Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul van Herck
Vom Netzwerk:
würde dann garantiert Selbstmord begehen, nur damit sie dich auch noch im Jenseits malträtieren kann.«
    »Von der Seite habe ich das noch gar nicht gesehen«, gab der Minister zu. »Ich werde Straßenmusik machen. Man sagt, daß das die Sorgen vertreibt.«
    »Tu das«, sagte Sam.
    Als gebrochener Mann wankte Vandermasten hinaus.
    In diesem Moment schlug irgendwo eine Tür. Der Minister krümmte sich und eilte, kleiner als je zuvor, von dannen.
    Der Direktor kam aus seinem Büro, um Vandermasten hinauszubegleiten. Als er den Gesichtsausdruck des Mannes sah, blieb er verstört stehen.
    »Was hast du mit dem Minister gemacht, Sam?« fragte er streng.
    »Ich habe ihm nur gesagt, daß ich seine Tochter nicht heiraten will«, erwiderte Sam grinsend.
    Mehrere Tage später verlor der Direktor die Schlacht von Waterloo. Er saß geknickt in seinem Büro, während die anderen Patienten – darunter Ney, Grouchy und ein paar andere – ihn umringten.
    Sam, der Kommunist, erfuhr als erster von der Niederlage, denn er war in das Direktorenbüro gerufen worden, um seinen täglichen Bericht über den Gesundheitszustand der Goldfische abzugeben. Dabei hatte er die ganze Gesellschaft sitzen sehen. Seine unschlagbare Intuition verriet ihm natürlich sofort, daß große Dinge im Anmarsch waren. Mit langen Sätzen eilte er in Sams Zelle und stemmte mit einiger Mühe die Tür auf.
    »Der Direktor hat gerade die Schlacht von Waterloo verloren, Sam!« rief er aus.
    »Na und?«
    »Jetzt sitzt er tiefer im Dreck als nach dem Rückzug aus Rußland.
    Auf, auf!« »Und wohin?« »Das wirst du schon sehen.« Er zerrte Sam hinter sich her. Vor dem Büro des Direktors richtete er seine Krawatte, zwinkerte Sam zu und stieß die Tür ohne viel Federlesens auf. Er salutierte.
    »Wir sind englische Kuriere«, sagte er. »Wellington schickt uns. Wir sind gekommen, um über die Kapitulation zu sprechen.«
    »Die bedingungslose Kapitulation«, fügte Sam hinzu. Manchmal war er wirklich schnell von Begriff.
    Der Direktor sah auf. Dann erhob er sich wie ein wütender Berg. Donnernd fiel seine geballte Faust auf einen überfüllten Aschenbecher.
    »Ich werde niemals kapitulieren!« brüllte er. »Niemals!«
    »Auch gut«, sagte Sam. »Aber der Herzog von Welling…«
    »Hinaus!« schäumte der Direkter. »Hinaus!
    Sam und Sam verbeugten sich und gingen. Durch die andere Tür. So einfach war das.
    »Jetzt aber hurtig«, sagte Sam, als sie draußen waren. »Ich habe gehört, daß sein Zustand nicht lange andauert.« Er winkte ein Taxi heran, und sie sprangen hinein.
    »In die Stadt«, sagte Sam.
    »Und hier werden unsere Wege sich trennen«, sagte Sam, als sie sich der Stadt näherten.
    »Wieso?« fragte Sam. »Wollen wir nicht von nun an unsere Kräfte gemeinsam den Menschenrechten widmen?«
    »Na, sowieso! Aber jeder auf seine Art, Sam. Irgendwo werden wir uns wiedersehen. Was mich angeht, so werde ich mich in den Kampf um den uns rechtmäßig zustehenden Framstag stürzen. Gib mir deine Adresse, Sam.«
    Sam gab ihm seine Adresse.
    »Ich halte dich auf dem laufenden«, versicherte Sam ihm. »Wenn ich etwas erfahren habe, können wir mit vereinten Kräften zuschlagen.«
    Innerlich war er weniger davon überzeugt. Fürs erste würde er sich ganz schön im Hintergrund halten müssen, denn der allmächtige Feind – das Kapital – würde ihm auch weiterhin auf den Fersen bleiben. Aber irgendwie würde er auch damit schon fertig werden.
    »Bis dann, Genosse«, sagte er, als sie die Stadt erreicht hatten.
    Sam schüttelte Sam kräftig die Hand. »Halt die Ohren steif, Genosse.«
    Sam bezahlte, sprang aus dem Taxi, erreichte glücklich den Lift, kaufte sich eine Zeitung und verbarg sich dahinter. Das war sein Glück, denn die mit zahlreichen Bildern versehene Reportage über ihre sensationelle Flucht füllte die ganze Titelseite. Man riet der Bevölkerung, den Mund zu öffnen und die Augen zu schließen, aber vielleicht war es auch umgekehrt. Die 4-D-Fotos ihrer Visagen waren ein bißchen retuschiert worden und zeigten nun einen besonders bösartigen Ausdruck. Sam wurde noch kleiner hinter seiner Zeitung und zog sich zur Sicherheit den Hut über die Augen.
    Eine halbe Stunde später traf er bei Sabrinsky ein. Das erste, was Sam auffiel, war das Terrarium. Es war leer.
    »Amnestie«, erklärte Sabrinsky. »Hin und wieder muß ich das machen, sonst gerate ich in Schwierigkeiten. Da wir gerade von Schwierigkeiten sprechen. Nach allem, was ich gesehen habe,

Weitere Kostenlose Bücher