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Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Titel: Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Welke , Dietmar Wischmeyer
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setzt sich dann schweigend an sein schlichtes Tischchen. Dann tritt der Verlagsleiter auf die Bühne und sagt nur einen Satz: «Meine Damen und Herren, ich präsentiere Ihnen: den neuen Sarrazin!»
    Im gleichen Moment erscheint auf der Projektionsfläche hinter der Bühne das riesengroße Cover des kommenden Bestsellers: «Thilo Sarrazin: Der Autofahrer – die Melkkuh der Nation!» Wie immer natürlich alles andere als neu, aber dennoch genial. Schließlich ist das Auto erwiesenermaßen das einzige Familienmitglied, das der deutsche Spießer WIRKLICH liebt. Ergo schreibt man ein Buch über all die Gefahren, die dem Auto und seinem Besitzer künftig drohen. Man schreibt über die aufziehende grüne Ökodiktatur, über Tempolimits, explodierende Benzinpreise, das ganze Programm. Selbstverständlich gewürzt mit der nötigen Prise Überfremdungsangst. Denn wer blockiert die deutschen Autobahnen? Richtig, rumänische und bulgarische Lastwagen. Von Migranten, die uns die Parkplätze wegnehmen, mal ganz zu schweigen.
    Sarrazin räuspert sich – nicht zum letzten Mal an diesem Abend – und beginnt die Lesung. Das Publikum hängt an seinen Lippen. Schließlich kommt der Meister zur emotionalsten Stelle des Buches: «Wenn es nach Claudia Roth geht (räusper), dann wird in Brüssel demnächst ein Gesetz erlassen, das uns Deutsche zwingt, nur noch auf Eseln zur Arbeit zu reiten (angedeutetes Grinsen). Allerdings ausschließlich auf GRIECHISCHEN Eseln.»
    Stehende Ovationen.
EPILOG
    Thilo Sarrazin sitzt erschöpft vor dem Spiegel seiner Garderobe. «War nicht schlecht heute», resümiert er in Gedanken und zieht sich dann die Perücke vom Kopf. Anschließend legt er den falschen Schnurrbart, die falsche Nase und die Hornbrille ab.
    Der Mann im Spiegel sieht jetzt wieder aus wie Günter Wallraff. Und fragt sich, wie lange er diese Sarrazin-Rolle noch durchhalten will. Er recherchiert verdeckt für sein Buch «Unter Spießern». «Ich muss echt aufpassen, dass ich nicht zu viel Gefallen an der Nummer finde», denkt der gewiefte Undercover-Journalist und beschließt, demnächst wirklich aufzuhören. «Nur noch zwei, drei Bestseller, dann hör ich auf», sagt er zu seinem eigenen Spiegelbild.

47. MARGOT KÄSSMANN
    «Die Worthülse Gottes» (taz)
     
    Margot Käßmann ruckelt unruhig auf ihrem Sitzsack hin und her. Den Ausblick von ihrer Ferienwohnung auf Usedom kann sie an diesem Sonnabend nicht recht genießen, denn sie muss noch die Predigt für den Welt-Motorradfahrerinnen-Gebetstag schreiben.
    «Gott wäre gerne selbst ein Biker gewesen …» Sie streicht den ersten Satz gleich wieder, beinahe wäre sie in die Patriarchatsfalle getappt, man muss heute höllisch aufpassen und darf gerade vor weiblichem Publikum auf keinen Fall Gott als männlich bezeichnen. Bei Jesus ist die Sache noch heikler, andererseits ist er nun mal ein Mann und Gottes Sohn, da gibt es nichts zu beschneiden. «Hihi, ‹beschneiden›», feixt Margot Käßmann in sich hinein. Am besten, man lässt den alten Nazarener außen vor und blubbert nur so allgemein vor sich hin.
    Dazu öffnet Margot Käßmann den Ordner «Hülsen Dei» auf ihrem Tablet-PC. «Mal gucken, ob wir da was für die Biker-Weiber finden.» Kaum geöffnet, spuckt der Hülsen-Automat auch schon ein paar Sentenzen aus. «Das Leben im Angesicht der Liebe Gottes ist des Nächsten Unterpfand.» – «Scheiße, das passt ja wie Arsch auf Eimer», denkt unser aller Margöttin und schlägt anerkennend mit der «Bibel in gerechter Sprache» auf den Beistelltisch. «Im Angesicht» ist ein Klassiker, und «Unterpfand» geht immer, denn kein Mensch ahnt auch nur, was damit gemeint sein könnte.
    «Jetzt brauche ich auf jeden Fall noch etwas, das dieses wissende Nicken verursacht bei den Schäfchen», überlegt die Käßmann’sche Hülsenschnitzerin weiter. «Da haben wir’s doch: ‹Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum› … Das ist eine so abgewichste Blinse, das kann man nicht mal mehr auf dem Kirchentag als T-Shirt für Dreizehnjährige verbimmeln. Aber für die Motorrad-Tanten genau richtig!» Margot Käßmann ist mit sich zufrieden, steht auf und haut sich erst mal eine Flasche Rioja in den Schlund. «Aaaarrrhhhhhhh, dies ist mein Blut, wie wahr, wie wahr, Herr Zebaoth», grunzt die Exbischöfin wohlig aus ihrem Gefieder.
    Allein der Weibsbilder kradelnde Schar will noch mit etwas Sülze beträufelt werden, da wirkt leider das Blut des Weinstocks wenig. Doch ehe sie sich’s

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