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Frame, Janet

Frame, Janet

Titel: Frame, Janet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn Eulen schrein
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der Spülküche, wie sie immer erschien, wenn er rief; wie ein zartes Echo an seine Rede geknüpft. Sie hielt einen Topflappen in der Hand, und ihr Gesicht war rot, weil sie sich über den elektrischen Herd gebeugt hatte, der gleich hinter der Tür in der Ecke stand.
    «O Toby. Dein Großvater hat in der ersten Blaskapelle der Provinz gespielt. Er war Kapellmeister. Sonntags hatten sie immer Parade. Hör doch. Aber wenn du willst, mache ich aus.»
    «Mit dem Lärm im Ohr kann ich mein Geld nicht zählen.»
    Folgsam machte seine Mutter das Radio aus. Sein Vater sah von seinem Platz neben dem Kohlenkasten auf, wo er gemütlich saß wie ein Heimchen am Herd und in der Morgenzeitung blätterte. Er hatte die erste Seite und die Lokalnachrichten gelesen, hatte die Nachrichten aus Übersee über China und den Fernen Osten überflogen und las nun alles über den Lastwagenunfall, bei dem der junge Fred Maines verletzt worden und ins Krankenhaus gekommen war, aber nun wieder außer Gefahr war. Anschließend würde er sich dem Comicstrip auf der letzten Seite zuwenden, obwohl er ihn gewöhnlich gern als Erstes las; aber manchmal widerstand er der Verlockung und hob ihn sich bis zum Schluss auf.
    «Tu, was deine Mutter will. Lass das Radio an. Du hättest dein Geld gestern Abend zählen können oder sonst wann. Du zählst es sowieso so oft, dass du eigentlich wissen müsstest, wie viel du hast. Ich bekomme ja doch nichts davon, und deine Mutter auch nicht für den Haushalt.
    «Aber, Dad –»
    «Du brauchst ja nicht hier zu wohnen, wenn du nicht willst, wenn du findest, deine Mutter und dein Vater werden zu alt und zu knickerig.»
    «Ach Bob, so würde Toby nie von uns denken, oder, Toby?»
    «Das weißt du doch, Mum. Aber Dad –»
    «Warum heiratest du nicht? Was ist gegen die kleine Chalklin zu sagen?»
    Mrs Withers erschrak.
    «Aber Bob, du weißt doch, sie ist nichts weiter als eine Freundin. Toby lässt sich nicht so leicht zum Heiraten einfangen, stimmt’s, Toby?»
    «Ganz recht, Mum. Und ich würde dir gerne Geld geben, Dad, aber ich muss doch weiterkommen im Leben, und Geld ist etwas, das man festhalten muss, sonst geht man unter. Und wann habe ich denn einen Start im Leben gehabt? Ich habe Verpflichtungen.»
    Er wiederholte das Wort. Verpflichtungen. Es war ein langes Wort für ihn, denn er war wegen seiner Anfälle früh von der Schule abgegangen, und in Rechtschreibung war er immer etwas schwach gewesen, aber du lieber Himmel, was hatte er inzwischen nicht alles dazugelernt. Er mochte beim Sprechen manchmal stocken und recht langsam sein, und manchmal hing ihm die Zunge schlaff im Mundwinkel, aber er hatte das Gefühl, jetzt allmählich das Wichtigste im Leben zu lernen, über Geld und dergleichen.
    «Ja, ich habe Verpflichtungen.»
    «Vergiss nicht, dass ich auch Verpflichtungen habe, mein Junge. Miete und elektrisches Licht.»
    «Aber ich habe dir doch vorige Woche zwei Säcke Weizen für die Hühner gekauft und das Segeltuch für dein Autoverdeck. Warum lässt du dir nicht das Verdeck für dein Auto machen?»
    Mr Withers sah müde aus. Er blätterte zur letzten Seite der Zeitung vor und schielte nach dem Comicstrip, wo Choko in seinem Garten arbeitete und die Kohlköpfe verkehrt herum einpflanzte, weil er sie, ohne Luftpost zu bezahlen, seinem Verwandten schicken wollte, seinem alten Onkel auf der anderen Seite der Welt. Bob fand das nicht so lustig wie vorige Woche, als Choko eine Wahlrede gehalten hatte.
    «Ja, was ist mit dem Verdeck?», fragte Toby hartnäckig.
    «Ich lass mir damit Zeit. Dräng mich nicht. Ich bin nicht mehr so jung wie früher, vergiss das nicht. Und deine Mutter auch nicht.»
    «Nein.»
    Toby sah zu seiner Mutter hinüber. Sie hatte ein Stück Butterbrotpapier in der Hand und fettete das Blech für die Pfannkuchen ein; sie wurden auf dem Kohleofen gebacken, der Teig wurde löffelweise auf das rauchende Blech gegeben, sodass er aufging und Blasen warf, und wenn er braun wurde, schnell zum Schwitzen unter ein zusammengefaltetes warmes Tischtuch geschoben wurde. Amy Withers machte immer Pfannkuchen, wenn sie Frieden stiften wollte. Sie bestrich sie für Bob und Toby mit Butter, als ob die beiden Kinder wären, und reichte sie ihnen auf einem Teller, butterte und reichte, butterte und reichte, bis das Blech leer war, oder doch fast, und Bob Withers sagte:
    «Oh, ich kriege einen Wanst», und seinen Bauch streichelte, der zwischen den beiden Spitzen seiner Weste hervorquoll. Er war wirklich wie

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