Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Titel: Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Welke , Dietmar Wischmeyer
Vom Netzwerk:
wickelte den extra verpackten Zünder aus dem Ölpapier und wählte eine Nummer im Kanzleramt.

24. BORIS BECKER
    Früh berühmt, früh verblüht
     
    Wen die Götter hassen, den lassen sie den eigenen Ruhm jahrzehntelang überleben. Gemeint ist nicht Leni Riefenstahl, sondern Boris Becker. Mit siebzehn ein Gott, mit zweiundzwanzig ein Genie, mit fünfundzwanzig immer noch der Größte und mit über vierzig ein Vollhorst.
    Ri-ra-runkel, in der Besenkammer ist es dunkel, anders ist die Nummer damals in London wohl kaum zu erklären. Millionen deutscher Männer fragten sich, was die ganze Prominenz denn wert sei, wenn man dermaßen hässliche Frauen rammeln musste – oder was war das Problem, hatte Mama Becker vergessen, dem pubertierenden Bobbele das Onanieren beizubringen?
    So hässlich der Vogel aus dem Putzmittelkabuff auch war, das Schicksal hielt für unseren Boris noch eine weitere Pointe bereit: Der Besenritt blieb nicht ohne Folge, und doppelt blöd fürs Töchterchen – vom Aussehen ganz der Papa. Von nun an ging’s bergab mit dem Leimener, was immer er anfing, das Pech klebte an seinen Händen. Ob Autohaus oder Sportrechtehandel, ja nicht mal anständig Steuerhinterziehen konnte er, unser Bobbele. Privat ging erst die Ehe mit Babs in die Brüche, dann folgten Affären und Trennungen, unvergessen auch sein Auftritt für einen amerikanischen Internetverein («Isch bin drin»).
    Endlich schien es, unser Tennisheld aus dem vergangenen Jahrtausend habe sich gefangen: An der Seite einer dünnhäutigen Schmuckdesignerin wollte er’s noch mal mit dem Ehestand versuchen. Doch kurz nach der Verlobung war schon wieder Schluss, Heirat geplatzt, aus die Maus.

    «Ey, Scheiße, hallo, welscher nimmd denn jetz als Näschstes die Faggel, wo isch tapei hab?»
    «Was tun», denkt sich da der Held von gestern, «um nicht als Pflaume dazustehen?» Das Mobilsprechgerät noch vom Schlussmachen mit Sandy in der Hand, blättert er ziellos im dortigen Nummernverzeichnis: Hoppala, wen haben wir denn da? Lilly Dingenskirchen, die Besprungene vor der Letztgebumsten, vielleicht wär da noch was zu löten. Ein Anruf später ist die Sache geritzt, zwei Anrufe später steht fest: Bobbele springt bei Kumpel Gottschalk durch den Feuerreif und gibt dabei den Heiratstermin mit der alten Neuen, neuen Alten, egal, mit irgendwas bekannt. Gerade noch mal die Kurve gekriegt und sich zum Herren der Nachrichtenlage gemacht.
    Doch oh weh, was wird aus unserm Boris, wenn auch dieses Ereignis längst vergessen ist und er wieder nichts mit sich anzufangen weiß? Schade, dass Madame Tussauds keine echten Exponate zwischen die Wachsfiguren stellt, Boris Becker würde dort endlich seinen Frieden finden.
     
Kurz erklärt: Tennisheld
Wer schlau ist, wird Papst, Bluesmusiker oder ZDF-Zuschauer. Denn die werden auch im Greisenalter noch für voll genommen. Selbst als Rockstar kann man heute bis weit übers Rentenalter eine gewisse Restwürde bewahren. Und sogar einige Fußballkarrieren münden nach ihrem Ende in ein normales Dasein. Allein der Tennisheld bleibt bis auf wenige Ausnahmen für den größten Teil seines Lebens ein trauriger Held von gestern.

23. KARL-THEODOR ZU GUTTENBERG
    Ministry of Silly Walks
     
    Sechs Uhr früh im Feldlager Kunduz/Afghanistan. Der Standort-Muezzin ruft die einheimischen Auxiliartruppen zum Frühgebet. Mit zusammengekniffenen Augen blickt der wachhabende StUffz in den Morgenhimmel. Auf drei Uhr nähert sich eine Transall. Wahrscheinlich der Versorgungsflieger aus Kabul. Seit vier Wochen haben sie kein dreilagiges Toilettenpapier mehr im Lager, nur noch das zweilagige für die Mannschaftsdienstgrade, die Stimmung unter den Uffzen ist dem Bersten nah. Außerdem fehlen Müllbeutel für das duale System. Laut Afghanistan-Mandat des Parlaments ist Mülltrennung oberstes Gebot bei den Einsatzkräften. Eine Delegation der Grünen hat eigens zu deren Kontrolle vor sechs Wochen alle Feldlager bereist.
    Das Dröhnen der beiden Rolls-Royce-Tyne-Mk22-Turboprop-Triebwerke wird lauter, der wachhabende StUffz nimmt sein Fernglas zur Hand. Er freut sich auf die Lieferung aus Kunduz, vielleicht ist ein Brief von Mutter im Gepäck. Der letzte, den er ihr geschrieben hat, wurde von einem Mitarbeiter des Abschirmdienstes geöffnet, und alle darin enthaltenen Rechtschreibfehler waren angestrichen worden. Das hat ihm Mutter am Feldtelefon erzählt, es war so demütigend.
    Der StUffz blickt jetzt hoch zur Transall. Was ist das? Da steht

Weitere Kostenlose Bücher