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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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im Sterben; Pharao mordete auch ihre Träume.
    Jetzt war der Priester zurückgekommen. Die Zeit wurde allmählich knapp.
    »Welche Lügen willst du mir diesmal entgegenspeien, Hore-taton?« RaEm wusste, dass es ihn ärgerte, wenn sie seinen Namen von Horetamun in die Form brachte, die an diesem Hof angemessen war: Horetaton. Doch verhielt sie sich dadurch eher so, wie es vor so vielen zuhörenden Höflingen angebracht war.
    »Ich sehe, dass mein« - er räusperte sich - »Herr Semench-kare gnädig und nachsichtig ist wie stets.«
    »Was an meiner Regentschaft und Herrschaft als Ko-Regent Ägyptens, ewig möge ich im Lichte Atons leben!, vermag dein schwächliches Gehirn nicht zu begreifen? Und sprich mich so an, wie es mir gebührt, Horetaton.«
    Er neigte den Kopf. »Meine Majestät. Ich sehe, dass der Aton dein Wesen gesegnet hat. Du bist noch mitfühlender, als ich dich in Erinnerung habe.«
    »Solltest du je um Vergebung ersuchen, könnte ich sie dir möglicherweise gewähren. Was willst du hier?«
    »Du kennst die Jahreszeiten. Pharao sollte sich bereit machen, zum Tag des Gottes in der Barke zu segeln, so wie es sein Amt gebietet.«
    RaEm warf einen kurzen Blick auf die Höflinge und Adligen; gelangweilt verfolgten sie die Szene, die sie so oft und mit so vielen Priestern beobachtet hatten. Die früheren Religionen Ägyptens hatten nicht aufgehört, darum zu werben, dass ihre Gottheiten als Konsorten oder Höflinge des Atons anerkannt wurden. RaEm ließ sich Wein bringen.
    »Er erkennt diesen Gott nicht mehr an.«
    Horet wagte sich dem Thron zu nähern und senkte seine Stimme so weit, dass selbst die Schreiber ihn nicht mehr verstehen konnten. »Bald wird Ägypten ihn nicht mehr anerken-nen.« Sein Blick war ohne jedes Gift; stattdessen flehten seine Augen sie an. RaEm spürte, wie ihr Blut gefror. War der Tag gekommen? War nichts mehr zu retten?
    Sie griff nach einem Weinbecher und nahm einen Schluck, in der Hoffnung, dass der Priester aus einem anderen Grund als dem von ihr gefürchteten gekommen war. Sie brauchte noch mehr Zeit; sie hatte noch keine Lösung gefunden, noch kannte sie die Antworten, die man von ihr forderte, nicht.
    Horetaton ließ sich durch nichts einschüchtern. RaEm hatte gute Lust, ihn ins Gefängnis zu werfen, nur um ihn einmal bleich werden zu sehen. Doch so etwas zu tun, wäre töricht und lächerlich. Kaum hatte sie den Wein geleert, spürte sie, wie er in ihre Adern strömte und ihren Zorn linderte.
    Mit einer knappen Handbewegung schickte sie alle Soldaten, Adligen, Zofen, Schreiber, Höflinge und Sklaven aus dem Raum.
    »Was wünschst du wirklich, Höret?«
    Sie hörte die Erschöpfung in ihrer Stimme. Und wirklich -seitdem sie alle Nächte hindurch Echnatons Wünsche erfüllte und sich allmorgendlich bei Tagesanbruch erhob, um zum Aton zu beten, ehe sie den ganzen Tag lang in der Hoffnung, das Königreich wieder ins Lot zu bekommen, Audienzen gewährte, unterbrochen von endlosen Festmählern, Gelagen und Feiern, bis Echnaton sie wieder ins Bett schleifte, damit sie ihm Vergnügen bereitete, war sie tagsüber fast immer den Tränen nahe.
    Was sie jetzt keinesfalls brauchen konnte, waren weitere Intrigen. Die Weiber schmiedeten Pläne, die Kinder steckten die Köpfe zusammen, die Soldaten hatten ihre eigene Motive und Absichten und die Adligen nicht minder. Echnaton war und blieb ein großes Kind, das in seiner Sandburg spielte, ohne auch nur zu ahnen, wie sehr sein Volk ihn hasste. Und ohne sich darum zu kümmern.
    Als Priesterin im Ägypten von Pharao Hatschepsut hatte sie den Klatsch und die Ränke am Palast genossen. Doch damals hatte Ägypten in Frieden gelebt, es war gesund gewesen, über alle Maßen reich, voller Ideen, voller schöner Menschen und mächtig.
    Jetzt wurden alle Grenzen Ägyptens durch Scharmützel perforiert, das Land darbte in unerträglicher Armut, es wurde nur noch eine einzige Idee geduldet und es gab keine schönen Menschen mehr. Macht war eine Illusion. Das Palastleben hatte jeden Reiz verloren; geblieben war nichts als Hunger, Armut, Krankheit. »Was willst du hier?«, wiederholte sie.
    »Meine Majestät.« Er gewährte ihr den zustehenden Titel, jenen Titel, für den sie mit Blut bezahlt hatte. »Waset fordert einen neuen Herrscher, einen neuen König, der die Last dieser alles vergiftenden Jahre von unseren Schultern nimmt, ehe es zu spät ist.«
    Diesmal sprach er ganz unverbrämt; in dieser Situation konnte auf Empfindlichkeiten keine Rücksicht

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