Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho
sterben.«
Ein paar erbleichten, doch die meisten blieben ungerührt.
Resigniert.
»Wir brauchen nur Gold.«
RaEm stapfte davon, dass der Schlamm auf ihren Schurz spritzte. »Mit Gold können wir all unsere Probleme lösen. Damit können wir uns ein Amt, unsere Freiheit und Sicherheit im neuen Ägypten erkaufen. Ohne Gold wird man uns alles nehmen und uns als einen Überrest des verstoßenen Königreiches verrotten lassen.«
Sie sah sie, ihre Truppenführer, der Reihe nach an. Insgesamt fünfundzwanzig gehorsame, kräftige Männer. Und alle waren Ägypten treu ergeben. »Ich weiß, wo es Gold gibt. Ich brauche eure Hilfe. Ihr müsst mir ganz und gar vertrauen. Ihr dürft keinen Moment an meinen Zauberkräften zweifeln.«
»Wie könnten wir an dir zweifeln?«, fragte einer von ihnen. »Du gebietest über den Blitz!«
Zustimmendes Gemurmel war zu hören. Gut! Dass sie gelernt hatte, den Himmel zu lenken, war also nicht unbemerkt geblieben. »Genau. Werdet ihr mir vertrauen?«
»Nicht dass wir dir nicht vertrauen, Meine Majestät, aber warum erstürmen wir Noph nicht einfach? Wir kontrollieren die Armee. Tausende von uns lagern zwischen Jebus und Ägypten. Jeder Soldat würde nur zu gerne nach Hause zurück-kehren und das Land für Pharao erobern.«
Sie lächelte. Sie waren so schlicht, so entzückend süß.
Sie würden Noph und auch Waset erstürmen. Doch bei den Verhandlungen in Karnak, bei den Verhandlungen mit jenen Adligen, deren Name seit mehreren Dynastien bei Hofe vertreten war, zählte nur Gold. Mit Brutalität und Angst würde sie bei jenen, deren Anerkennung sie mit Sicherheit brauchte, überhaupt nichts erreichen.
Immerhin wäre sie schließlich Pharao, genau wie Hat-schepsut vor ihr. Tuti hätte einen kleinen Unfall, und sie würde an seiner Stelle herrschen. Später würde er nach einem langen, qualvollen Kampf gegen eine Krankheit dahinscheiden. Und dann wäre Semenchkare der größte Pharao, den Ägypten je gekannt hatte.
Und der reichste. Nie wieder würde sie sich von einem König über einen Schlammhügel als »machtlos« beschimpfen lassen. Sie konnte es kaum erwarten, ihn auszuweiden, ihm sein Geschlecht in den Mund zu stopfen und ihn anzuzünden.
Vielleicht ließ sich auch das mit einem Blitz bewerkstelligen?
»Vertraut ihr mir?«, fragte sie.
»Ja!«
»Werdet ihr mir folgen?«
»Ja!«
»Nie meine Befehle hinterfragen, sondern sie stets gehorsam ausführen?«
»Ja!«
»Dann schwärzt eure Gesichter mit Schlamm und lasst eure Schwerter zurück. Noch heute Nacht werden wir den Heimweg antreten.«
Die Chorim, Zekenim und Giborim waren (dem wieder angekleideten) Dadua gefolgt, der sein neues Heim segnen wollte, solange er noch in Shadays Gnade stand. Wir standen innerhalb der Fundamente des Hofes von Daduas künftigem Palast. Die Lade war sicher auf dem Tempelberg untergebracht; für die Israeliten war alles im Lot.
Daduas Frauen standen dicht beisammen und beobachteten unser Eintreten. Er winkte jeder Einzelnen zu. Avgay’el senkte den Kopf, Hag’it errötete und winkte zurück, Ahino’am blies ihm unter unserem Jubel einen Kuss zu.
Mik’el stand auf der Seite gegenüber und wartete auf Daduas Geste. Sie reagierte nicht und schien ihn nicht zur Kenntnis zu nehmen. Dadua winkte noch einmal; Mik’el machte auf dem Absatz kehrt und ging davon.
Verblüfftes Schweigen. Sie hatte haNasi vor den Kopf gestoßen? Das war nie besonders klug, und heute am allerwenigsten. Als Dadua sich wieder zu uns umdrehte, lächelte er immer noch, doch in seinen schwarzen Augen glühte es. Er warf den Kopf zurück und erbat Shadays Segen für sein Haus, sein Geschlecht, seine Dynastie und die vereinten Stämme von Y’srael und Yuda.
War ich wirklich dabei? Cheftu und ich mischten uns unter die Übrigen und wanderten unter Gesängen zurück zum Palast. Dort ließen wir uns um den Tisch herum nieder und speisten bis in die tiefe Nacht hinein, deren Sterne sich unter einer Wolkendecke verkrochen hatten.
Als vor uns nur noch ein paar Überreste von Lamm, Getreide, Obst und Gemüse lagen, entschuldigte sich Dadua.
Die Musikanten spielten, der Wein floss; es war ein perfekter Abend. Cheftu hatte mich eben geküsst und angedeutet, es sei an der Zeit, in unser eigenes Haus zurückzukehren, als wir alle ein lautes Krachen hörten.
»Was -«, hörte ich über die Gespräche der Männer hinweg. Wir klappten den Mund zu und bemerkten, dass auch alle Übrigen am Tisch still geworden waren.
»Was für
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