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Frame, Janet

Frame, Janet

Titel: Frame, Janet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn Eulen schrein
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Mund kaute heftig darauf herum, bis der Anfall vorüber war und er in einen tiefen Schlaf fiel, das Gesicht friedlich, noch gerötet, die Hände um die jetzt leere Tasche geklammert, die sie getragen und um die sie sich gestritten hatten, weil sie etwas zum Festhalten war.
    Die Schwester war ruhig.
    «So etwas sehen wir jeden Tag», sagte sie zu Bob. «Warten Sie auf jemanden?»
    «Auf meine Tochter, Daphne Withers», sagte Bob.
    Die Schwester sah überrascht auf.
    «Oh», sagte sie. «Oh. Ich werde mal nachfragen.»
    Sie ging ins Büro, und Bob hörte, wie sie telefonierte.
    Sie kam zurück.
    «Gehen Sie durch die Tür dort. Die Schwester wird Sie einlassen.»
    «Aber was ist mit Toby?»
    «Ich fürchte, er kann nicht mit; es wäre nicht ratsam, und wenn Sie warten wollen, bis er aufwacht, wird es zu spät.»
    «Aber ich kann ihn doch nicht hierlassen.»
    Bob Withers hatte Angst. Er hatte gehört, dass Leute in Kliniken wie diesen verschwunden waren, und dass man sie nicht mehr herausgelassen und ihnen nicht geglaubt hatte, wenn sie sagten, sie seien nur zu Besuch da. Ach, in einer Klinik wie dieser hier konnte alles Mögliche passieren, hier herrschte schließlich noch finsterstes Mittelalter.
    Die Schwester ahnte seine Befürchtungen. Sie erlebte viele Besucher, die es mit der Angst bekamen.
    «Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen», sagte sie. «Mr Withers ist bestimmt noch hier, wenn Sie wiederkommen. Sie müssen dort hineingehen, wenn Sie Daphne besuchen wollen, weil sie ein Spezialfall ist.»
    «Ein was?»
    «Ein Spezialfall.»
    In Bobs Ohren klang das Wort Spezial wie etwas zum Essen oder zum Anziehen, das freitags in den Läden zu reduzierten Preisen angeboten wurde.
    Die Schwester führte ihn an Reihen alter Frauen vorbei, die schlafend, oder vielleicht auch tot, mit offenem Mund und hohlen Wangen im Bett lagen, und er dachte: Also hierher steckt man die alten Leute.
    Und sie kamen in ein kleines Zimmer mit einem vergitterten Fenster und zwei Stühlen und einem kleinen Tisch mit einer Vase mit Veilchen darauf, die aus Krepppapier waren, obwohl Bob es nicht gleich merkte und sich darüber beugte, um daran zu riechen, und dachte: Die blühen aber früh, sie kommen sicher aus dem Treibhaus.
    Die Schwester beobachtete ihn.
    «Es sind künstliche», sagte sie. «Sehen sie nicht echt aus?»
    Sie bot Bob einen der Stühle an und ging aus dem Zimmer. Bob setzte sich. Er hatte nichts zum Mitbringen für Daphne. Er hatte die Tüte mit Bananen und Orangen nicht mitgenommen, und die Schokolade war geschmolzen. Wie sollte er dann die Unterhaltung anfangen? Er übte noch mal stumm:
    «Na, Daphne, morgen wollen sie dich also gesund machen. Und dann ist alles vorbei.»
    Was war vorbei? Er wusste es nicht genau. Für ihn war sowieso alles vorbei, was hatte es also noch zu bedeuten, und hier saß er nun in einer Gummizelle, wie merkwürdig, und hatte Lous Mantel an, der immer noch nach Badesalz roch.
    Er setzte noch einmal neu an:
    «Hallo Daphne.» Oder sollte er lieber Daffy sagen? Und warum beeilten sie sich nicht? Er spürte, dass sein Herz zu schnell schlug und seine Hände zitterten, es war das Alter, und er war müde, sehr müde, und wusste nicht, wohin mit sich, weil sein Zuhause jetzt tot war und der Frost die Frühpflanzen erwischt hatte, und ihm fiel ein, dass er das Blech, auf dem Amy immer Pfannkuchen gebacken hatte, in der Scheune hinter dem Grammophon und dem alten Küchentisch versteckt hatte, weil er den Anblick nicht länger ertragen konnte.

44
    Wenn Schwester Dulling nicht ihre gestärkte Uniform getragen hätte und den weißen, wallenden Schleier, der allerdings kein Brautschleier war, hätte man sie für eine Bardame halten können. Sie war breit und ordinär mit ihrem hellroten Haar und einer schweren, lästigen Fettschicht am Körper, weswegen sie versuchte, zwischen den Mahlzeiten nichts zu essen, und stattdessen rauchte, um kein Hungergefühl aufkommen zu lassen; und wenn die anderen Schwestern morgens und nachmittags Süßigkeiten und Kuchen zum Tee naschten, sagte Schwester Dulling:
    «Nein, danke. Für mich lieber nichts.»
    Nur gelegentlich aß sie einen Keks, wenn der Doktor zu einer Tasse Tee kam.
    «Ist der Tee so recht? Möchten Sie noch Zucker? Vielleicht ein bisschen schwächer?», sagte sie dann zum Doktor, der auf dem besten Stuhl im Büro Platz nahm und aus der besten Tasse trank, um deren Henkel ein rotes Fädchen gebunden war, um sie von den Patienten-Tassen zu unterscheiden.
    Und

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