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Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul van Herck
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lebenslänglich verknackt hatten.
    »Weiterfahren«, sagte er zu dem Taxifahrer. »Ich habe meine Meinung geändert. Außerdem habe ich einen Revolver aus dem zwanzigsten Jahrhundert in der Tasche, der häßliche und schmerzhafte Wunden erzeugt, mein Junge.« Er produzierte ein gnadenloses Grinsen.
    Der Taxifahrer lachte erfreut. »Endlich ist mal was los«, kicherte er. »Ein echter Überfall. Du kannst nur ein zeitreisender Gangster sein.«
    »Genau«, sagte Sam. »In meiner Zeit nannte man mich Dillinger. John Dillinger.«
    »He, he!« lachte der Taxifahrer. »Das wird ja immer verrückter. Kann ich, wenn ich hier lebend rauskomme, dein Autogramm haben? Ich habe viel über dich gelesen.«
    »Wenn wir hier herauskommen, Junge.«
    »Ich werde mein Bestes geben.«
    Und er gab sein Bestes. Er manövrierte den Wagen so, daß er genau vor den beiden Ölfässern anhielt, die den Durchgang der Straßensperre bildeten. Ein Polizist eilte auf sie zu, aber im gleichen Augenblick gab der Taxifahrer Vollgas. Es gelang dem Beamten in letzter Sekunde zur Seite zu springen.
    »Geschafft!« jauchzte der Taxifahrer, während ihnen von hinten die Kugeln um die Ohren flogen »Vergiß bloß das Autogramm nicht!«
    »Wir sollten lieber an unsere Haut denken«, sagte Sam.
    »Hör zu, Dillinger. Sobald das erste Hotel vor uns auftaucht, springst du heraus.«
    »Und was wird aus dir?«
    »Ich lasse mich erwischen und sage, daß ich nur deswegen aufs Gaspedal getreten habe, weil ich allergisch gegen Ölfässer bin.«
    »Kannst du mich nicht… etwas weiter wegfahren?«
    »Mach dich nicht lächerlich. In ein paar Minuten haben sie uns ohnehin eingeholt.«
    Sam warf einen Blick in den Rückspiegel. Über ihnen – aber noch weit entfernt – wurden in der Luft helleuchtende Punkte sichtbar. »Das sind Polizeihubschrauber«, lachte der Taxifahrer. »Mensch, ist das spannend!«
    Sie näherten sich einem Hotel. Der Taxifahrer ging mit der Geschwindigkeit herunter. »Das Autogramm, Dillinger.«
    Sam kritzelte etwas auf ein Stück Papier, das der Fahrer ihm unter die Nase hielt.
    Die Seitentür ging auf. Der Wagen fuhr jetzt noch etwa zwanzig Stundenkilometer. »Glaubst du, daß ich…«, sagte Sam, aber im gleichen Augenblick gab der Taxifahrer ihm einen kräftigen Schubs.
    Es hätte schlimmer kommen können. Sam überschlug sich mehrere Male, dann erhob er sich auf schwankenden Beinen und rannte mit weitausholenden Sätzen auf das Hotel zu, das er gerade noch rechtzeitig erreichte. Das Motorengedröhn der Helikopter wurde lauter.
    Als Sam die Eingangstür des Hotels öffnete, fühlte er sich angenehm überrascht. Das Gebäude war einwandfrei ein Haus, das noch aus seiner Zeit stammte. Es war zwar nicht besonders neu, aber dafür gemütlich und wirkte vertrauenerweckend. Der Besitzer saß in Hemdsärmeln hinter einem langen Tresen. Alles paßte zueinander.
    Hier gab es nicht einmal Marsmännlein, und sogar der Fernsehschirm war alt und maß nicht einmal mehr als drei Quadratmeter.
    Was es allerdings auf diesem Schirm zu sehen gab, trug nicht dazu bei, Sams Stimmung zu heben: Er sah nämlich sein eigenes Gesicht, komplett mit dem zuckenden linken Ohr. »Na, wen haben wir denn da?« fragte der Hotelbesitzer, als Sam wie angewurzelt stehenblieb. Er kam mit ausgestreckten Armen hinter dem Tresen hervor. »Ich will auf der Stelle tot umfallen, wenn das nicht der Mann ist, der überall gesucht wird. Mannomann, ist das ein Abend. Und das, wo hier doch so gut wie nie etwas passiert, Mijnheer!«
    Fröhlich weiterschwätzend förderte er das Gästebuch zutage. »John Dillinger«, trug Sam sich ein. »Historischer Gangster, zwanzigstes Jahrhundert.«
    Allmählich begann er sich an seine Rolle zu gewöhnen.
    »Das kostet Sie zweitausend Dollar«, sagte der Hotelbesitzer. »Das entspricht der Prämie, die auf Ihren Kopf steht – plus Mehrwertsteuer.«
    Es war ziemlich teuer, ein Gangster zu sein, fand Sam. Aber er fühlte sich so müde, daß er die geforderte Summe ohne Murren zahlte. Der Hotelbesitzer sah ihn etwas enttäuscht an. »Werden Sie mich nun… äh… knebeln? Oder mit einem Revolver bedrohen, wie es in den Büchern steht?«
    Sam versuchte ein grimmiges Lachen; es wurde aber nur ein heftiges Gähnen daraus.
    »Lassen Sie den Quatsch und zeigen Sie mir mein Zimmer«, sagte er und fügte hinzu: »Oder ich schieße.« Das wirkte und traf wohl auch den erwarteten Ton. Der Hotelbesitzer riß einen Schlüssel von der Wand und ging voraus nach oben. Er

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