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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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winzigen Wasserlauf und stellte fest, dass er über eine gewisse Strecke geradeaus verlief, um dann wie durch einen Abfluss im Boden zu versickern. Weil ich mich beobachtet fühlte, verplemperte ich etwas Zeit damit, den Krug von meiner Schulter zu heben und ihn ins Wasser zu tunken. Während ich den Lehmbehälter festhielt und er voll Wasser lief, sah ich mich um und überlegte, was ich als Nächstes tun sollte.
    Der Krug war viel zu schwer, um ihn wieder hochzuheben. Er war wie ein Mühlstein. Ich versuchte, daneben niederzuknien und ihn auf meine Schulter zu ziehen. Keine Chance. Ich sah mich um, teils verlegen und teils nervös, dass mein fadenscheiniges Alibi auffliegen könnte. Ich schüttete etwas Wasser aus und unternahm einen zweiten Versuch.
    Er war immer noch granitschwer. Ich goss noch mehr Wasser weg und probierte dann, den Krug aus einem anderen Winkel aufzuladen. Ohne Erfolg, stattdessen hätte ich um ein Haar den Krug fallen lassen und ihn zerbrochen - was unter Umständen ein Segen gewesen wäre.
    Wie schafften diese kleinen Frauen das nur? Ich hatte jahrelang Rucksäcke geschleppt. Ich war Ski gelaufen, ich war Berg gestiegen. Ich konnte sogar im Schmetterlingsstil schwimmen. Aber dies ging über meine Kräfte. Offenbar fehlten mir die richtigen Muskeln, um das Gewicht eines kleinen Dinosauriers über den Kopf zu heben. Oder vielleicht brauchte ich einfach nur ein bisschen Ruhe.
    In der leisen Hoffnung, jemand möge ihn stehlen, ließ ich den Krug auf dem Boden stehen und folgte dem vermutlichen Lauf des unterirdischen Baches. Vielleicht trat er ja irgendwo wieder ans Tageslicht? Ich hatte die Stadt zur Hälfte umrundet, als ich plötzlich stehen blieb. Im Aufsehen bemerkte ich, dass ich mich genau unter einem in die Stadtmauer eingelassenen Wachhäuschen befand, auch wenn der Wachposten mich aus diesem Winkel nicht sehen konnte. Ich legte den Kopf schief und lauschte angestrengt.
    Wasserplätschern.
    Gemächlich im Schatten der Mauer dahinschlendernd, ging ich lauschend weiter. Das Plätschern wurde erst lauter, dann leiser und dann wieder lauter. Als ich um eine weitere Ecke in der Stadtmauer bog, wurde es eindeutig laut. Ich konnte kaum etwas erkennen, gerade so viel, dass ich jenseits einer leichten Anhöhe ein paar große Steine ausmachen konnte. Bewacht von riesigen, Furcht einflößend aussehenden gelben Pseudohunden.
    Ich ließ mich auf den Boden fallen. Das musste es sein!
    Nachdem ich an meinem Finger gelutscht hatte, hielt ich ihn hoch in die Luft, um die Windrichtung zu prüfen. Ich näherte mich gegen den Wind, weshalb die an die Mauer geketteten Hunde, die nur entfernt wie Hunde aussahen, nicht angeschlagen hatten. Ein nicht zu verleugnendes Siegesgefühl durch-schoss mich. Vielleicht waren die Jebusi gar nicht so gut beschützt, wie sie glaubten?
    Die gelben Hunde sahen gemein aus. Eigentlich sahen sie mehr nach Wölfen als nach Hunden aus. Ich schloss kurz die Augen und versuchte mir irgendein ägyptisches Kunstwerk mit einem Hund ins Gedächtnis zu rufen. Abgesehen von Anubis, dem schakalköpfigen Totengott - Moment, das hier waren Schakale!
    Als hätte er meine Gedanken gehört, drehte einer von ihnen den Kopf in meine Richtung, ganz langsam, fast als könne er mich fühlen. Mein Vertrauen in seine Leine war beschränkt, darum zog ich mich zurück, flach auf den Boden gepresst, während mein Gehirn von Erinnerungen an meine Offiziersausbildung überschwemmt wurde. Sobald ich aus dem Blickfeld der Schakale war, stand ich auf und drückte mich gegen die hoch aufragenden Steine.
    Es gab einen Zugang! Unwillkürlich wurde ich aufgeregt. Ich hatte das Geheimnis entdeckt!
    Ich hatte die Hälfte des Weges zu meinem Zelt zurückgelegt, diesmal auf der anderen Seite der Stadt, als ich auf die exakt gleiche Anordnung stieß: Schakale, Stein, Wasserrauschen. Gab es zwei Zugänge zur Stadt? Oder war einer davon nur eine Attrappe?
    Welcher war echt und welcher war HP-gedruckt?
    Meine Begeisterung verpuffte wie Schweiß in der Wüste, und deprimiert stapfte ich zu unserem Lager zurück.
    Erst als ich dort ankam, klatschnass und völlig außer Atem, fiel mir der Krug mit eiskaltem Wasser ein, der immer noch auf dem Talboden stand. Dov schnaubte abfällig, als ich ihm davon erzählte, und ließ mich dann allein. Gegen einen Baum gelehnt, schlief ich ein.
    Am dritten Tag meines einwöchigen Späheinsatzes sah ich Dov beim Training mit seiner Schleuder zu. Er stellte in vierzig
    Schritt Entfernung

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