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Frame, Janet

Frame, Janet

Titel: Frame, Janet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn Eulen schrein
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plötzlich:
    «Nicht doch, Toby. Um Himmels willen, sei still. Sag so etwas nicht auch noch laut! Denk an deine arme Mutter!»
    Die anderen Besucher im Zimmer waren verstummt und beobachteten Bob und Toby. Und dann brachte die Schwester Alfreda, und Alfredas Mutter rückte ein Stück, damit ihre Tochter sich neben sie setzen konnte. Alfreda war eine Zwergin, drei Fuß groß.
    «Hallo, du alte Schlampe», sagte die Zwergin mit heiserer Stimme und stürzte sich auf die Tüte mit Cremetörtchen, die sie eines nach dem anderen ohne zu reden vertilgte, während ihre Mutter dasaß und zusah. Als Alfreda die Kuchen aufgegessen hatte, hielt sie die Thermosflasche hoch.
    «Was ist das?»
    «Das ist Tee», sagte ihre Mutter. «Richtiger Tee von zu Hause. Wir wollen eine Tasse trinken, ja?»
    «Geh zum Teufel und behalte deinen Tee. Was hast du noch mitgebracht?»
    «Eine neue Hose für dich, von Tante Molly.»
    «Eine Hose, eine Hose, fällt euch denn gar nichts anderes ein als Hosen? Und wann komme ich nach Hause?»
    Sie beugte sich mit eindringlichem Blick und geringschätzigem Gesicht zu ihrer Mutter. Ihre Mutter lächelte:
    «Der Doktor sagt bald, Alfreda.»
    «Ach, scher dich zum Teufel.»
    Und Alfreda stand auf und ging zur Tür und rief nach der Schwester.
    «Warum habt ihr mich für Besuch herausgeputzt, wenn es nur die alte Schlampe da ist», rief sie. «Lasst mich hier raus.»
    Die Schwester, die immer in der Nähe war, brachte Alfreda auf ihre Station zurück. Alfredas Mutter nahm ihre Tasche, lächelte Toby und Bob munter zu und ging mit den Überresten ihres Picknicks zur Schwester an der Tür, damit sie sie hinausließ.
    Und Toby und sein Vater saßen da und warteten darauf, dass die Schwester Daphne brachte. Bob Withers schaute sich im Zimmer um und sah sich die verschiedenen Gruppen von Besuchern und Patienten an, jede, wie es schien, mit ihrem eigenen Picknick, und dachte, Daphne ist bestimmt nicht so, sie ist auf alle Fälle anders. Bestimmt flucht sie nicht dauernd, bestimmt ist sie ganz anders. Was soll ich zu ihr sagen? Wenn ich nur wüsste, wie sie den Tod ihrer Mutter aufgenommen hat. Ob ich etwas davon sagen soll? Ach Gott, lieber nicht.
    Aber wenn sie mich nun nicht erkennt?
    Er beugte sich zu Toby.
    «Hör mal, Toby.»
    Toby saß wie im Traum da. Ich bekomme einen Anfall, dachte er, und ausgerechnet hier, aber was sollte er machen? Er wusste, er hätte nicht herkommen sollen und dann dieses Vieh auf den Weiden und auf den Bahnhöfen, das Tee aus blau geränderten Tassen trank; die Augen und die Gesichter und die Hörner, die wie elfenbeinerne Bäume wuchsen, und was konnte er denn nur tun, um den Anfall zu verhindern; und dann der Aal, der der Winter war und Laub und Farben verschlang, und wenn man dem Winter die Hand oder das Herz in den Rachen steckte, um sich zurückzuholen, was er genommen hatte, dann wurden einem Herz und Hand zerfetzt. Ich bekomme einen Anfall, dachte Toby, und es war lange her, dass er einen Anfall gehabt hatte, sehr lange, aber jetzt bekam er einen Anfall, und was sollte nun mit Daphne werden, und dann war auch noch seine Mutter da, die so viel Platz einnahm. Und die Sachen, die er zu verkaufen hatte, in der Müllgrube, nicht in dieser Müllgrube oder in jener Müllgrube, aber in welcher denn; ja, er bekam bestimmt einen Anfall, und wer konnte es verhindern?
    «Hör mal, Toby.»
    Doch Toby fiel plötzlich vornüber zu Boden, sein Körper wand sich wie früher, seine Augen verdrehten sich völlig nach innen, und sein Gesicht war wie eine schwere Zwetschge, und wo war Amy Withers, die zu ihm sagte:
    «Nimm die Zähne heraus, Toby. Nimm die Zähne heraus.»
    Und ihn auf das Sofa legte und mit einem Mantel zudeckte, um ihn warm zu halten, und hinterher eine Tasse Tee für ihn hatte und Worte, die ihn trösteten:
    «Sie werden bestimmt vergehen, Toby. Das bleibt nicht immer so, du wirst ihnen entwachsen und so werden wie andere Jungs.»
    Sein Vater kniete sich neben ihn und sagte:
    «Toby. Toby.»
    Die Bananen waren aus der Tasche gefallen, zusammen mit den Orangen, und der Schokoladenkuchen lag am Feuer, das doch warm sein musste, ohne dass sie es gemerkt hatten, denn die Schokolade schlug Blasen und verlief mit seltsamem, flüssigem Eigenleben. Und die Schwester von der Tür kam zu Toby geeilt und nahm ihm die Zähne heraus und legte sie auf den Kaminsims und nahm ein in Mull gewickeltes Holzstäbchen, das wie ein Marzipanstäbchen aussah, und schob es Toby in den Mund, und sein

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