Framstag Sam
unschuldigen Fahrzeug einen Faustschlag, was die Lage natürlich auch nicht änderte. Aber immerhin konnte er so seine Wut ein wenig abreagieren. Er zündete sich eine Zigarette an und teilte dem Direktor den dramatischen Stand der neuen Lage mit.
»Dz, dz«, machte der Direktor eine gute halbe Stunde später, als Sam zu Ende erzählt hatte. »Das ist ja wirklich eine vertrackte Sache, mein Bester. Diese Verdopplerei wächst sich noch zu einer richtigen Seuche aus. Sogar auf der Bank bekommt man die Auswirkungen schon zu spüren.«
»Das kann ich mir lebhaft vorstellen.«
»Hast du eigentlich schon gemerkt, daß du im Moment weitgehend damit beschäftigt bist, deine kostbare Zeit zu verplempern?« fragte der Direktor. »In deinem Fall ist nämlich jede Sekunde kostbar, mußt du wissen. Vielleicht liegen sie nun schon am Strand und…«
»Hör auf!« brüllte Sam. »Schließlich bin ich nicht aus Eisen!« Nachdenklich warf er einen Blick auf die Wolken, die bereits die ersten Sonnenstrahlen einfingen. Nebelfetzen schwebten zwischen den Autos dahin. Es versprach ein herrlicher Tag zu werden.
»Am Strand werden sie wohl noch nicht sein«, tröstete Sam sich selbst und stieg wieder ein. »Bis später!« rief er dem Direktor zu.
Jim winkte ihm freundlich hinterher.
Obwohl die auf der Straße herrschende Stille angenehm war, empfand Sam doch ein starkes Gefühl der Furcht. Irgendwie kam ihm die Welt unwirklich vor.
Er hatte an sich damit gerechnet, daß er mindestens eine Stunde brauchen würde, um die beiden ausfindig zu machen – aber dann sah er den Sportwagen, dessen Farbe und Modell aus irgendwelchen obskuren Gründen immer gleich war, mitten auf der Straße stehen.
Vorsichtig stellte Sam den Buick daneben ab.
Aus einem nur wenige Schritte entfernten Tanzlokal klang Musik an seine Ohren. Sam betrat das Gebäude, ging eine Treppe hinunter und blieb stehen.
Die Tanzfläche war leer, aber auf einem Tischchen standen verschiedene geleerte Champagnerflaschen, und auf dem Rand eines Aschenbechers versuchten zwei Zigaretten einander beim Erkalten zu übertreffen. Die Musikbox spielte eine abscheuliche Musik; Bässe dröhnten durch den leeren Raum.
War er wirklich leer? Nein, da hinten waren die beiden. Sie befanden sich in einer kaum einsehbaren Ecke der Tanzfläche, hielten sich liebevoll umklammert und glitten lautlos über den Boden. Mit Grimm im Herzen stellte Sam fest, daß sein Duplikat ebenso schlecht tanzte wie er selbst und außerdem von Zeit zu Zeit auch noch durch den Säbel behindert wurde, der ihm des öfteren zwischen die Beine geriet.
Sam schluckte betroffen. Nein, das war zuviel. Heiße Wut stieg in ihm auf. Er packte einen Stuhl und schleuderte ihn auf die Musikbox.
Die nun folgende Stille war außerordentlich schmerzhaft.
Sams Duplikat und Julie lösten sich voneinander und musterten den Eindringling mit großen Augen. Julies Gesichtsausdruck war unbezahlbar, aber das war er schließlich schon immer gewesen. Sie blickte von einem zum anderen und dann vom anderen zum einen.
Dann stieg sie einen leisen Schrei aus und fiel bewußtlos zu Boden.
»Da siehst du, was du angerichtet hast«, brummte Sams Doppelgänger vorwurfsvoll.
»Hilf mir, sie auf einen Sessel zu legen«, sagte Sam grimmig, »den Rest können wir dann unter uns ausmachen.«
Die beiden hoben Julie zärtlich auf. Jeder packte sie an einem Ende, was natürlich sofort Grund für die nächste Auseinandersetzung lieferte.
»So«, sagte Sam, als sie Julie in einen bequemen Sessel verfrachtet hatten.
»Wollen wir uns nicht lieber gütlich einigen?« fragte sein Duplikat. »Schließlich ist das Leben nur kurz.«
»Okay«, sagte Sam.
Sie machten ein paar Bierflaschen auf.
»Du bist ein Esel«, eröffnete Sams Duplikat das Gespräch. »Warum hast du den ausgezeichneten Vorschlag von Pa Vandermasten abgelehnt?«
»Ich habe ihn ja gar nicht definitiv abgelehnt!«
»Oh, doch, das hast du gewiß! Ich für mein Teil bin allerdings bereit, ihn zu akzeptieren. Julie ist in mich verliebt. Sie will mich schnellstens heiraten.«
»Da mußt du etwas mißverstanden haben, mein Lieber«, sagte Sam gelassen. »Sie liebt mich. Sie denkt nur, du wärst ich.«
»Möglicherweise ist das richtig«, sagte Sams Doppelgänger grinsend. »Aber wer wird ihr beweisen, daß ich nicht du bin?«
»Ich.«
»Und wie?«
»Das ist ganz einfach, Mann. Du bist verrückt. Du hältst dich für einen napoleonischen Offizier.«
Sams Doppelgänger nickte
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