Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
Jauch.
Das Team Jauch ist dabei, einen griffigen Titel für die Sendung vom Sonntag zu finden. Sicher ist, es wird wieder ein Gesundheitsthema. Die gesetzlichen Krankenkassen wollen angeblich keine künstlichen Kniegelenke mehr bezahlen. «So was ist immer eine Bank», weiß der Chef. «Kein Wunder. Habt ihr euch mal die Zusammensetzung unseres Stammpublikums angeguckt? An die siebzig Prozent sind schon vor Jahren gestorben, es hat ihnen nur noch keiner gesagt. Da kommst du an Gesundheitsthemen nicht vorbei.»
Für die Knie-Sendung einigt man sich schließlich auf die Überschrift: «Verreck doch, du arme Humpelsau – Neue Knie nur noch für die Reichen?» Eingeladen werden soll der Bruder vom Grönemeyer, der irgendeine Klinik leitet. «Wie heißt der noch?», fragt ein Redakteur. «Grönemeyer heißt der», sagt Jauch, und seine Mitarbeiter lachen sich pflichtgemäß kaputt. Außerdem sind noch der SPD-Gesundheits-Heini mit der Fliege und natürlich Hans-Olaf Henkel eingeladen. Der hat zwar keine Probleme mit dem Knie, kommt aber ohnehin jede zweite Woche.
Freitag, 11.50 Uhr. Anne Will.
«Wie wär’s denn, wenn wir den Henkel einladen?», fragt Anne Will ihre Redaktion.
«Du, Anne, wollen wir uns nicht erst mal das Thema der Sendung überlegen?», fragt ihre Producerin zurück und erntet dafür einen verständnislosen Blick von Will. Ihr geht das heute alles viel zu langsam.
«Ja gut, von mir aus, legen wir halt erst das Thema fest. Aber wundert euch nicht, wenn der Henkel dann schon woanders zugesagt hat.»
Eine Redakteurin hat in der «Brigitte» gelesen, dass die Kassen demnächst Glasaugen nicht mehr voll erstatten wollen. Da könne man doch endlich mal den Frank Elstner einladen.
Ein Praktikant ruft: «Ja, genau, oder einen von den Piraten!» Alle schauen den jungen Mann an. «Ich mein … wegen der Augenklappe.» Eisiges Schweigen. Die Gesichtsfarbe des Praktikanten tendiert Richtung Violett.
Als die Diskussion am Tisch endlich Fahrt aufnimmt und irgendjemand fragt, ob der Henkel «nicht auch ein Glasauge hat oder doch ein Toupet», verliert sich Anne Will wieder in einen ihrer Tagträume.
Günther Jauch hat eine Audienz beim Papst. Benedikt XVI. begrüßt Deutschlands beliebtesten Moderator. Die Fotografenmeute macht ihre Bilder, und Jauch verbeugt sich leicht, pseudodevot. Plötzlich verzieht er das Gesicht. Krämpfe in der Magen-Darm-Gegend. «Oh nein», denkt Jauch. «Warum hab ich ausgerechnet heute meine weiße Jeans angezogen! Ich muss sofort …»
«Anne? … Anne?»
Ihre blöde Producerin hat sie im spannendsten Moment in die Realität zurückgeholt.
«Was?», fragt sie unwirsch.
«Du, die Petra meinte gerade, wir könnten doch auch mal wieder die Miriam einladen.» Gemeint ist Anne Wills Lebensgefährtin, Professor Miriam Meckel.
«Geht nicht, die Miri ist gerade vierundzwanzig Stunden am Tag im Stress. Die schreibt ihr drittes Burn-out-Buch.»
Mit dieser knappen Auskunft wandern Wills Gedanken wieder zurück zu Jauch beim Papst. Sie lächelt beseelt.
Freitag, 12.10 Uhr. Günther Jauch.
Günther Jauch checkt seine Mails. Allen anderen ist das am Konferenztisch selbstredend verboten. Die Runde brainstormt noch zum Thema «hinkende Prominente» für die Knie-Sendung. Irgendwer meint, er habe mal gesehen, dass Claudia Roth ein Bein nachzieht. «Aber vielleicht lag das an dem Tag auch nur an ihren Schuhen. Ich recherchier da mal.»
«So, jetzt haltet mal alle kurz die Fresse!», ruft Jauch scherzhaft in die Runde. Bisschen Spaß muss ja auch sein. «Hier, ich lese gerade, die Trümmertruppe von Tante Will hat sich schon auf ein Thema festgelegt: Die wollen was über Glasaugen machen. Haben sie gerade eben gemailt.»
Jauch macht eine Kunstpause, um die Spannung zu erhöhen. «Finde ich ehrlich gesagt weit sexyer als eure komische Knie-Idee. Da würde ich doch mal vorschlagen, das mit den Glasaugen machen WIR.»
Jauchs Redaktionsleiter, der noch nicht ahnt, dass er dem freien Arbeitsmarkt schon in naher Zukunft wieder zur Verfügung stehen wird, versucht einen zaghaften Einwand: «Ja, aber, du, Günther … die hatten aber doch die Idee zuerst.»
«Na und? Wir SENDEN zuerst. Genauer gesagt, drei Tage vor Anne Will.»
Jauchs Mitarbeiter fangen an zu lachen. Sie glauben an einen weiteren wunderbar sarkastischen Scherz ihres Chefs. Jauch lacht nicht.
Freitag, 12.19 Uhr. Frank Plasberg.
Frank Plasberg ist stocksauer. Er hat soeben erfahren,
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