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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Haus tatsächlich im Bau.
    »Unsere Neujahrsfeiern beginnen übermorgen.«
    RaEm reckte ihr Kinn eine Spur höher. »Ich wünsche euch dazu alles Gute. Werdet ihr die Feiern begehen?«
    Dion starrte RaEm wutentbrannt an und sah dann zu Cheftu hinüber. Ich hätte am liebsten laut gelacht, weil Dion annehmen musste, ich sei sie, und darum erwartete, dass Cheftu dementsprechend reagieren würde. Andererseits wusste zwar RaEm, wie ich in meinem eigenen Körper aussah, Dion hingegen nicht. Sie sah Cheftu ebenfalls an, offenkundig überrascht, dass er immer noch am Leben war, und um ihn im Auge zu behalten, falls ich irgendwo auftauchte.
    Und ich durfte all diese Leute verpflegen und unterhalten.
    »Die Feierlichkeiten dauern einen ganzen Monat«, führte Dadua aus. »In ein paar Wochen werden wir das Totem meines Volkes in diese Stadt bringen, wo es seine neue Heimat finden soll.«
    »Ich habe von diesem Wunder gehört«, sagte RaEm.
    »Dann müsst ihr natürlich bleiben«, gab er kühl zurück. »Denn du bist ebenfalls eingeladen, Zakar ba’al.«
    Dion neigte den Kopf kaum merklich.
    Bei den Machtspielchen im modernen Wirtschaftswesen kam es oft darauf an, wer zuerst sprach. Hier setzte man die Heftigkeit und Tiefe des Nickens auf genau die gleiche Weise ein. In meiner Zeit hatte derjenige Macht, der die anderen warten ließ. Hier schien der- oder diejenige das Sagen zu haben, der bei einer Verbeugung am wenigsten den Kopf senkte.
    Dadua hielt sich gut, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass ihm die Erfahrung seiner Mitregenten fehlte. Er war wirklich eine Bibelgestalt aus der Bronzezeit. RaEm hatte schon in der Welt des zwanzigsten „Jahrhunderts herumgespielt. Und Dion hatte schätzungsweise das ganze letzte Jahrtausend durchlebt. Es verstand sich von selbst, dass die beiden ein geschliffeneres Benehmen an den Tag legten, doch Dadua war erkennbar ein König. Wie war RaEm Pharao geworden? Fragen über Fragen wirbelten durch meinen Kopf.
    Avgay’el berührte meine Hand und fragte mich aus dem Mundwinkel: »Ist das Abendessen bereit?«
    Hysterisches Lachen blubberte in mir hoch. Sie war mit einem Unsterblichen - nein, zwei Unsterblichen - sowie drei Zeitreisenden, dem Gründer der israelischen Nation und zwölf Amazonen in einem Raum, und sie zerbrach sich den Kopf wegen des Abendessens?
    »Klo-ee?«, hakte sie nach.
    Jawohl, sie zerbrach sich den Kopf wegen des Abendessens.
    »Dein Wille geschehe«, sagte ich im Hinausgehen.
    Das Neujahr (Rosh - erstes; ha - das; sharia - Jahr) begann mit dem Blasen des Shofar. Dann aßen alle Familien Süßigkeiten, beteten zu Shaday und bereiteten sich auf den Tag der Sühne vor.
    Cheftu knackte Nüsse und aß die Kerne, während wir auf dem Balkon saßen und zuschauten, wie die Nacht den Himmel überzog. Zum ersten Mal, seit dieses merkwürdige Wesen einer RaEm-Transvestitin und Hiram der Wahre aufgetaucht waren, saßen wir in trauter Zweisamkeit zusammen.
    »Sie ist Pharao?« Ich konnte es immer noch nicht fassen.
    Er schnaubte.
    »Hat sie dir irgendwas erzählt?«
    »Lo, aber dazu war auch gar keine Zeit über all den Feierlichkeiten, dem Ernten, den täglichen Vorbereitungen und der Rückkehr des Totems.«
    »Und er?«, hakte ich fast kokett nach.
    »Lo, gar nichts.«
    Ich legte den Kopf in den Nacken und sah zu den Sternen auf.
    »Wieso sind wir hier? Was haben wir nur mit der Menschheitsgeschichte angestellt, dass RaEm auf dem ägyptischen Thron gelandet ist? Meine Schwester, die Ägyptologin, würde total ausflippen, wenn sie wüsste, was für ein Chaos wir mit dieser wahnsinnigen alten Ägypterin veranstaltet haben!«
    »Gefällt es dir hier nicht?«
    »Ich bin mit dir zusammen, aber ich muss zugeben, dass ich es eigenartig finde. Nichts fliegt in die Luft, niemand ist krank. Es gibt keine Brände, keine Heuschrecken. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was wir hier sollen.«
    Er sah auf. »Vielleicht einfach leben?«
    Ich seufzte ruhelos. »Vielleicht.«
    »Dadua hat eben das Plateau oberhalb des tsorischen Milo erworben«, kommentierte Cheftu. Wenn ich mich ganz weit aus der Südecke des Fensters lehnte, konnte ich es von unserer Wohnung aus sehen.
    »Noch mehr Land, das wir besiedeln können?«
    Cheftus Blick wurde bohrender. »Gibt es denn ein >wir    »Dich und mich«, sagte ich. »Nur dich und mich.«
    Wir ernteten die Oliven, indem wir Leintücher unter den Bäumen ausbreiteten und dann mit langen Stangen an den Ästen rüttelten, bis die Oliven

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