Frame, Janet
müde, um sich zu rühren, vollgefüllt mit Erde und Wasserpflanzen und rotem sprudelnden Sumpfwasser. Aber dann pfiff der Zug, und auf einmal war die Welt voller Menschen, die zu den Abteiltüren hasteten und sich mit schrillen Zurufen voneinander verabschiedeten.
Der Zug fuhr weiter, und Bob stellte seine Tasse und Untertasse auf den Boden.
«Wir könnten sie in die Tasche stecken, ohne dass es jemand merkt», sagte er.
Toby gab keine Antwort. Dann sagte er:
«Nächster Halt.»
«Warum musst du es mir dauernd sagen», entgegnete Bob ärgerlich. «Natürlich ist es der nächste Halt. Ich hab doch nichts anderes behauptet, oder?»
Sie holten die kleine Tasche aus der Gepäckablage und setzten sich aufrecht hin. Bob zog seinen Mantel über, den Tweedmantel, den Nettie geschickt hatte, als ihr Mann gestorben war. Sie hatte Bob einen Brief geschrieben und gebeten:
«Komm und hilf mir, alles zu verbrennen.»
Und Bob war in die Stadt gefahren und hatte mit angesehen, wie seine Schwester Nettie, Vorarbeiterin in der Mantelfabrik, die Überreste ihrer toten Ehe verbrannte.
«Flaschen um Flaschen mit Badesalz hat sie ins Feuer geworfen», hatte er bei seiner Rückkehr Amy berichtet.
Und Amy sagte:
«Was kann sie denn mit Flaschen um Flaschen mit Badesalz gewollt haben? Und wozu hat sie sie verbrannt? Die Mädchen hätten sich darüber gefreut, Daphne wie Chicks. Trotzdem, Flaschen um Flaschen mit Badesalz. Was denn für Sorten, Bob?»
«Ach, Lavendel, mit Blumen drauf. Und alte Ostereier und Schachteln mit Pralinen, die vertrocknet waren und nach Stroh und Pappe rochen.»
Und Amy sagte verwundert:
«O je.»
Und Bob zeigte ihr den Mantel und die Flicken aus der Fabrik und die anderen Sachen, die Nettie ihm mitgegeben hatte. Und Amy sagte:
«Das ist deine Größe, Bob. Du solltest ihn tragen.»
Und Bob sagte:
«Eher falle ich tot um, als dass ich diesen vornehmen Mantel anziehe.»
Und nun trug er ihn und war nicht tot, oder so glaubte er jedenfalls.
43
Sie saßen furchtsam und schweigend auf der Kante einer langen Lederbank ohne Rückenlehne, sodass ihnen der Rücken wehtat; aber sie blieben aufrecht sitzen und starrten auf das spärliche Feuer, das hell und kalt brannte wie ein gefärbter Gletscher. Keine Wärme entströmte dem Kamin, und Toby und seinen Vater fröstelte, während sie durch das Kamingitter in die Flammen blickten, die fern und wirkungslos hinter ihrem eisernen Käfiggitter tanzten.
Toby sprach.
«Es ist kalt», sagte er.
Die alte Frau neben ihm auf der Bank antwortete ihm.
«Es ist warm. Da brennt doch ein hübsches, kleines Feuer», sagte sie und deutete auf die Flammen.
Sie wolle ihre Tochter besuchen, sagte sie, sie komme jede Woche, sie kenne die Besuchsordnung und sei an die seltsame Umgebung gewöhnt. Sie hatte eine braune Papiertüte voller Cremetörtchen neben sich und eine Thermosflasche mit Tee, den sie zu Hause gekocht hatte. Sie und Alfreda wollten miteinander Picknick machen.
«Wir machen jedes Mal, wenn ich komme, ein Picknick», sagte sie zu Toby. «Alfreda isst diese Kuchen so gern, und sie mag Tee von zu Hause viel lieber als den Krankenhaustee. Das kann man ja verstehen, nicht wahr?»
Der letzte Satz war an Bob gerichtet, der dasaß und den Korb umklammert hielt, den er und Toby miteinander den Berg heraufgetragen hatten, wobei sie sich wie Kinder stritten, wer ihn tragen durfte.
«Lass mich, nein, lass mich. Warum willst du ihn denn tragen?»
«Na, warum willst du ihn denn tragen?»
«Damit ich etwas in der Hand habe.»
Ihr Korb enthielt eine Tüte mit Orangen und Bananen und einen Schokoladenkuchen.
«Ja, es ist kalt», wiederholte Toby.
Die Frau sah ihn neugierig an. Sie wollte sie beide, ihn und den alten Mann, den er bei sich hatte und der zu frieren schien, obwohl er in seinen schicken Tweedmantel gehüllt war, daran erinnern, dass direkt vor ihnen ein hübsches, kleines Feuer brannte, und was konnte man mehr verlangen an einem kalten Tag wie heute, an dem doch immer noch Winter war?
«Es scheint, als ob der Winter uns noch nicht loslassen will», sagte sie.
Toby sagte mit lauter Stimme:
«Ja, der Winter will uns nicht loslassen, er hat Hakenzähne wie ein Aal, und deshalb lässt er uns nicht los. Was er verschlingt, wird dem schwarzen Geschlängel des Winters nie entkommen.»
Die Frau sah ihn unsicher an und dachte, es muss in der Familie liegen. Manche Besucher, ist mir aufgefallen, sind merkwürdiger als die Patienten.
Bob sagte
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