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Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul van Herck
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unglaublichen Reichtum an die Öffentlichkeit gedrungen? Unmöglich. »New York macht folgenden Vorschlag«, fuhr der Minister fort. »Es gibt in Texas einen Ölkönig. Der Bursche ist ungeheuer reich. Er hat nicht nur keinen Erben, sondern kann auch jede Minute den Löffel abgeben. Er wird dich an Sohnes Statt annehmen, und alles, was du dazu zu sagen hast, ist ja. Ich habe die Sache schon soweit eingefädelt. In ein paar Wochen – höchstens in ein paar Monaten – wird der Bursche in die Grube fahren, und dann bist du reich genug, daß du bei der Bank eine Mitgliedschaft beantragen kannst. Irgendwann kannst du mir meine gute Tat ja dann vergelten.«
    »Das ist sehr nett von dir, du alter Schrapphals«, sagte Sam. »Aber warte mal einen Augenblick! Wer garantiert euch denn, daß ich im gleichen Moment, in dem ich hier herauskomme, die Existenz des Framstags nicht laut ausposaune? Im Grunde meines Herzens bin ich nämlich Demokrat.«
    »Unmöglich«, sagte der Minister, von seinen Worten völlig überzeugt. »Gegen Privilegien, die man selbst nicht genießen kann, ist schließlich jeder. Aber wenn man sie hat… Das ist so klar wie Kloßbrühe.« Er dachte kurz nach und fügte hinzu: »Wie ein ganzer Eimer voll, wenn ich das mal so sagen darf.«
    »Vielleicht auch wie eine Badewanne voll?«
    »Möglicherweise auch das. Du verstehst mich also, nicht wahr? Momentan hältst du es noch für ungerecht, daß nur die Oberschicht dieses Privileg genießt. Aber wenn das erst einmal für dich selbst zutrifft, wirst du den Framstag mit Zähnen und Klauen verteidigen. Du wirst alles tun, um zu verhindern, daß man ihn dir wieder wegnimmt.«
    »Glaubst du?«
    »Ich glaube es nicht nur, ich weiß es. Wirf doch nur einen Blick in die Abgeordnetenkammer. Da sitzen nur Politiker, die den armen Reichen das Leben zur Hölle machen… und dabei schwimmen sie selbst im Geld.«
    »Du hast vielleicht sogar recht«, sagte Sam.
    »Natürlich habe ich recht. Nun?«
    »Willst du wissen, was ich von der ganzen Sache halte?« »Aber allemal.«
    »Mir wird speiübel«, sagte Sam. Er ging hinaus und gab seinen Übelkeitsgefühlen nach. »So, jetzt fühle ich mich besser«, sagte er, als er zurückkam. »Ich habe dir also gesagt, daß mir davon speiübel wird. Welch eine übelkeitserzeugende Geschichte. Nur die Crême der Menschheit verfügt also über einen zusätzlichen Tag, wie? Und warum? Weil sie die meiste Zeit einsparen?«
    »Genau«, sagte der Minister.
    »Und auf dem Rücken welcher Klassen sparen sie diese Zeit ein? Auf dem Rücken der Arbeiterklasse, mein Herr! Es ist nämlich der Arbeiter, der dem Bonzen das Flugzeug baut und es fliegt, der seinen Wagen steuert und versorgt. Wenn schon Zeit eingespart wird, sollte sie auch gerecht verteilt werden. Und vor dem Gesetz ist nun einmal jeder gleich.«
    Der Minister lachte. »Welch ein Quatsch! Was du da redest, erinnert mich an Großvaters Zeiten, als noch genug Idealisten herumliefen, die der Meinung waren, daß es Gleichheit vor dem Gesetz geben könne. Paß auf! Wieviel Zeit, glaubst du, würde für jeden übrigbleiben, wenn man das Angesparte gerecht auf alle Menschen verteilte? Ein paar Sekunden? Hör doch mit dem Scheißgerede auf, Mann!«
    »Selber Scheißgerede«, konterte Sam. Er konnte sich allerdings der Vernunft des ministerialen Arguments nicht verschließen.
    »Nun?« bohrte der Minister weiter.
    Sam antwortete nicht sofort. Immerhin hatte er noch ein As im Ärmel, das er ausspielen konnte: seinen Zaster.
    »Nein«, sagte er.
    Der Minister krümmte sich. »Aber denk doch auch mal an Julie! Ihr wird das Herz brechen.«
    »Das weiß ich«, sagte Sam, »und es schmeichelt mir. Aber es ist schließlich nicht meine Schuld, daß ich hier sitze. Ich werde auf deine verführerischen Angebote nicht hereinfallen, du alter Nichtsnutz.«
    »Ist das dein letztes Wort?« stöhnte der Minister.
    »Mein allerletztes.«
    »Du willst ihr auch keinen Brief schreiben und ihr mitteilen, daß du von ihr abläßt?«
    »Nein.«
    »Auch nicht für eine Million?«
    »Nein«, sagte Sam. »Für fünf Millionen…«
    »Ja?« Vandermasten griff auf der Stelle nach seinem Scheckheft.
    »… würde ich es auch nicht tun«, stieß Sam unbarmherzig hervor.
    »Dann bleibt mir nur noch eins übrig«, seufzte der Minister. »Liegt hier vielleicht irgendwo ein Ziegelstein herum? Ich werde mich im Kanal ertränken.«
    »Das wirst du schön bleiben lassen. Das Wasser ist nämlich kalt und naß. Und deine Tochter

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