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Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul van Herck
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Männer in weißen Kitteln seinen Nachbarn mit einer Tragbahre ab.
    »Hat er wieder gesendet?« fragte jemand durch die Futterluke.
    »Hab' nix gehört«, erwiderte Sam. Die Futterluke wurde wieder geschlossen. Sam Miniowsky also. Sam beschloß, sich den Namen zu merken, und zwar schnell. Sie suchten also einen Führer, der die wilden Jahre noch miterlebt hatte? Nun, er selbst hatte während der siebziger Jahre auf dem Amsterdamer Singel in der vordersten Reihe gestanden und sich von den Bullen die Birne weichklopfen lassen. Er hatte Mao gekannt und erinnerte sich sogar noch schemenhaft an Väterchen Stalin. Er mußte so schnell wie möglich wieder mit diesem Sam Kontakt aufnehmen. Das war eine voreilige Entscheidung, aber daran, daß sie am nächsten Morgen kamen und ihn holten, kann man mal wieder sehen, wie das Leben so spielt.
    Man brachte ihn vor einen Untersuchungsrichter, der eine ausgesprochen unangenehme Erscheinung verkörperte.
     

     
    Noch bevor Sam den Raum ganz betreten hatte, schoß der Richter schon seine erste Frage ab. »Wo waren Sie vorgestern um siebzehn Uhr?«
    Sam fiel die Kinnlade herunter.
    »Er gesteht!« jubilierte der Untersuchungsrichter, riß sich die Perücke vom Kopf, kletterte auf den Richtertisch und führte einen wilden Tanz auf. »Das ist mir während meiner ganzen Karriere noch nicht untergekommen!« Er öffnete eine Flasche mit Altem Klaren und schenkte den Polizeibeamten, dem Stenografen, dem Staatsanwalt und Sam ein Gläschen ein. Während die anderen sich laut miteinander unterhielten, klopfte er Sam fröhlich auf die Schulter und sagte: »Ich wünschte, Sie wären mein Sohn!«
    Ohne Übergang wurde er dann wieder ernst und schrie: »Zur Sache! Sie geben also zu, bei Minister Vandermasten gewesen zu sein?«
    Sam hatte in der Zwischenzeit die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen und ein wenig nachgedacht. Vorgestern um siebzehn Uhr war er tatsächlich bei Minister Vandermasten gewesen. Hatte Vandermasten etwa mit seinem Gewehr irgendeine Dummheit angestellt? Hatte er etwa einen unglücklich gezielten Schuß abgefeuert? Gütiger Himmel!
    »Ich habe überhaupt nichts zu gestehen«, sagte Sam. »Ist etwas mit Julie?«
    »Und wieso dann diese plötzliche Besorgtheit?« schnaubte der Untersuchungsrichter. »Aber nein, Sie können sich beruhigen. Sie ist gesund und munter, dafür hat der Minister schon Sorge getragen. Ein mutiger Mann, der Minister.«
    »Wessen werde ich eigentlich beschuldigt?« verlangte Sam zu wissen.
    Der Richter vertiefte sich in ein dickes Dossier und las. »Sie haben die Tochter des Ministers belästigt.«
    »Soso«, sagte Sam leicht gereizt, »und wer hat diese Anzeige erstattet?«
    »Der Minister höchstpersönlich«, sagte der Untersuchungsrichter. Sein krötenähnliches Gesicht nahm einen ehrerbietigen Ausdruck an. Er nahm sogar den Hut ab und alle Anwesenden folgten seinem Vorbild.
    »Wenn Sie mich fragen«, durchbrach Sam die Stille, »dann hat er die Tatsachen ein wenig auf den Kopf gestellt. Der Minister hat auf mich geschossen.«
    Der Richter nickte. »Das ist auch sein gutes Recht. Schließlich ist er ja nicht umsonst Minister. Die Frage ist: Hat er auf Sie geschossen, weil Sie seine Tochter belästigten?«
    »Ich hatte seine Tochter gerade um ihre Hand gebeten«, erklärte Sam. »Ist das etwa ein Verbrechen?«
    »Einen Augenblick. Das kommt ganz darauf an. In Ihrem Fall wohl, wenn der Minister das behauptet.«
    »Ach so«, schäumte Sam wütend. »Und meine Aussage? Hat man die etwa schon von vornherein als Humbug eingestuft?«
    »Natürlich«, sagte der Richter. »Hier, sehen Sie.« Und tatsächlich, am Rand des Vernehmungsprotokolls, das Sam unterschrieben hatte, stand klar und deutlich ›Humbug‹.
    »Aber so unfair sind wir ja gar nicht, Sam«, sagte der Richter. »Passen Sie auf! Stimmt es, daß Sie der Tochter des Ministers eine gewisse Zeit den Hof gemacht haben und sich dabei als… äh… eine höhergestellte Persönlichkeit ausgaben?«
    »Das stimmt«, sagte Sam und lachte, als die Erinnerungen ihn überfielen.
    »Aha«, machte der Richter. »Habt ihr das gehört? Er hat die Tochter eines Ministers auch noch unter Vorspiegelung falscher Tatsachen belästigt. Und schon wieder hat er gestanden. Wie ist das Leben doch schön.« Der Richter küßte Sam dankbar auf beide Wangen und quetschte sich eine Träne ab.
    »Moment mal!« sagte Sam und überlegte es sich dann anders. Wenn er jetzt aussagte, daß er keinesfalls jemandem falsche Tatsachen

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