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Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul van Herck
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ist reserviert für solche reichen Nabobs wie Sie.«
    Der Minister ließ seine Zigarre fallen. »Du… du weißt es schon?«
    »Aber klar«, lachte Sam übermütig. »Wenngleich natürlich auch nicht alles.«
    »Dann werde ich dich ein bißchen weiter mit der Materie vertraut machen. Seit urdenklichen Zeiten spart die Menschheit Zeit an. Reiche Leute sparen natürlich mehr als arme. Nimm nun mal an, du würdest, anstatt mit einem Schiff zu reisen, mit dem Flugzeug nach New York fliegen. Du sparst damit vier Tage ein. Und was machst du mit dieser Zeit? Verbringst du sie damit, indem du auf dem Broadway herumlungerst oder sie in deinem Hotel vertrödelst oder so was?«
    »Das wäre ziemlich unwirtschaftlich«, meinte Sam.
    »Genau. Nun, wir deponieren die eingesparte Zeit auf der Bank. Auf der Internationalen Zeitbank. Schon mal gehört?«
    Sam schüttelte verneinend den Kopf. »Die so zusammengekommene Zeit einer Gruppe ausgewählter Menschen wird anschließend gerecht verteilt. Früher bekamen wir dafür alle zwei Wochen einen Zusatztag…«
    »Quinze jours «, murmelte Sam.
    »Häh?«
    » Quinze jours. «
    »Oh, sicher. Später bekamen wir diesen Tag dann jede Woche.«
    »Wie schön. Und weiter?«
    »Ich habe eben von einer ausgewählten Gesellschaft gesprochen. Tatsächlich ist die Internationale Zeitbank jedoch mehr ein Club. Er hat nun genau 3498 Mitglieder, die über die ganze Welt verstreut leben, und das ist natürlich lächerlich wenig. Der Zutritt zu diesem Club wird nur außerordentlich wohlhabenden Menschen, die außerdem noch einen lauteren Lebenswandel vorweisen können – so wie ich – gestattet. Ich würde mir wünschen, Sam, daß du damit aufhörst, solche Grimassen zu schneiden. Und hör auf, mit deinem linken Ohr zu wackeln. Die Sachlage sieht also folgendermaßen aus:
    Niemand darf etwas davon erfahren. Du verstehst schon, warum.«
    »Und ob ich das verstehe«, schnaubte Sam. »Ihr habt Angst, daß man euch euer kleines Privileg wegnehmen könnte, stimmt's?«
    »Ja. Und du brauchst überhaupt nicht so mißmutig zu schnauben. In Kürze wirst du nämlich ganz anders darüber denken. Von Zeit zu Zeit – aber glücklicherweise selten – kommt uns nämlich durch eine Verkettung unglücklicher Umstände immer wieder ein so neugieriger Bursche wie du auf die Spur.«
    »Das dürfte euch ziemlich lästig sein.«
    »Ist es auch. In manchen Ländern fallen diese Leute… äh… irgendwelchen Unfällen zum Opfer, weißt du.«
    Sam nickte finster.
    »Wir verhalten uns ein bißchen zivilisierter. Bei uns ist es üblich, solche unerwünschten Kerle für verrückt erklären zu lassen und in eine Klapsmühle einzuweisen. Das ist nicht nur viel menschlicher, sondern auch vernünftiger. Wer würde einem solchen Burschen schon glauben, wenn er irgend etwas über den Framstag zusammenfaselt?«
    »Tscha…«
    »Gesundheit. Du hast ja am eigenen Leibe erfahren, wie so was ausgeht, aber ich muß dir dennoch sagen, daß ich wohl etwas übertrieben gehandelt habe, als ich mit dem Gewehr auf dich zielte. Ich habe inzwischen die Bankbosse in New York angerufen, und auch sie waren der Meinung, ich sei ein bißchen zu weit gegangen…«
    »Das kann doch jedem mal passieren«, sagte Sam. »Nun aber weiter im Text, alter Knabe. Die Sache interessiert mich immer mehr.«
    Der Minister runzelte zwar aufgrund des veränderten Tonfalls seines Gegenübers kurz die Stirn, sagte aber nichts. Nach der Entschuldigung wegen des Mordversuchs war Sam der Ansicht, sich nun ein bißchen mehr herausnehmen zu können.
    »Da ist allerdings noch«, sagte der Minister mit einem leichten Frösteln, »meine Tochter, wie ich schon sagte. Und sie wird mich, wenn sie so weitermacht, bald in den Wahnsinn treiben.«
    »Wir haben hier noch Platz genug, du alter Knicker«, erläuterte Sam großzügig. »Ich hätte auch nichts dagegen, wenn du meine Zelle mit mir teilst.«
    »Spotte du nur. Das Problem sieht folgendermaßen aus: Wenn du sie heiraten willst, mußt du hier heraus. Und das darfst du nicht.«
    »Wie bedauerlich.«
    »Tscha…«
    »Gesundheit. Und was willst du jetzt machen?«
    »Ich habe mit der Bank über diese höchst ungewöhnliche Lage konferiert. Man hat mir einen Vorschlag gemacht. Du mußt reich werden. Wenn du reich bist, wirst du Mitglied der Bank, hast ein Anrecht auf deinen eigenen Framstag, und es gibt keinen Grund mehr, dich hier festzuhalten.«
    Sam musterte Vandermasten mit zusammengekniffenen Augen. War etwa was über seinen

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