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Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul van Herck
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verheiratet?« fragte sie dann.
    »Aber klar«, beeilte Sam sich hastig zu versichern. »Ich bin nämlich Zeitreisender, wissen Sie?«
    »Oh. Da kommt ein Leichenzug auf uns zu, Mann.«
    »Vielen Dank«, sagte Sam.
    »Du bist jederzeit willkommen«, sagte die junge Dame, küßte ihn feurig, murmelte etwas wie »Es konnte ja auch nicht anders sein« und verschwand in der Menge.
    Ein wenig verwirrt wartete Sam das Erscheinen des Leichenzugs ab. Da kam er auch schon um die Ecke. Vier ausgelassen fluchende junge Leute schleppten zwischen sich eine Art Brett, auf dem ein Mann lag, der – angesichts des von ihm abtropfenden Blutes – die Leiche zu sein schien.
    Dahinter drängte sich eine Schar gitarrespielender Halbwüchsiger, die ein Lied schmetterten, das aus einem einzigen, ellenlangen Fluch bestand.
    Nun hatte Sam zwar noch nicht das zweifelhafte Vergnügen genossen, am Begräbnis einer ihm nahestehenden Person teilzunehmen – aber er war durchaus schon bei Beerdigungen von Leuten zugegen gewesen, die einem Bekannten etwas bedeutet hatten. Und da auch Sam bei diesen Gelegenheiten am liebsten einen lauten, wohlmeinenden Fluch ausgestoßen hätte, war er von dieser Zeremonie nicht sonderlich überrascht. Was ihn allerdings verwundene, war die Tatsache, daß es sich bei der Leiche um seine eigene handelte. Oder besser gesagt, um die seines Duplikats.
    Allerlei verrückte Vermutungen spukten durch seinen Kopf. Wieso war Sam II so entsetzlich schnell ums Leben gekommen?
    Das Rätsel blieb jedoch nicht lange ungelöst. Kurzentschlossen hielt Sam einen der Leichenträger an. »Wie ist denn das passiert?«
     Der Träger sah ihn fragend an. »Gehören Sie zu seiner Verwandtschaft?«
    »Er ist mein Duplikat«, sagte Sam.
    »Oh«, machte der Träger respektvoll. Er blieb stehen, wodurch die drei anderen das Gleichgewicht verloren. Die Leiche schwankte bedrohlich, und die Träger fluchten ergreifend.
    »Es ist sein Duplikat«, gab der erste Träger den anderen mitfühlend zu verstehen.
    »Das erklärt alles«, sagten die drei anderen im Chor.
    »Das Leben ist ein Würfelspiel«, sagte der erste Träger.
    Das Gitarrenensemble hatte inzwischen auf dem Boden Platz genommen und spielte nach der Melodie von Lost My Double Blues eine melancholische Improvisation.
    »Wie er gestorben ist?«
    Sam nickte.
    »Der Bursche wollte zu seiner Frau, einer gewissen Susan. Er war halbverrückt nach ihr.«
    »Armer Kerl«, sagte Sam.
    »Meine Kumpels und ich sahen, wie er in den Lift hineinstürmte. Er rief unablässig ihren Namen und nahm einen Direktlift.«
    »Und dann?«
    »Meine Kumpels und ich kamen auf die Idee, ihm zu folgen. Wir glaubten, es könnte vielleicht ganz lustig werden, wenn er endlich seine Susan fände. Aber er nahm einen falschen Lift. Hab ich Ihnen eigentlich schon den neuesten Witz von dem kaputten Aufzug erzählt?«
    »Später«, sagte Sam. »Hier, meine Visitenkarte. Kommen Sie doch gelegentlich vorbei und erzählen sie ihn mir, wenn Ihnen der Sinn danach steht.«
    »Vielen Dank«, sagte der Träger. »Das mach' ich glatt. Wo war ich stehengeblieben?«
    »Er stieg also in den falschen Lift.«
    »Oh, ja. Und kam auf dem Dach heraus. Das Wetter war übrigens ausgezeichnet. Habe ich Ihnen eigentlich schon den Witz von…«
    »Später«, sagte Sam. »Fahren Sie fort!«
    »Na gut. Auf dem Dach wurde er von einem Burschen mit einem. Degen erwartet. Er hieß Pascal oder so. Er verwünschte Ihr Duplikat, das daraufhin natürlich wütend wurde und zurückbrüllte. Schließlich drückte dieser Pascal ihm ebenfalls einen Degen in die Hand, und das Spielchen begann. Es war nur kurz, aber ziemlich blutig. Wir haben uns fast kaputtgelacht.«
    »Pascal hieß der Bursche?« sagte Sam grimmig. Es war nicht das erste Mal, daß der Kerl ihm in die Quere kam.
    »Ja, genau so hieß er, Pascal.«
    »Vielen Dank«, sagte Sam. »Dann kann ich also wieder von vom anfangen. Was habt ihr denn jetzt mit der Leiche vor?«
    »Wir bringen sie auf den öffentlichen Desintegrationsplatz. Wohin sonst?« '
    »Viel Spaß noch«, sagte Sam. Ihm fiel auf, daß sein Abgang für die Leute vielleicht etwas zu abrupt kam, und teilte ein paar Zigarren aus. Die noch immer in seinem Knopfloch steckende Nelke (siehe oben) legte er auf die Leiche.
    Die Prozession setzte ihren Weg fort. Auch Sam eilte von dannen, nur waren seine Gedanken mit einer Rechenaufgabe beschäftigt, in der die Brüche 1/2
    und 1/4 eine nicht unwesentliche Rolle spielten. »Da haben wir ja

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