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Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul van Herck
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wissend. »Das bin ich auch. Ich bin allerdings pensioniert, muß ich wohl hinzufügen. Aber du solltest dir folgendes bewußt machen, Sam: Es sind meine Charakterzüge, die Julie an mir so nett findet.«
    Sam stieß einen tiefen, wohlmeinenden Seufzer aus.
    »Du vergißt, daß du in der Klapsmühle meinen Platz einnahmst.«
    »Na und?«
    »Du bist ein gemeiner Hund«, sagte Sam.
    »Und ich bin du, und du bist ich«, erwiderte sein Duplikat philosophisch.
    »So werden wir nicht weiterkommen«, sagte Sam. »Wir sollten Julie am besten selbst entscheiden lassen.«
    »Ausgezeichnete Idee.«
    Sie klopften Julie sanft auf die Wangen.
    Sie öffnete die Augen und fragte schwach: »Wo bin ich?«
    »Bei mir«, sagte Sam.
    »Bei mir«, korrigierte der andere.
    »Na, dann eben bei uns«, sagte Sam mit durchschlagender Treffsicherheit. Julie sah erneut von einem zum anderen, stieß einen Seufzer aus und stand auf.
    »Ich bin der echte Sam«, sagte Sam. »Er ist nur mein Duplikat. Er ist außerdem verrückt.«
    »Das ist gelogen«, sagte sein Duplikat. »Es ist nämlich genau umgekehrt, das sieht doch jeder.«
    Julie dachte eine Weile nach, denn hellte sich ihr Gesicht auf. »Warum kämpft ihr nicht um mich?« fragte sie erregt.
    »Keine schlechte Idee«, meinte Sams Duplikat.
    »Wirklich keine schlechte Idee«, fand auch Sam. »Mit Revolvern?«
    »Willst du mich beleidigen? Ein französischer Offizier duelliert sich ausschließlich mit dem Säbel.« Er riß das betreffende Objekt aus dem Gürtel.
    Sam lachte auf. »Du hast wohl noch immer nicht bemerkt, daß du die ganze Zeit über mit einem Karnevalssäbel herumgelaufen bist, wie?«
    »Oh, tatsächlich. Aber da fällt mir etwas ein. Es wird doch in der Nähe irgendwo ein Waffengeschäft geben?«
    »Garantiert.«
    »Dann wirst du uns da zwei Säbel holen.«
    »Ich denke nicht daran«, sagte Sam. »Geh du doch.«
    Eine Viertelstunde später gelangten sie zu der Erkenntnis, daß sie schließlich auch zusammen gehen konnten.
    Julie, die inzwischen das Interesse an der Sache völlig verloren hatte, stand vor der Musikbox und sagte betrübt: »Können wir nicht irgendwo hingehen, wo man ein bißchen mehr Leben in die Bude bringen kann?«
    »Finde ich auch«, sagte Sam.
    »Ganz meine Meinung«, sagte sein Duplikat.
    »Dann gehen wir eben. Zuerst in ein Waffengeschäft und dann in einen Laden, wo mehr los ist.«
    Sie kletterten in Sams Buick; Sam und das Duplikat nahmen vorne, Julie hingegen hinten Platz. Das Waffengeschäft war leicht und schnell zu finden; schließlich hielten sie sich im Küstengebiet auf, wo wöchentlich die großen Gladiatorenkämpfe stattfanden. Sie knackten das Türschloß, suchten sich anstatt Säbel zwei Degen von ausgezeichneter Qualität aus, und Sam bezahlte.
     

     
    Dann drangen sie in einen Nachtclub ein, in dem es zwar noch entsetzlich aussah, wo man aber laut Julies Ansicht tolle Platten würde hören können.
    Sie nahmen in einer Ecke Platz. Die Musikbox tickte, rülpste, dachte nach und begann schließlich ›I'll laugh at you, when you're dead‹ zu spielen.
    »En garde«, sagte Sam, und genau in diesem Augenblick kam jemand herein. Es war Jim, der Bankdirektor.
    »Hier scheint's ja richtig gemütlich zu sein«, sagte er jovial und schüttelte ihnen die Hand. »Ich werde einen ausgeben«, meinte er anschließend. Ohne eine Antwort abzuwarten, bezahlte er eine Flasche Whisky und brachte sie mit vier Gläsern an den Tisch. »Was haltet ihr von einer Runde Skat?«
    »Wir haben ernsthaftere Dinge zu erledigen«, sagte Sam.
    »Die Herren wollen sich wegen mir duellieren«, sagte Julie. »Ist das nicht klasse?«
    »Mit Degen«, setzte Sams Duplikat grimmig hinzu.
    »Na, das sollte man vielleicht doch ernst nehmen«, meinte der Direktor. »Soll ich als euer Sekundant fungieren?«
    Sie nickten.
    »En garde«, sagte Sam erneut.
    Sie fingen an. Sie waren einander so gleichwertig, wie man einander nur gleichwertig sein kann. Sie griffen an und zogen sich zurück, und keiner bot dem anderen eine Chance.
    Nach einer Viertelstunde begann der Sekundant das Interesse zu verlieren. Er zündete sich eine Zigarette an und füllte erneut sein Whiskyglas.
    Nach einer halben Stunde faltete er die Hände hinter dem Kopf und starrte an die Decke.
    Noch eine Viertelstunde später wurde ihm plötzlich bewußt, daß er auf eine geradezu fahrlässige Weise seine Zeit verplemperte. Er warf eine Münze in die Musikbox, wählte einen Slowfox, verbeugte sich vor Julie und

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