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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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eine Schande!« Mik’els Stimme war unverkennbar. Jetzt verstummten auch alle Übrigen im Raum und lauschten.
    »Was denn? Dass der Thron nach Jerusalem zurückgekehrt ist? Jetzt sind wir die Hauptstadt aller Stämme!«, erwiderte Dadua.
    » Ach! Ein Haufen ungekämmter, unzüchtiger Bauern, die immer noch Steine anbeten und sich mit Apiru verheiraten.«
    Wir gaben nicht einmal vor, nicht zu lauschen.
    Schweigen.
    »Du vergisst dich, Isha. Meine Mutter ist Apiru.«
    »Wie könnte man das vergessen. Vor allem nach dem heutigen Schauspiel! Hast du keine Würde? Keinen Stolz?
    Wie beschämend, dass der Thron Yudas eine solche Farce geworden ist.«
    In unserem Raum traute sich keiner, dem anderen ins Gesicht zu sehen. Es war zu spät, um noch ein unbefangenes Gespräch anzufangen; andererseits war es ausgesprochen peinlich, diesem Streit zuzuhören.
    »Deine Sklavinnen haben dich nackt gesehen!«, zeterte sie. »Du bist der König! Man sollte nicht einmal dein Gesicht sehen dürfen, doch du zeigst deinen Penis her! Mein Vater würde sich schämen! Das Haus Labayus würde sich schämen!«
    »Es gibt kein Haus Labayus!« Davids Erwiderung kam schnell, zornig und sehr, sehr laut. »Ich habe vor meinem Gott getanzt, und zwar so, wie mein Gott mich geschaffen hat. Er hat mich über deinen Vater, über deine Brüder, über dein gesamtes Haus Labayu erhoben! Ich bin der König. HaNasi Tziyons, haMelekh der Stämme, das bin ich!«
    Wenn überhaupt, wurde Dadua noch zorniger.
    »Vor meinem Gott werde ich so feiern, wie es mein Herz mir befiehlt. Vor Gott ist kein Platz für irgendwelche Würde; noch würdeloser will ich vor ihm sein. Vor Shaday ist kein Platz für Stolz; noch mehr will ich mich vor ihm erniedrigen. Auch wenn du an einem Herrscher, der seinem Herzen folgt, nichts Bewundernswertes siehst, werden die Sklavenmädchen, auf die du so herabsiehst, die Majestät Shadays im Gedächtnis behalten, denn sie haben begriffen, dass ich vor ihm und nicht vor ihnen nackt war.«
    Wieder blieb es still.
    Lange still.
    »Aus meinen Augen, Mik’el. Nie wieder sollst du einen Mann erkennen.«
    Der Vorhang bauschte sich zur Seite; wir starrten Dadua an, er starrte uns an. Mik’el stand hinter ihm im Dunklen. »Vor all diesen Menschen«, verkündete er, »hat Mik’el darum gebeten, das Haus Labayu zu verstoßen. Dass ich ihren Tod nicht fordere, beweist meinen Chesed.« Er drehte sich zu ihr um. »Du sollst Tziyon nie wieder betreten.«
    Stolz und wunderschön trat sie vor. »Eher will ich auf mich allein gestellt sein, als mit einem König zusammenzuleben, der sich nicht königlich zu verhalten weiß.«
    Ich konnte nicht anders; ich zuckte zusammen.
    War sie wirklich so dumm? Oder wollte sie wirklich ihren Tod heraufbeschwören? Dadua sah sie an, als wollte er sie umbringen.
    »Um Yohans willen, den ich geliebt habe, werde ich dich lediglich verstoßen. Gibori!«, rief er.
    Yoav und Abishi eilten an seine Seite. Dadua wies mit einer Kopfbewegung auf sie, woraufhin sie sich neben ihr aufbauten und sie an beiden Handgelenken packten. Mik’el riss sich aus ihrem Griff los, und dann schritt sie, statt durch den Hinterausgang zu verschwinden, gemessen und elegant durch unsere Gruppe hindurch. Sie war vom Scheitel bis zur Sohle eine Prinzessin.
    Wir waren wie vor den Kopf geschlagen.
    Ein paar Minuten verstrichen. Was sollten wir unternehmen? Selbst N’tan war still geworden. Schließlich nahm Dadua sein Instrument, strich über seinen Kinor und begann zu singen.
    »Shaday, man lobt Dich in der Stille Tziyons, Dir halten wir unsere Gelübde. O Du erhörst unsere Gebete, darum kommet alles Fleisch zu Dir. Dich wollen wir suchen. Wenn unsere Missetaten uns hart drücken, vergibst Du uns unsere Sünden und schenkst uns einen neuen Anfang.
    Wohl dem, den Du erwählst. Wohl dem, den Du an Deinen Vorhöfen leben lässt. Wir sind erfüllt von Trost aus Deinem Hause, wir nutznießen von dem Dienst in Deinen heiligen Zelten. Du erhörest unsere Fragen mit allmächtigen Taten und zeigest Gerechtigkeit, o Gott, unser Heil.
    Du bist die Zuversicht aller auf Erden und fern am Meer. In Deiner Kraft setztest Du Berge fest, Du bist gerüstet mit Macht. Du hast das Brausen der Wogen gestillt und das Toben der Völker. Die an den Enden wohnen, haben von Deinen Taten gehört und entsetzen sich vor Deinen Zeichen. Wo auch immer der Morgen dämmert oder der Abend sich senkt, singt man Dir zu.
    Du hast das Land reich gemacht und es bewässert. Dein

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