind, und die Häuser zerschmolzen wie Fettklumpen, wenn sie vorbeifuhren, weiße und rote Klumpen auf einem großen, großen Silberteller Welt, auf dem sie, Daphne und Francie, dahinfuhren, durch den Nordwind, der Regen sagte, und durch den Südwind, der – im Gedicht – sagte:
Es gibt Schnee.
Schnee.
Francie und Daphne fuhren in Farben dahin, in Rot und Gold und Schwarz, das Schwarz glänzend und geheimnisvoll, fest und satt, mit dem Schimmer eines neuen dunklen Schuhs; doch hinter dem Wind, der ihnen ins Gesicht blies, lag eine Gegenwelt aus Schnee, ohne Farbe, und sie schlich näher, zuerst im Hauch des Südwinds, dann in einem Sturm, den sie weder sehen noch verstehen konnten und der sie mit Schneeflocken bedecken sollte wie mit Spitzen, bis sie ganz von Spitzen umhüllt waren, aber sie waren nicht warm wie das Spitzentaschentuch, das ihre Großmutter immer aufgerollt in den Ausschnitt schob wie eine weiche Feder und an ihrer schuhcremeschwarzen Brust trug, sondern kalt; sie sollten nachts in kalter Spitze schlafen. Am Morgen würden sie aufstehen und mit winzigen Schippen den ganzen Schnee zusammenschaufeln, der um sie herum lag, in ihren Augen und in ihrem Haar, und sie würden strampeln und schreien, und nichts würde sie retten.
Der Südwind bläst, o weh,
und es gibt Schnee.
9
Am nächsten Abend zur Teezeit bat Bob Withers alle um Ruhe. Er wollte etwas sagen. Er bat um Ruhe, indem er mit der Faust auf den Tisch schlug, dass die Tassen und Teller vor Schreck tanzten.
«Die Frau in unserer Straße, Mrs Mawhinney, sucht jemand, der ihr bei der Hausarbeit hilft. Ich habe gesagt, Francie würde zu ihr gehen. Sie kriegt ungefähr ein Pfund die Woche, glaube ich. Oder mehr. Den Leuten geht es sehr gut, es sind nur sie und die zwei Mädels, die schon auf der High School sind.»
«Aber Dad, die Spinnerei, mein Fahrrad!»
Francie hätte es inzwischen liebend gern mit Heerscharen von Wolle aufgenommen, nur um durch den Nord- und Südwind hin- und zurückzuradeln. Nächtelang hatten sie und Daphne im Bett gelegen und sich ausgemalt, wie alles kommen würde. Sie verstanden jetzt, warum die Spinnereimädchen Lose für die fabelhafte Lotterie kauften, die Waschmaschine und den Staubsauger und den Fön; sie wollten diese Dinge im Kopf sitzen haben wie einen Zauber, der die Plackerei und die Blindheit hinweghexte, so wie das Fahrrad und das Wissen um den Südwind für Francie als Zauber
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