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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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rot, dann rosa mit goldenen Fransen an den Wolken, und schließlich ging die Sonne auf und überflutete die weißen Mauern von Jebus mit ihrem Licht.
    Zion, Jerusalem, die Goldene, die Stadt des Friedens.
    Wow.
    Sie war auf reflektierendem Felsgestein gegründet, das die Farben des Sonnenaufgangs aufnahm. Hoch auf einem Hügel erbaut, schien sie von goldenem Licht überströmt. Unter uns sahen wir die Stadtgrenzen, die sich über die Hügel zogen.
    Hier war Geschichte im Entstehen begriffen.
    Jetzt, wo ich sah, dass die Stadt auf drei Seiten von tiefen Tälern umschlossen war und unterhalb eines Tafelberges lag, erkannte ich, wie schwer es sein musste, sie einzunehmen. Ich war noch nie hier gewesen, und Vater hatte von Jerusalem nie als Reiseziel gesprochen, sondern immer nur als dem Kronju-wel seiner Verhandlungsbemühungen.
    Jedes der winzigen Königreiche in der Region hatte schon versucht die Jebusi zu vertreiben. Trotz der vielen Stadttore war es noch niemandem gelungen, Jebus einzunehmen. Zum einen war es unmöglich, sich unentdeckt anzuschleichen; zum anderen besaßen die Jebusi anscheinend einen unerschöpflichen Vorrat an Wasser, Nahrung ... und Geduld.
    Unser handverlesenes Team von zwanzig Mann unter Yoavs Kommando schwärmte aus, zwei Späher pro Beobachtungsposten. Mein Partner, Dov - der mit dem berühmten Schafswitz -, und ich bekamen den Auftrag, die Rückseite der Stadt und den Berg zu observieren, da Yoav der Auffassung war, wir würden besser im Verborgenen arbeiten.
    Schon standen die Menschen vor den Toren Schlange, um in die Stadt zu gelangen. Manche wollten Waren verkaufen, andere welche kaufen, wieder andere wollten zu König Abdiheba. Die meisten davon ersuchten um eine Genehmigung, Abdihe-bas Land zu durchqueren, um in den oberen Teil Kanaans zu gelangen. Hier befand sich die Auffahrt zur Straße der Könige, die vom Salzmeer direkt nach Mitanni und von dort aus weiter nach Assyrien führte - im zwanzigsten Jahrhundert Enklaven der Araber.
    Yoav zufolge war Dadua der Meinung, dass die heidnischen Stämme - die Amoni, die Amori, die Keleti, die Edomi, Moa-bi, Alameda, ganz zu schweigen von den vereinten Stämmen, die von Daduas Vettern regiert wurden - genau verfolgten, wie Daduas Stamm sich vor Jebus behaupten würde.
    Ein Sieg über die Jebusi würde seine Oberherrschaft über das restliche Land sicherstellen. Dann würden sich alle weiteren
    Schlachten erübrigen, da die anderen Stämme sich unter dem Eindruck von Daduas Primat zu Verhandlungen bereit erklären würden.
    Wir schlugen unser Ziegenfellzelt auf, das eigentlich nur aus ein paar Stangen bestand, über die etwas Ziegenhaut geworfen wurde, um Schutz vor der Sonne zu bieten, dann nahmen Dov und ich abwechselnd den Beobachtungsposten ein. Wie oft und wie lange blieben die Tore geöffnet? Verließ jemals jemand die Stadt durch die Mauer? Darüber? Darunter? Blieb irgendeines der hoch in den Wehrgängen eingelassenen Fenster jemals unbenannt? Dov und ich observierten schweigend und wechselten uns zugleich bei unseren Wachgängen ab.
    In der Abenddämmerung füllten sich die Stadttore erneut, diesmal weil so viele hinauswollten. Im Gegensatz zu den meisten Städten untersagten es die Jebusi allen Fremden, die Nacht innerhalb der Stadtmauern zu verbringen. Wer über Nacht in der Stadt bleiben wollte, brauchte einen angesehenen Bürger als Bürgen. Auf diese Weise war eine Invasion von innen unmöglich.
    Oder zumindest unwahrscheinlich.
    Handwerker, Kaufleute und Familien begannen an den Hängen neben der Straße in die Stadt ihre Zelte aufzuschlagen. Heute Nacht würden Dov und ich uns unter die Menschen mischen und heiße Speisen verkaufen - die jemand anderes aus unserem Team zubereitet hatte -, während wir zugleich den Berichten aus der Stadt lauschen würden.
    Noch während des Tages, denn für die Stämme war die Nacht erst angebrochen, wenn die ersten drei Sterne am Himmel zu sehen waren, schlossen die Jebusi die Tore. Das Rasseln und Scheppern der Fallgitter war bis zu unserem Unterschlupf zu hören. Wie verabredet stießen wir zu einigen anderen, alle unterschiedlich gekleidet, um in die Zeltstadt der Besucher zu wandern.
    Die Ironie dabei war, dass die Besucher aus der Stadt genau wussten, dass sie es mit Spionen zu tun hatten. Über zu viele Jahre hinweg hatten zu viele Triebe von Avrahams weit verzweigter Verwandtschaft diese Art von Spionage betrieben, als dass es nicht jeder gewusst hätte.
    Konsequenterweise tauschten

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