Framstag Sam
hielt Sam an.
»Bringen Sie mich von hier weg«, sagte Sam. »Fahren Sie mich zu einem guten Lokal und warten Sie dort auf mich. Ich habe nachzudenken. Außerdem will ich mich besaufen.«
»Hast du Geld?« fragte der Taxifahrer.
»Ich ersticke förmlich darin«, sagte Sam. »Würde es Sie beruhigen, wenn ich Ihnen erzählte, daß ich soeben einem Ihrer Kollegen als Trinkgeld ein Paar Schuhe gegeben habe?«
»Ein Paar Schuhe?« keuchte der Taxifahrer. »Das beruhigt mich natürlich immens, mein Herr! Sitzen Sie auch bequem?«
Der Wagen setzte sich in Bewegung, und Sam überdachte erneut seine Lage. In welches Fettnäpfchen war er denn nun schon wieder getreten?
»Ahem«, sagte er, einer plötzlichen Eingebung nachgebend, »wo waren Sie eigentlich letzten Framstag?«
»Ich kenne keinen Framstag, mein Herr«, erwiderte der Taxifahrer, »aber wenn Sie wünschen, könnte ich Ihnen ein paar Auskünfte einholen…«
»Schon gut«, sagte Sam.
Eine Stunde später erreichten sie ein gepflegtes Autobahnrestaurant, das so weit von der Straße entfernt lag, daß sie sogar einen Parkplatz fanden.
»Sie können ebensogut mit reinkommen«, sagte Sam zu dem Taxifahrer. »Ich bezahle alles.«
Sie gingen hinein.
Um einundzwanzig Uhr war Sam melancholisch-betrunken. Er weinte sich an der Schulter des Taxifahrers aus und bejammerte die Ungerechtigkeit des irdischen Daseins insofern, als der dreimal verfluchte Framstag sein Leben zur Hölle machte. Um zweiundzwanzig Uhr war er in der richtigen Stimmung, eine große Randale abzuziehen. Der Taxifahrer war bereits eingeschlafen. Sam entdeckte einige Angehörige der Schickeria, die es sich in einer Nische bequem gemacht hatten und Champagner schlürften. Er taumelte auf die Gruppe zu und begann erneut mit dem Thema, das ihm auf den Nägeln brannte.
»Setz dich hin und sag mir, wo dein Problem liegt«, sagte ein feiner Herr und schenkte Sam wahrhaftig ein Glas Champagner ein.
Sam legte ihm seinen Fall auseinander. Das brauchte natürlich seine Zeit, da er nicht die kleinste Einzelheit ausließ.
»Tausend Dank für die nette Geschichte, mein Freund«, sagte der feine Herr eine Stunde später. »Hier hast du ein Fläschchen Champagner, das kannst du dir mit deinem Freund teilen.«
Sam war gerade noch so nüchtern, um festzustellen, daß an der Art, mit der der feine Herr ihn behandelte, irgend etwas nicht stimmte. Im Moment war ihm das aber egal. Er kehrte an seinen Tisch zurück, schüttelte den Taxifahrer, bis er wach wurde, und fragte. »Noch Durst?«
Der Taxifahrer schüttelte verneinend den Kopf und legte sich wieder hin. Also fiel Sam allein über den Champagner her. Dann sah er, daß die beiden feinen Herren – komisch, vorhin war es nur einer gewesen – sich intensiv flüsternd mit den beiden feinen Damen unterhielten. Kurz darauf standen die beiden feinen Herren auf und betraten eine Telefonzelle. Dabei warfen sie mißtrauische Blicke in Sams Richtung.
Sam fühlte sich unbehaglich. Ahnte er etwas?
Er weckte die beiden Taxifahrer und sagte: »Laßt uns abhauen.« Vor ihm standen zwei halbvolle Champagnerflaschen, die sich jedoch nicht ergreifen ließen. Ob er etwa betrunken war? War dies der Anfang eines Delirium tremens? Mißtrauisch warf Sam einen Blick auf die Wand, um nachzusehen, ob sich dort bereits die ersten weißen Mäuse tummelten. Er sah jedoch nur zwei sturzbetrunkene Marsmännlein, die sich an einem Lampenschirm festhielten.
»Erst wird bezahlt, Kumpel«, sagten die beiden Kellner im Chor. Sam durchwühlte seine Taschen, zahlte und gab den beiden noch ein fettes Trinkgeld.
»Der Champagner, den ihr hier verkauft«, lallte er, »ist das reinste Spülwasser. Wenn sich das beim nächstenmal nicht geändert hat…«
Die Nachtluft tat ihm gut. Die beiden Taxifahrer verschwammen zu einem einzigen.
»Nichts wie nach Hause«, sagte Sam.
»Wenn Sie mir bitte sagen wollen, wo das ist?« fragte der Taxifahrer.
Herrjeh, auch das noch! Jetzt war er ja gar nicht mehr verheiratet…
»Nirgendwo«, sagte Sam.
»Wie ärgerlich«, sagte der Taxifahrer. »Sind Sie sicher, daß Sie viel Geld haben?«
»Das bringt mich auf eine Idee«, sagte Sam. »Ich werde das Lokal einfach kaufen und die ganzen Leute hinauswerfen.«
»Lieber ein Hotel«, meinte der Taxifahrer. »Irgendwo wird sich ja eins finden lassen. Aufgrund der Ehegesetzgebung wohnen ja heute viele Leute in Hotels. Haben Sie ein ähnliches Problem?«
Sam nickte finster vor sich hin. »Na gut, dann in
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