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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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wie ein Tennisduell. Cheftus Blick kam auf dem Bootsmann zu liegen. »Herr«, sagte der gerissene Tso-ri, »wir sind weit draußen auf dem Meer; wir haben Monate gebraucht, um hierher zu kommen. Ich fürchte, es wird auch Monate brauchen, bis wir den Nil erreichen, selbst wenn wir wüssten, in welche Richtung wir segeln müssen.«
    Cheftu ging über das Deck auf den Mann zu, bis sie sich Auge in Auge gegenüberstanden. »Wozu ihr auf dem Weg nach Norden Wochen und Monate gebraucht habt, werdet ihr in Richtung Süden genau drei Tage brauchen«, erklärte er tonlos. »Ich weiß es. Ich kenne den Weg.«
    Der Tsori erbleichte und senkte den Blick.
    »Ihr habt den Botschafter hintergangen«, sagte Cheftu in der Sprache des Bootsmannes. »Glaubt nicht, dass ihr das mit mir tun könnt.« Meine Frau erwartet mich, dachte er. Ich werde mich nicht von euren Komplotten daran hindern lassen, sie wieder zu sehen. »Falls ihr es probiert, werdet ihr meinen Zorn zu spüren bekommen.« Cheftu starrte dem Mann provozierend in die Augen. »Die Antwort, die ich erwarte, lautet: >Ja, Herr.<«
    Der Mann schwieg, doch aus seinen Augen leuchtete es rebellisch. Cheftu trat einen Schritt zurück und rief zwei Matrosen herbei, stämmige Kerle mit flinken, dunklen Augen und vorspringenden Nasen. »Dieser Mann ist seines Ranges enthoben«, wies er an. »Er wird in den Schiffskerker gesperrt, bis wir Kemt erreicht haben.«
    »Herr -«, protestierte der Bootsmann.
    »Sofort«, befahl Cheftu.
    Belämmert führten die Matrosen ihren Vorgesetzten unter Deck ab. Cheftu winkte RaEm heran. Sie überquerte das Deck, den Körper keck entblößt. Cheftu flüsterte ihr zu: »Wir können uns nicht darauf verlassen, dass der Bootsmann wirklich eingesperrt wird. Geh ihnen nach und überzeuge dich davon.« Sie nickte knapp. »Vergiss nicht, RaEm, wenn sie meutern, wirst du Ägypten nie wieder sehen, und du wirst auch Pharao nicht begegnen.«
    »Darf ich ihn schlagen?« Ihre Lippen waren leicht geöffnet.
    Cheftu sah hinaus aufs Wasser, und sein Blut gefror. »Nicht so sehr, dass er medizinische Pflege braucht. Ich habe keine Lust, ihn wieder gesund zu pflegen.« Ihr Atem ging schwer, und ihre Pupillen waren geweitet. »Treib kein falsches Spiel mit mir, RaEm«, sagte er. »Sonst werde ich dir beibringen, was wahrer Schmerz ist. Und jetzt geh«, befahl er, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Die Matrosen standen wie erstarrt und glotzten ihn an. Cheftu musterte sie der Reihe nach. »Dieses Schiff gehört Wenaton, eurem Herrn. Ihr gehört ihm ebenfalls, ihr seid ein Geschenk eures Königs.« Seine Stimme hallte durch das abwartende Schweigen. »Ihr habt meinen Herrn zum Narren gehalten, doch das hat ab sofort ein Ende.« Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, es war ihm unangenehm, dass er ihnen drohen musste. Doch andernfalls würden sie sich nicht fügen. Vielleicht hatte man ihnen aufgetragen, den Botschafter irgendwo unterwegs loszuwerden. »Wir werden Ägypten innerhalb einer Woche erreichen, wobei genug Zeit für widriges Wetter eingerechnet ist, andernfalls werdet ihr eure erbärmlichen Segelkünste mit dem Leben bezahlen.«
    Sie zuckten zusammen. Gut, dachte Cheftu.
    »Euer Bootsmann hat bereits seine gerechte Strafe bekommen. Es wäre schade, wenn noch mehr von euch sie erdulden müssten.« Vor allem, da RaEm sie bis zur Ekstase peitschen würde. Ein Schauder überlief Cheftu. »Und jetzt nehmen wir Kurs auf Ägypten. Und zwar sofort!«
    Die Tsori liefen los, um die Segel zu setzen, den Schlag für die Ruderer zu beschleunigen, in die Wanten zu klettern oder unter Deck zu verschwinden. Kurz darauf hatte das Schiff Fahrt aufgenommen, die Segel blähten sich unter dem Wind und die Ruderer legten ein angenehmes, kraftvolles Tempo vor. Wenaton wartete unter dem Mast auf Cheftu.
    »Ausgezeichnete Arbeit, Herr«, lobte er ihn ohne jede Vorrede. »Es ist mir eine Ehre, dich an Bord zu haben.«
    Cheftu senkte den Kopf, sein Ärger war verraucht. »Es ist von höchster Dringlichkeit, dass ich möglichst schnell in Ägypten ankomme.«
    »Wartet Pharao auf dich? Bist du ein Geschenk für den
    Thron? Wie bist du mitten im Meer gelandet? Und wie heißt du?« Wenaton zeigte mehr Respekt, aber auch mehr Verstand, als Cheftu ihm zugebilligt hatte.
    »Das ist eine lange Geschichte«, antwortete er. Und ich habe sie mir noch nicht ausgedacht. »Um die Wahrheit zu sagen, ich bin müde.« Und ich habe Angst, dir meinen wahren Namen zu verraten. »Sag Chavsha zu mir«,

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