Framstag Sam
feiner Bursche«, sagte Sam.
Gevatter Hein hatte inzwischen ein Fernglas ausgepackt und schaute nach unten.
»Ja, sowas!« sagte er lauter als nötig. »Ihr Duplikat sieht aber wirklich ziemlich tot aus, Mijnheer.«
»Das dachte ich mir«, sagte Sam. Sie kehrten zusammen zum heiligen Petrus zurück.
»Der Herr hat recht«, sagte Gevatter Hein verlegen. »Normalerweise ist ja framstags für mich nichts zu tun, und gestern abend habe ich wohl einen Schluck zuviel gehabt.«
»Du weißt doch, daß du nicht trinken sollst«, sagte der heilige Petrus vorwurfsvoll.
»Und du hast ihn dreimal wieder zurückgeschickt«, sagte Gevatter Hein gelassen.
Der heilige Petrus wurde rot. »Daß sowas ja nicht wieder vorkommt, Hein«, sagte er. »Du weißt doch, wieviel bürokratische Änderungen solche Fälle für mich hervorrufen. Jetzt geh und hole mir auf der Stelle das Duplikat dieses Herrn!«
Gevatter Hein holte seine Sense, verschwand mit einem breiten Grinsen, und Sam fühlte sich ein klein wenig schuldig.
Der heilige Petrus begann ein paar Formulare auszufüllen. Eine halbe Stunde später war er fertig.
»Hier unterschreiben«, sagte er zu Sam. »Und hier, und hier, und hier.«
Sam unterschrieb.
»Kann ich jetzt gehen?« fragte er dann. Er hatte nicht die geringste Lust, hier oben seinem Duplikat zu begegnen, denn das konnte unangenehme Verwicklungen mit sich bringen.
»Du kannst jetzt gehen«, sagte der heilige Petrus. »Und ich hoffe, daß ich dich nicht noch einmal zu sehen bekomme. Beim dritten Mal…«
»… muß man außerdem eigentlich einen ausgeben«, sagte Sam. »Aber machen Sie sich keine Sorgen. Von nun an werde ich vorsichtiger sein.« Mit einem fröhlichen Liedchen auf den Lippen machte er sich auf die Socken.
»Komisch«, sagte Julie, als er wieder zu sich kam. »Wir glaubten schon, daß es mit dir aus sei, Sam. Du wurdest ziemlich schwer getroffen.«
Sam rappelte sich mühsam auf und sah, daß sein Duplikat leblos neben ihm lag.
»Er fiel plötzlich tot um«, sagte der Direktor. »Ob das ein Herzschlag war?«
Sam verspürte nur wenig Mitleid. Es gelang ihm einfach nicht, in seinem Duplikat einen Menschen zu sehen.
»Niemals«, schwor er sich, »lasse ich je wieder ein Duplikat von mir anfertigen.«
»Nur nicht voreilig sein, Sam«, sagte der Direktor. »Man kann nie wissen, wann man wieder eins brauchen kann.«
»Nie wieder!« sagte Sam bestimmt.
Julie und der Direktor brachten ihn zum Arzt, oder besser gesagt, in eine Arztpraxis, da von diesen armen Teufeln natürlich keiner dem exklusiven Kreis der Framstagler angehörte. Sie reinigten Sams Wunde, behandelten sie mit Ultradeuterohexaglometholerolmycealofenoldehydbikarbonatstrahlen (einer ganz neuen Erfindung), und dann war er wieder ganz der alte.
»Laß uns heiraten«, sagte er zu Julie.
»Die Frage ist nur«, sagte sie, »wer du bist?«
»Häh?«
»Sam, oder…«
»Sam«, sagte Sam.
»Das hat der andere auch behauptet.«
»Nun ja… Wenn ich dir damit einen Beweis liefern kann: Ich halte mich nicht für einen napoleonischen Offizier.«
Julie seufzte. »Und gerade das gefiel mir so an seinem Charakter. Diese bezaubernde Unausgeglichenheit…«
»Ich bin auch nicht unbedingt ausgeglichen. Schließlich habe ich schon vor ihm in der Klapsmühle gesessen.«
Das schien sie zu trösten. Sie küßte ihn innig.
Der Direktor räusperte sich diskret und sagte: »Ich glaube, ich werde mal ein Bad nehmen.«
Kurz darauf stand er in Badekleidung vor ihnen und stürzte sich ins Meer.
»Es ist herrlich!« rief er. »Kommt ihr auch?« Fünf Minuten später ertrank er jämmerlich.
Und noch ein paar Minuten später fühlte Sam den kalten, knochigen Griff einer Hand auf seiner Schulter. Er ließ Julie los, schaute auf und starrte in das grinsende Gesicht von Gevatter Hein.
Julie stieß einen Schrei aus und wollte die Flucht ergreifen, aber Sam hielt sie fest. »Das ist Gevatter Hein«, sagte er überflüssigerweise. »Du bist doch wohl nicht gekommen, um uns zu holen, was, Hein?«
»Keine Angst, Fräulein«, sagte Gevatter Hein. »Ich bin aus rein geschäftlichen Gründen hier.« Er warf Sam einen unbestimmten Blick zu.
»Du… du… hast ihm doch wohl nicht deine Seele verkauft oder sowas?« stotterte Julie.
Sam lachte. »Ach keine Spur, du verrücktes Huhn. Ich habe ihm lediglich ein signiertes und numeriertes Exemplar meines Buchs verkauft. Ich hab' nämlich die Bibel geschrieben, mußt du wissen. Tolles Buch, was, Hein?«
»Sehr
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