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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Volk hintergehen muss, um freizukommen? Oder dass er mich mit einem Fluch überzieht - obwohl es schon Fluch genug ist, eine Sklavin und von meinem Mann getrennt zu sein?«
    Yoav und Avgay’el sahen sich an. »Es ist mir neu, dass ihr Heiden so hohe Stücke auf die Ehe haltet. Also. Habt ihr eure Kinder geopfert?«
    Ich blinzelte fassungslos. »Wie?«
    »Die Jebusi verehren Molekh«, sagte Yoav und spie aus. »Sie opfern bei Vollmond ihre Kinder. Sind die Pelesti genauso?«
    »Ah, Dragon wollte nie etwas anderes als Krabbenfleisch«, widersprach ich. Und hin und wieder eine seiltanzende Jungfrau.
    »Wieso habt ihr dann keine Kinder?«, fragte Avgay’el.
    »Wir ...« Ich senkte den Blick und überlegte fieberhaft. Lügen oder die Wahrheit sagen? Oder die Wahrheit teilweise ausschmücken? Oder eine Teillüge erzählen? »Wir sind noch nicht lange verheiratet«, antwortete ich zögernd. »Und gleich zu Anfang haben wir ein Baby ... verloren.«
    »Arme Isha. Möge Shekina deinen Leib dafür segnen, dass du den Stämmen zu diesem Sieg verhilfst.« Avgay’el sprach mit aufrichtigem Mitgefühl. Ich nickte und hoffte insgeheim, dass Gott mich nicht mit Unfruchtbarkeit schlug, weil ich die Frauen, die ein Kind verloren hatten, derart verhöhnte. Ja, ich hatte einst eine Fehlgeburt gehabt . aber .
    Es war ein wenig anders gewesen, als ich jetzt angedeutet hatte. Ach!
    Avgay’el erhob sich unvermittelt. »Ich muss zurück. Dadua fragt sich bestimmt schon, wo sein Essen bleibt.«
    Yoav sah mich an. »Hast du dich entschieden?«
    Ich rekapitulierte noch einmal die Situation. Ich würde eine Pelesti-Witwe spielen, die durch das Land zieht und davon lebt, dass sie Wasser holt. »Wird mir auch nichts passieren?«, fragte ich. »Achten die Jebusi die gleichen Gesetze wie eure Stämme?«
    »Lo. Du wirst dich zur Wehr setzen müssen«, sagte er. »Auch aus diesem Grund ist meine Wahl auf dich gefallen.«
    Seine grünen Augen tasteten mich ab.
    »Avgay’el wird dich verkleiden, damit du nicht alle Blicke auf dich ziehst.«
    »Und den Rest muss ich mir selbst überlegen?«
    Es schien keinen festen Plan zu geben.
    »Du wirst die Stadt ausspähen. In ein paar Tagen werde ich zu dir kommen, dann können wir über unsere Optionen und Aktionen sprechen.«
    Ich stand auf. »Ich werde dich begleiten, G’vret, wenn ich darf?«
    Yoav sah mich mit zusammengekniffenen Augen an, als könne er in mein Innerstes blicken. Dann sagte er zu Avgay’el: »Sie geht übermorgen im Morgengrauen los.«
    »Yoav, das ist der Shabat-Morgen! So weit kann sie nicht laufen! Sonst wird sie gesteinigt!«
    »Sie ist meine Sklavin. Sie wird tun, was ich ihr befehle.« Er sah mich an. »Um dich jedoch vor avayra goreret avayra zu bewahren, wirst du am Shabat nach Sonnenuntergang losziehen. Du kannst die Nacht durchwandern.«
    Avgay’el tch’te und verbarg dann ihr Gesicht, Haare und den riesigen, unverkennbaren Stein an ihrem Handgelenk unter einem Umhang. Ich warf meinen Umhang ebenfalls über, so-dass mein Haar und meine Ohren bedeckt waren.
    Wir waren einfach zwei verhüllte Frauen auf dem Weg zum Palast. Schweigend gingen wir durch die Dunkelheit.
    »Bevor du gehst, werden wir dir einen Schutz geben«, sagte sie.
    »Todah, G’vret.«
    Aber wie soll ich mich schützen, wenn ich erst dort bin? Konnte ich noch in dieser Nacht aus Mamre fliehen? Oder morgen? Wohin sollte ich fliehen?
    Tot oder stumm - und so was schimpfte sich nun freie Wahl?
    Der Marsch würde bis tief in die Nacht dauern. Da Yoav die Stadt Jebus vor einer etwaigen Belagerung auskundschaften musste und darum rund um die Uhr überwachen ließ, begegne-ten wir ab und zu Soldaten auf dem Heimweg nach ihrer einwöchigen Schicht. Auf Grund meiner Ausbildung war mir sofort klar, dass die Posten auf diese Weise mindestens vier Stunden pro Woche unbesetzt blieben. Ob die Jebusi das wussten?
    Wir sprachen nicht, wir wanderten nur. Etwa gegen zwei Uhr früh, mitten auf unserer Wanderung, stießen wir auf die anderen. Niemand sprach ein Wort, die Stammesbrüder grüßten sich lediglich mit Gesten im Vorbeigehen. Ich hielt den verhüllten Kopf gesenkt und den Blick abgewandt. Yoav wollte nicht, dass jemand von seinem Plan, in die Stadt zu gelangen, erfuhr, damit ihm niemand zuvorkommen konnte.
    Als die Sonne schließlich aufging, war mein Gehirn wie leer gefegt. Die Farben durcheilten das Spektrum in einer solchen Geschwindigkeit, dass mir kaum Zeit blieb, mich daran zu erfreuen. Der Himmel wurde erst

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