Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
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(Altmaier@FunkmasterP)
21. FERDINAND PIËCH
Weltherrscher mit Trema
«Piiiiääääch, nicht Piiiich und auch nicht Piiiitsch, Pfärrtinant Piiiiääääch!», wie oft hatte ER das früher den ahnungslosen Idioten entgegenbelfern müssen, damals, als noch niemand ahnte, dass ER einmal den größten Automobilkonzern nicht nur lenken, sondern quasi auch besitzen würde: Pfärrtinant Piiiiääääch, ER hatte das diäresische Trema in die Rechtschreibung internationaler Konzernlenker eingeführt.
Und doch war ER ein Porsche durch und durch, der einzig würdige Nachfolger des genialen Konstrukteurs. Hatte dieser sich noch an den damaligen GröFaZ ranschleimen müssen, so war ER selber heute so groß, dass Politiker aller Parteien vor IHM katzbuckelten. In Niedersachsen gab es kein anderes Gesetz neben IHM, östlich von Salzgitter keinen anderen Gott. ER hatte Volkswagen zu dem gemacht, was es heute war, denn ER hatte seinen Clausewitz im Ranzen: Wirtschaft ist die Fortsetzung des Krieges mit friedlichen Mitteln.
Was der deutschen Wehrmacht in der Luftschlacht um England nicht gelungen war, die Zerstörung der britischen Industrie, das hatten ER und die Japaner vollbracht. Jetzt gab es keinen nennenswerten britischen Autohersteller mehr, und – da umspielte ein Lächeln den Mund des austroteutonischen Oligarchen – Bentley war zu einer Marke unter dem Dach von Volkswagen geworden. Die Queen kutschierte entweder mit dem Modell eines bajuwarischen Flugmotorenherstellers herum – einem Rolls-Royce – oder mit einem Bentley aus Kraft-durch-Freude-Stadt. Doch die Engländer waren keine wirklichen Gegner gewesen für IHN, bedeutender war der Schwabenschlag, als ER mit Hilfe eines willfährigen niedersächsischen Ministerpräsidenten die Porsche AG heim ins Reich geholt hatte.
Mit der Fernbedienung in seiner Rechten könnte Piëch ganz Wolfsburg in die Luft sprengen – wenn er den Knopf drückt.
Pfärrtinant Piiiiääääch war heute, an seinem achtzigsten Geburtstag, mit sich und seinem Lebenswerk zufrieden. Volkswagen war nicht nur der größte Konzern der Welt, sondern stellte auch zusammen mit der SPD die Bundesregierung von Groß-Deutschland. Seitdem Frankreich und Norditalien sich der Bundesrepublik freiwillig angeschlossen hatten, war fast das alte Römische Reich Deutscher Nation in den Grenzen von 1150 wiederauferstanden. Zum Volkswagen-Konzern gehörte die gesamte Nahrungsmittelindustrie, alle Energielieferanten und der VfL Bayern Wolfsburg, seit 2014 ununterbrochen Großdeutscher Meister.
Der uralte Fernsprecher klingelte im Vestibül der VW-Schanze, ER nahm den Hörer von der Gabel und lauschte den Glückwünschen des amerikanischen Präsidenten: «My dear Fördi, liebärr Mister Peach …» Doch da hörte ER schon gar nicht mehr hin. Wäre ER fünfzig Jahre jünger gewesen, hätte dieses «Peach» der Anlass zum Ausbruch des Dritten Weltkriegs werden können, so sagte ER nur: «Sssänk ju wärri matsch, Massa Osama.»
20. CHRISTIAN LINDNER
Die Meinungsmaschine
An der Universität Bonn hatte er sich nach dem Abitur für den Studiengang Politikwissenschaft eingeschrieben. Mein Gott, was waren seine Kommilitonen alle naiv gewesen: Die glaubten damals doch tatsächlich, in diesem Fach gehe es um die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der politischen Realität. Idioten, alle zusammen! Wenn jemand Maschinenbau studiert, will er sich danach schließlich auch nicht mit bereits existierenden Maschinen beschäftigen, sondern neue konstruieren. Und genau darum ging es auch Christian Lindner von Anfang an – er wollte sich in eine perfekt konstruierte Politik-Maschine verwandeln. Dazu dachte er sich neben den albernen Seminaren an der Uni eigene Fachgebiete aus: Simulation von Meinung, Glaubwürdigkeits-Posing, Casual Opinion Making. Den größten Wert legte er auf freie Rede und Mediensympathie. Er nahm Ballettunterricht, um seine schmächtige Figur körperlich präsenter erscheinen zu lassen. Abends schaute er alte Western auf Video und sprach die Rolle von John Wayne laut vor sich hin. All das sollte nur einem Zwecke dienen: die perfekte Politwaffe Christian Lindner zu formen.
Schon als Schüler hatte er begriffen, dass die einzige Partei, die für ihn als Wirtstier in Frage käme, die FDP war. Mit sechzehn trat er ihr bei. Nach seinen Hochrechnungen hätte er genau zehn Jahre gebraucht, um ihr Landesvorsitzender zu werden. Er schaffte es in neun. Bei der SPD hätte er grob
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