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Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul van Herck
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verübeln«, sagte Susan. »Ich heiße übrigens Susan.«
    »Ich heiße Sam«, sagte Sam. »Weshalb kann man es ihnen nicht verübeln?«
    »Na ja. Was mich angeht… es ist schon sechs Jahre her, seit ich den letzten Fußgänger sah. Und das, obwohl es schon ungewöhnlich ist, wenn man in seinem Leben überhaupt nur einen zu Gesicht bekommt.«
    Sam nickte. Er fühlte sich eigentlich sogar ein bißchen stolz.
    »Wo kommst du überhaupt her?« fragte Susan. »Bist du vielleicht einer von diesen legendären Zeitreisenden?«
    »Nein. Ich bin vor etwa fünfzig Jahren gestorben, aber man hat mich wieder zurückgeschickt. Ich hab’ die Bibel geschrieben, weißt du.«
    »Soso«, sagte sie. »Ein nettes Büchlein. Bist du verheiratet? Hast du Geld? Oder Arbeit?«
    Sam schüttelte dreimal den Kopf.
    »Na, dann ist es ja gut«, sagte Susan. »Schau mal, da drüben ist ein Polizist.« Und tatsächlich – in der Nähe der Straße, etwa einen Kilometer vor ihnen, war ein Helikopter gelandet. Susan schwenkte auf eine andere Fahrbahn und blieb neben dem Gefährt stehen. Der Polizist grinste.
    »Ich ja«, sagte Susan.
    »Und du?« fragte der Polizist Sam.
    »Was und du?« fragte Sam verständnislos.
    Der Polizist begann sichtlich ungeduldig zu werden. »Wie was und ich?« fragte er. »Ja oder nein?« Er fummelte an seinem Dienstrevolver herum.
    »Ich natürlich auch«, sagte Sam.
    Der Polizist zog ein Formular aus der Tasche und machte ein Foto von ihnen. »Zehn Dollar«, sagte er.
    Susan händigte ihm den Betrag durch das Seitenfenster aus und erhielt dafür das Formular. Dann gab sie Gas und fädelte sich wieder in den laufenden Verkehr ein.
    Und küßte ihn. »So, Schatz«, sagte sie, »das war's.«
    Die ganze Sache war Sam an sich ein bißchen zu schnell gegangen. »Was war's?« fragte er.
    »Wir sind verheiratet, Schussel.«
    »Verheiratet? Du… du willst mir doch nicht weismachen, daß man dem erstbesten Polizisten nur zehn Dollar zu geben braucht, damit er einen traut?«
    Susan lachte glücklich. »Aber ja doch, Schätzchen. Und eine Scheidung geht genauso schnell.«
    »Wie schön«, sagte Sam grimmig. »Dann wollen wir mal beim nächsten Polizisten anhalten und das tun.«
    Susan verzog traurig das Gesicht. »Meinst du das ernst?« Sie sah Sam an und hatte die Augen voller Tränen.
    »Durchaus« sagte Sam und wich ihrem Blick verlegen aus. »Und außerdem solltest du besser auf die Fahrbahn achten.«
    »Eine Scheidung kostet aber tausend Dollar«, sagte Susan. »Ist es dir wirklich soviel wert, von mir getrennt zu werden?«
    »Oh, nein«, erwiderte Sam hastig. »So habe ich es nun auch wieder nicht gemeint.«
    Gleichzeitig dachte er: Na ja, dann eben später.
    Sie fuhren eine ziemlich lange Strecke im Schneckentempo dahin. Auf den vierundzwanzig Fahrbahnen – es war Sam inzwischen gelungen, sie zu zählen – krochen die Autos Stoßstange an Stoßstange dahin.
    Susan hatte das Radio eingeschaltet. Das Programm bestand aus einer abscheulichen Musik, die Sam an die gruseligsten Szenen eines Hitchcock-Films erinnerte.
    Plötzlich verlangsamte die Blechlawine das Tempo noch mehr. Sam stellte fest, daß sich Susan nervös auf die Lippen biß.
    Was hatte das zu bedeuten?
    »Pech«, sagte Susan. »Ich will es lieber nicht sehen.«
    Das, was sie lieber nicht sehen wollte, tauchte bald vor ihnen auf. Drei oder vier Wagen vor ihnen befand sich ein kleiner Peugeot in sichtlichen Schwierigkeiten. Er verlangsamte drastisch seine Fahrt und bewegte sich anschließend nur noch stoßweise vorwärts. Dann blieb er stehen. Der Fahrer stieg allerdings nicht aus. Ein Marsmännlein, das auf seiner Motorhaube saß, grinste erwartungsvoll. Sam stellte mit größter Überraschung fest, daß nun auch die folgenden Wagen anhielten, die Fahrer ausstiegen und eilig auf den Peugeot zuliefen. Sie waren mit allerlei Gerätschaften – wie etwa überdimensionalen Schraubenschlüsseln und Wagenhebern – bewaffnet. Des weiteren waren die Autofahrer ausnahmslos barfuß. Es gab leicht klatschende Geräusche, als sie über den Asphalt rannten. Plötzlich wurde es sehr still. Alles wirkte so, als hielten die Benutzer der restlichen dreiundzwanzig Fahrspuren vor Angst den Atem an.
    Die ersten hatten nun den kaputten Wagen erreicht. Sie zerrten den blassen und verstörten Fahrer hinter dem Steuer hervor. Dann prasselten die ersten Schläge auf ihn nieder.
    Sam fühlte, daß ihm die Haare zu Berge standen.
    Aber im letzten Augenblick – so wie auch die

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