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Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul van Herck
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dabei helfen?«
    »Ich schaffe das schon«, erwiderte Sam. Er hatte bereits einen Verdacht. Einen fürchterlichen Verdacht.
    Als er die Tankstelle verließ, fiel ihm auf, daß er zu Fuß war, und zwar viel zuviel zu Fuß. Während des üblichen Verkehrschaos wäre das sicherlich eine beneidenswerte Position gewesen, am Framstag war das aber eher ein Handikap. Rund um Sam dehnte sich ein Meer blitzender Wagen aus. Seine spießige Erziehung hielt ihn davon ab, sich einfach einen auszuleihen. Er kehrte in die Stadt zurück, deren untere Stockwerke nichts anderes als Autogeschäfte beherbergten und suchte sich einen brandneuen Buick aus (das Modell vom gestrigen Abend), zu dem er auch die Schlüssel fand. Er füllte eine Rechnung aus, befestigte einen Scheck daran und fuhr hinaus.
     

     
    Sam war zwar nicht gerade Fachmann für Buicks, aber man schien an dem Fahrzeug nichts Grundsätzliches verändert zu haben.
    Als er aus der Stadt heraus war, trat er auf das Gaspedal und hielt dabei ständig Ausschau nach irgendwelchen Framstagfahrern. Die sind offensichtlich noch schlimmer als die Sonntagsfahrer, dachte Sam, als ihm der rote Sportwagen wieder einfiel.
    Die Eingangstür der Klapsmühle kostete ihn zwar etwas Kopfzerbrechen, aber schließlich sind Türen dieser Art ja dazu geschaffen worden, um niemanden herauszulassen und nicht, jemandem am Eindringen zu hindern. Ein paar flotte Stöße mit der Stoßstange lösten auch dieses Problem. Im Kämmerchen des Wachpersonals fand er die nötigen Schlüssel, und bald darauf stand er vor seiner alten Zelle.
    Was er dort sah, ließ ihm die Haare zu Berge stehen.
    Am Mantelhaken hing ein Frauenhütchen. Sam schnüffelte daran und erkannte auf der Stelle, daß es sich dabei um ein Hütchen Julies handelte, denn der ihm anhaftende Parfümduft war unverkennbar. Die Gitterstäbe am Fenster waren durchgesägt. Sam betastete sie. Sie waren noch warm. Es war also erst kurz zuvor passiert.
    Was hier geschehen war, war nur allzu deutlich, und es wurde noch alles viel deutlicher für Sam, als er auf dem Fußboden zwei abgerissene Streifen der Framstagler-Spezialkarte fand.
    Jetzt fing er aber wirklich an zu schwitzen.
    Auf eins konnte er sich immerhin verlassen: Am Framstag würden nirgendwo Polizisten mit gezückten Notizbüchern in der Hand herumlaufen, die nach Heiratswütigen Ausschau hielten. Polizisten waren schließlich Beamte, und die werden nun einmal nicht übermäßig hoch bezahlt.
    Sam zermürbte sich das Gehirn an der Frage, wohin die beiden wohl gegangen sein konnten. An irgendein stilles Plätzchen, dachte er schäumend und eifersüchtig wie ein Pferd.
    Dieser verdammte Idiot Sabrinsky mit seinen Verdoppelungen… Sam kletterte durch das Fenster, zerriß sich dabei die Hose und stieß einen langen und ehrlich gemeinten Fluch aus.
    Als er wieder in seinem Wagen saß, ging ihm plötzlich ein Licht auf. Julie war eine Frau. Und Frauen, die ausgehen, kehren in jedem Fall – das ist ein ungeschriebenes Gesetz – immer noch einmal nach Hause zurück, um etwas Vergessenes mitzunehmen. Aber nein…
    Julie würde sicher nicht noch einmal zurückkehren, denn zu Hause wartete ihr Vater…
    Oder waren sie zu ihm gegangen, um seinen Segen zu erbitten? Sams Haare standen bei diesem Gedanken sofort zu Berge. Gequält strich er sie wieder glatt.
    Kurze Zeit später sah er Jim, den Direktor seiner Bank. Er saß auf dem Kühler seines Wagens und paffte eine Zigarette.
    Sam hielt an.
    »Ein herrlicher Framstag heute, Sam«, sagte der Direkter. »Hübsche Schuhe hast du da an. Ich sehe, du hast es aufgegeben, den Proletarier heraushängen zu lassen.«
    »Ha, der Jim«, sagte Sam wenig begeistert.
    »Ich gehe an den Strand«, sagte Jim. »Willst du nicht mitkommen? Sieht ganz so aus, als würde es einen herrlichen Tag geben.«
    »Ich weiß nicht…«, brummelte Sam.
    »Du weißt es wohl«, sagte der Direktor jovial. »Ich habe übrigens eben deine Angebetete gesehen. Wie heißt sie doch gleich wieder?«
    »Julie Vandermasten?«
    »Genau. Sie sind auch zum Strand unterwegs.«
    »Sie sind, sagtest du?« fragte Sam zähneknirschend. »Du sprichst in der Mehrzahl, wie?«
    »Ja. Und neben ihr im Wagen saß ein Bursche, der dir irgendwie ähnlich sieht.«
    »Soso, ein Bursche, der mir ähnlich sieht.«
    »Ja, zuerst dachte ich, du seist es sogar gewesen. Aber ich muß mich wohl geirrt haben, denn tatsächlich bist du ja jetzt hier, nicht wahr?«
    »Tatsächlich, ich bin hier.« Sam versetzte dem

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