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Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul van Herck
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hier herausholt, aber vielleicht sollte ich ihr dabei ein bißchen behilflich sein.«
    »Genau das machen wir«, sagte der Kommunisten-Sam mit leuchtenden Augen. »Entweder mit Seilen, mit Bestechung oder einem Tunnel.«
    »Das gefällt mir«, sagte Sam. Für ein Abenteuer – zudem ein ungefährliches – war er immer zu haben. Und schließlich war er ja immer noch unzurechnungsfähig…
    »Denk mal darüber nach«, sagte Sam. »Morgen tüfteln wir dann einen konkreten Plan aus. Und leih dir aus der Bibliothek ein paar Fachbücher über Ausbrüche.«
    »Ist das nicht zu auffällig?«
    »Einen Punkt für dich«, gab der andere Sam zu und wischte sich einige Schweißperlen von der Stirn. »Das Gespräch hat mich ganz schön heißgemacht«, sagte er und sprang in den Goldfischteich. Und so endete ihre erste Begegnung. Am nächsten Tag sahen sie einander wieder und debattierten in Höchstform über den geplanten Ausbruch.
    Sam plädierte für einen Tunnel; Sam hingegen schwor auf eine Flucht über die Dächer. Da sie jedoch beide über ausgezeichnete Argumente verfügten, beschlossen sie, keine dieser Methoden zu wählen.
    Am übernächsten Tag trafen sie sich nicht. Kurz vor dem täglichen Gartenspaziergang kam nämlich Talleyrand eilig in Sams Zelle gestürmt und sagte: »Besuch für dich, Sam.«
    Sam legte erstaunt das Erbauungsbuch, in dem er gelesen hatte, beiseite.
    »Und wer?«
    »Keine Ahnung. jemand mit Schuhen.« Talleyrand platzte beinahe vor Neugier.
    Jemand mit Schuhen? Das konnte nur eins bedeuten…
    »Führe mich hinaus, Talleyrand«, sagte Sam mit heiserer Stimme und klopfendem Herzen.
    Seine Vermutung erwies sich als richtig. In einer speziellen Besuchskammer saß Vandermasten, den man nur noch mit Mühe als den erkennen konnte, der er einmal gewesen war. Er kaute nervös am Griff seines Spazierstocks. Unter seinen Augen lagen dunkle Ringe; seine Haut hingegen hatte die Farbe alten und kostbaren Pergaments angenommen.
    »Ah, der Herr Minister«, sagte Sam jovial.
    »Du kannst sie haben«, sagte der Minister hohl.
    »Wie bitte?.
    In diesem Augenblick schlug die Uhr drei. Vandermasten sprang mit einem Schrei von seinem Stuhl auf und blickte sich furchtsam um. »Bei plötzlichen Geräuschen zucke ich zusammen«, sagte er. »Meine Nerven ziehen sich zusammen und verknoten sich. Schau nur.« Er zog sein linkes Hosenbein hoch, und Sam schnalzte mitleiderfüllt mit der Zunge.
    »Unterlaß das«, sagte der Minister. »Du weißt, wie ich auf unerwartete Geräusche reagiere.« Er riß eine Kerze aus einem Leuchter und brach sie durch.
    »Eine Woche«, sagte er. »Eine Woche lang hat mir meine Tochter das Leben zur Hölle gemacht.«
    »Tja«, sagte Sam mitfühlend, »die Jugend von heute…«
    »Eine Szene nach der anderen. Und ihre Mutter hat natürlich auch für sie Partei ergriffen. Der momentane Zustand ist unhaltbar. Und ich verstehe immer noch nicht, was sie an dir gefressen hat.«
    »Ich danke Ihnen.«
    »Und… äh… Setz dich hin, du machst mich nur noch nervöser! Sie hat mir mit Selbstmord gedroht. Sie sagte, sie werde in ein Kloster oder auf den Strich gehen. Sie drohte mir sogar damit, daß sie in der Presse alles über den Fall Van den Heuvel enthüllen werde… Hast du je vom Fall Van den Heuvel gehört?«
    »Nein.«
    »Gott sei Dank. Sie hat mein Billardqueue zerbrochen und mich nächtelang nicht zum Schlafen kommen lassen.«
    »Wie rührend«, sagte Sam.
    »Wie bitte?«
    »Wie rührend«, wiederholte Sam.
    »Oh. Äh… ja. Das kommt ganz auf den Gesichtspunkt an, nicht wahr?«
    »Allemal«, sagte Sam.
    »Und nun?«
    »Was und nun?« fragte Sam, dem das Gespräch zu viele Wendungen nahm.
    »Du willst sie doch wohl immer noch heiraten?«
    »Natürlich will ich das.«
    Der Minister nahm seinen Hut ab und küßte Sam auf beide Wangen. Tränen der Dankbarkeit flossen über sein eingefallenes Gesicht. »Ich danke dir, mein Junge«, stammelte er.
    »Einen Moment noch«, warf Sam ein. »Und was ist mit Framstag?«
    »Ja. Ja, ja. Das hätte ich beinahe vergessen. Das ist natürlich die Stelle, an der uns der Schuh drückt, nicht wahr?« Vandermasten sah richtiggehend gestärkt aus und artikulierte sich von nun an mit viel mehr Zusammenhang. Er bot Sam eine Zigarre an, gab ihm Feuer, und nachdem sie mehrere Rauchwolken ausgestoßen hatten, sah die Welt schon wieder ganz anders aus.
    »Framstag«, begann der Minister, »ist…«
    »… der achte Wochentag«, half Sam ihm trocken auf die Sprünge. »Und er

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