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Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul van Herck
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»aber du mußt es ja wissen.«
    Und er warf zum zweitenmal die Himmelspforte hinter Sam ins Schloß.
    »Eine milde Gabe…«
    Vor ihm, auf den Stufen, saß ein armseliger, heruntergekommener Teufel. Sam gab ihm geistesabwesend einen Groschen. Der Teufel fluchte dankbar und verschwand in einer der Kneipen, die sich an der Frontseite des Himmels etabliert hatten.
    Dann sah Sam in die Tiefe. Es regnete Pflastersteine.
    »Sam!«
    Sam schaute auf. Ein alter Mann stolperte auf ihn zu. Sam glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Es war ohne Zweifel Lode von der Volksgazet. Er war steinalt und hatte eine ungeheure Geneverfahne.
    »Lode!« rief Sam. Aber ja, dies hier war ja das Jahr 2050; Lode mußte jetzt mindestens fünfundachtzig Jahre alt sein. Es war fünfzig Jahre her, seit sie sich zum letztenmal gesehen hatten. Sogar mehr…
    »Bist du nicht ermordet worden?« fragte Lode.
    »Ja. Aber ich darf wieder zurück. Wollen wir uns einen packen?«
    »Eine gute Idee.«
    Sie betraten eine der Kneipen, und hier erfuhr Sam, daß wenige Wochen nach seinem plötzlichen Ableben die Regierung gefährlich eins aufs Haupt gekriegt hatte. Sie war zurückgetreten. Eine neue war an die Macht gekommen und seither hatte man von Vandermasten nie wieder etwas gehört, wie es meist so der Fall ist. Minister kommen und gehen, und wenn sie gehen, hinterlassen sie meist keine Spuren – als hätten sie niemals existiert. Nicht etwa, daß jemand sie vermissen würde, um Himmels willen…
     

     
    Die Zeitmaschine, dachte Sam.
    Und er hörte auch, wie es mit Lode zu Ende gegangen war. Er war friedlich im Bett entschlafen, wie es sich gehört.
    »Na, dann geh' ich mal wieder«, schloß Lode. Er stolperte hinaus, als hätten die vier Halbe ihn betrunken gemacht.
    Sam steckte seine Nase aus der Tür und stellte fest, daß der Regen nachgelassen hatte. Er bezahlte und winkte einem vorbeiziehenden Wölkchen, auf dem ein Engel saß, zu. Der Engel war ein liebreizendes Kind mit Miniaturflügeln, das Sam mitnahm und ihn kurze Zeit später am Rand einer Autobahn absetzte. Einen großen Unterschied zu seiner Zeit konnte er nicht feststellen. Die Autos waren noch immer die gleichen häßlichen Kutschen auf vier Rädern, die nach Benzin stanken. Was die Fahrspuren anbetraf, so waren aus den vieren, die zu seiner Zeit üblich gewesen waren, weit über zwanzig – wenn nicht sogar dreißig – geworden. Die vorbeirasende Blechlawine machte ein Zählen beinahe unmöglich.
    »Das mußte ja so kommen«, brummelte Sam. Nun mußte er sich aber wirklich auf die Socken machen. Er hatte schon einen Bärenhunger.
    Auf der Wiese neben der Autobahn tobten einige Marsmännlein herum. Sam baute sich am Randstreifen auf und machte das altbekannte Zeichen mit dem Daumen.
    Der erste Wagen ließ wild die Bremsen quietschen und fuhr rechts heran. Der Fahrer hatte kaum die Tür aufgeklappt, als hinter ihm auch schon vier oder fünf andere Fahrzeuge anhielten. Fotoapparate blitzten auf; sofort kam eine wilde Diskussion in Gang.
    »Ich habe ihn zuerst gesehen«, sagte der erste Fahrer wahrheitsgemäß.
    »Ich bin von der Presse«, sagte der zweite.
    »Ich bin Kriminalbeamter in Zivil«, sagte der dritte. »Und wenn er seine Schuhe nicht geputzt hat, dann loch' ich ihn ein.«
    Die letzte Bemerkung führte dazu, daß die anderen erst einmal nachdenklich wurden.
    »Ich habe den schönsten Wagen«, sagte der vierte.
    Diese Äußerung rief eine Welle des Unmuts hervor, und ehe Sam sich versah, gerieten sich die verschiedenen Fahrer plötzlich in die Haare. Ihm blieb nichts anderes übrig, als verblüfft der wilden Prügelei zuzusehen. In den Bäumen saßen große Scharen von Marsmännlein, die dem Getümmel fröhlich Beifall spendeten.
    Dann näherte sich ein kleiner, aber todschicker und exklusiver Sportwagen dem Schlachtfeld. Als er anhielt, runzelte Sam interessiert die Stirn. Hinter dem Steuer saß nämlich ein atemberaubendes Mädchen von etwa zwanzig, mit rabenschwarzem Haar. Ein spöttisches Lächeln umspielte ihre Lippen. Der Blick, den sie Sam durch ihre schweren, seidigen Wimpern schenkte, hätte einen Eisblock zum Schmelzen gebracht.
     

     
    Sams Herz setzte einen Schlag lang aus.
    Dann öffnete er die Wagentür und quetschte sich in den Sitz. Das Mädchen sah ihn an und lachte hell. Dann gab es Gas und fädelte sich in den Strom der vorbeifliegenden Autos ein.
    »Wie ein paar Hunde, die sich um einen Knochen streiten«, sagte Sam grinsend.
    »Man kann es ihnen nicht

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