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Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul van Herck
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obersten Stockwerk. Es war genau dreiundzwanzig Uhr. Über seinem Kopf – hinter der Kuppel – leuchteten die Sterne. Sam trank einen Martini, dann noch einen und noch einen.
    Es war einer von diesen Abenden… Na ja, das weißt du ja selbst. Sogar die Marsmännlein auf dem Dach unterhielten sich leiser als sonst.
    »Morgen gibt's schönes Wetter«, sagte der Kellner.
    Sam nickte.
    Genau um Mitternacht riß er einen Streifen mit vierundzwanzig Löchern von der Spezialkarte ab und begab sich auf die Reise.
    Nichts geschah.
    »Es ist Framstag«, sagte Sam zu sich selbst. »Jippie!« Es klang ihm allerdings nicht überzeugend genug. »Jippie!« versuchte er es ein zweites Mal, dann gab er auf.
    Er sah sich um und stellte fest, daß niemand mehr zu sehen war.
    Das Restaurant war eine fürchterliche Einöde. Die Stille war besorgniserregend.
    Durch die Kuppel war deutlich der sanfte Wind zu vernehmen, der an der Kuppel rüttelte. Nicht einmal die Marsmännlein waren noch da.
    Sam fühlte sich plötzlich ungeheuer müde, aber er weigerte sich, das einzugestehen. Schließlich kann man am Framstag nicht einschlafen. Er holte sich eine Tasse dampfenden Kaffees aus der Kaffeemaschine und fühlte sich anschließend viel besser.
    Ein lustiges Liedchen pfeifend begab er sich dann zum Lift. Er war unbesetzt. Glücklicherweise funktionierte er auch so. Vielleicht war er vollautomatisch. Sam drückte den Parterreknopf, überlegte es sich dann anders und ließ sich auf die Etage seiner Bank bringen. Falls sich hier überhaupt ein Framstagler aufhielt, konnte es nur der Direktor sein. Sam machte während der Fahrt ein zwar kurzes, aber nichtsdestotrotz erquickendes Nickerchen und begab sich dann wohlgemut zur Bank. Die Rolläden waren heruntergelassen und nirgendwo war ein Zeichen von Leben zu entdecken. Sam versuchte es an der Seitentür, die direkt in die Privatgemächer des Direktors führte. Sie war offen.
    Sam schaute auf seine Armbanduhr. Es war bereits zwei Uhr durch, obwohl die große Zieruhr im Salon des Direktors genau vierundzwanzig Uhr anzeigte. Auch ein kleiner Streifzug durch die Wohnung erbrachte für Sam nicht mehr, als das Wissen, daß der Direktor nicht anwesend war. Er fand eine Tasse mit lauwarmem Kaffee und eine halbgerauchte Zigarre. Er war bereits gegangen. Aber wohin?
    Sam schlenderte hinaus. Weiter hinten befand sich ein in Helligkeit getauchtes, exklusives Schuhgeschäft.
    Schuhe! jetzt lief er doch tatsächlich immer noch wie der letzte Bettler ohne Schuhe herum – und das am Framstag! Er suchte sich ein Paar pechschwarzer Halbstiefel aus, bezahlte den horrenden Preis an der unbemannten Ladenkasse und ging weiter. Sogar als er die Straße erreichte, war es noch stockdunkel.
    Wohin?
    Sam beschloß, einen Spaziergang zu machen. Das Tageslicht würde die Auflösung des Rätsels schon mit sich bringen. Seine Wanderung kostete ihn allerdings beinahe das Leben, denn kurz darauf kam ein knallroter Sportwagen um eine Ecke gebraust. Es gelang Sam gerade noch im letzten Moment über ein abgestelltes Fahrzeug hinwegzuhechten.
    Das hätte aber ins Auge gehen können!
    Die plötzliche Bewegung hatte ihn allerdings wachgerüttelt. Jetzt wußte er, was er zu tun hatte. Julie!
    Sam verschaffte sich Zutritt zu einer Tankstelle, fand ein Telefon und wählte die Nummer der Vandermastens. Am anderen Ende der Leitung klingelte es ziemlich lange, dann wurde abgehoben.
    Es war Papa Vandermasten persönlich.
    »Minister Vandermasten?«
    »Am Apparat.«
    »Hier ist Sam; Sie wissen schon.«
    »Sam!« Der Hörer schien in Sams Hand zu explodieren. »Wo ist sie?« gurgelte der Minister.
    »Wer?« fragte Sam dumm.
    »Julie natürlich, du Eimerschwenker! Weißt du etwa auch diesmal wieder von nichts? Auf jeden Fall hast du mich in eine saudämliche Lage gebracht!«
    »Ich habe niemanden in eine saudämliche Lage gebracht. Ich weiß nicht mal, wovon du redest, du alter Schwindler.«
    »Sie ist weg«, jammerte Vandermasten. »Gestern nachmittag ist sie aus der elterlichen Wohnung verschwunden. Hier ist ihre Personenbeschreibung: blondes Haar, blaue…«
    »Das kannst du dir schenken. Dir geht's wohl nicht besonders, wie?«
    »Nein«, gab der Minister zu.
    »Ich dachte bisher, du seist heilfroh, sie endlich loszuwerden. Hast du das nicht gesagt?«
    »So habe ich das nun auch wieder nicht gemeint.«
    »Na gut«, sagte Sam, vom Mitleid überwältigt. »Ich gehe sie suchen.«
    »Ich danke dir«, stammelte der Minister. »Kann ich irgendwie

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