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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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geworden war, dann stellte er flüsternd die Frage, die ihm auf dem Herzen brannte. »Wie kann ich Chloe finden?«
    »F-O-L-G-E.«
    Wem folgen? Was folgen? Und wohin folgen? Vielleicht sollte er am Anfang beginnen. »Ist Chloe hier?«
    Sie schwiegen, ein Hinweis darauf, dass er die Frage nicht korrekt gestellt hatte. »Ist Chloe hier in dieser Zeitepoche?«
    »J-A.«
    Freude durchzuckte ihn. Sie war hier! Sie war hier! Jetzt musste er nur noch -
    »Mach nicht das ganze Wasser schmutzig«, rief RaEm.
    Unter Verwünschungen packte Cheftu die Steine weg und widerstand der Versuchung, ins Wasser zu pinkeln, nur um RaEm zu ärgern. Stattdessen stand er auf, trocknete sich ab, zog sich an und ging los zum Haareschneiden. Die Steine steckten wieder sicher in der Schärpe um seinen Bauch: einer auf der linken, der andere auf der rechten Seite.
    Chloe war hier, irgendwo in dieser geschichtlichen Epoche. Um zu ihr zu gelangen, brauchte er nur die erste Botschaft richtig zu deuten. Falls er folgte, würde er Chloe finden.
    Dankbar legte er sich unter die heißen, dampfenden Gesichtstücher, während er gleichzeitig über die Antwort auf seine Frage nachsann. Die Steine irrten sich nie, doch sie gaben nur selten eindeutige Antworten.
    Er brauchte genauere Anweisungen.
    Doch sie war hier. Die Welt war nicht so groß, dass er sie nicht finden konnte. Denk an deinen Schwur, dachte er. Ich denke an meinen.
    Ägypten.
    Es erstreckte sich vor ihnen wie ein Juwel mit unzähligen Facetten. Auf den Feldern grünte das wachsende Getreide, und in
    den Wassern des Nils spiegelte sich der blaue Himmel.
    Cheftu betastete sein frisch rasiertes Kinn und spürte den Winterwind, der um seine Beine peitschte und in den langen, schweren Schurz fuhr. Die Haut um seine Augen spannte sich unter dem trockenen Bleiglanz und sein Hals war wieder nackt der Sonne dargeboten.
    Sie hatten das Tsori-Schiff mit den misstrauischen Matrosen gegen ein Nilboot getauscht. Mit seinem flachen, kiellosen Boden war es leichter, über die Felsen und durch die manchmal gefährlichen Flusswindungen zu manövrieren. Wenaton und sein Gefolge hatten die Inspektion der gleichgültigen Beamten im Delta problemlos überstanden; jetzt waren sie unterwegs nach Achetaton.
    Tempel, die einst stolz und königlich die Flussufer gesäumt hatten, waren nun von Unkraut überwuchert und dienten den Ratten als Bau. Vielen Statuen, die anderen Göttern und Göttinnen geweiht waren, hatte man das Gesicht abgeschlagen und nur noch die Sonnenscheibe mit den ausgestreckten Händen, den Aton, übrig gelassen, wo einst das Antlitz eines Tieres gewesen war. Die katzenköpfige Bastet, der ibisköpfige Thoth, der falkenköpfige Horus - sie alle waren zu Sonnenscheiben mit Händen entstellt worden.
    Die Obeliske waren gefällt worden, und die Felder lagen brach, weil es an Priestern fehlte, um sie zu bestellen. Welches andere Gewerbe hatte mit einem Schlag zehntausenden von Priestern Arbeit gegeben?
    »Was hat er Ägypten angetan?«, sagte RaEm neben ihm.
    »Das ist . das ist ja peinlich!«
    Cheftu sah die Wasser vorbeigleiten, fühlte die Zeitlosigkeit des Nils, die Trauer des Verfalls um sie herum. »Ich habe den Eindruck, er ist ein Zerstörer, kein Schöpfer«, sagte er. Die Tempel am Ufer waren eingefallen, doch es schien keine neuen an ihrer Stelle zu geben. »Was macht das Volk?«, fragte er sich laut.
    RaEm sah noch kurz aufs Ufer, dann verkündete sie, bei dem Anblick werde ihr übel, und kehrte auf ihre Liege zurück.
    Wenatons Liege, dachte Cheftu, über die sie nun verfügte, nachdem sie Wenaton davon verbannt hatte.
    Wenig später stellte sich der Botschafter neben Cheftu an die Reling und trommelte mit den Fingern aufs Holz.
    »Was bedrückt dich, Herr?«, fragte Cheftu langsam. Wo war Chloe? War sie in Ägypten? Wem folgen, was folgen, wie folgen ... Die Worte jagten sich in seinem Kopf wie ein Hund seinen eigenen Schwanz.
    »Ich habe an der Grenze kurz mit einem Bekannten gesprochen. Pharao, ähm, ewig möge er leben!, hat drei Aufstände in Kush hingenommen, ohne einzuschreiten.« Wenaton hatte eine neue Perücke aufgesetzt, diesmal eine mit kurzen Locken. »Und obwohl Kanaan bald überkocht, sind im Osten alle Vorposten aufgegeben worden bis auf einen einzigen alten Diplomaten.«
    »Ägypten ist das mächtigste Land der Welt.« Cheftu fragte sich, ob das immer noch zutraf. »Wir haben doch bestimmt nichts von Kanaan zu befürchten?«
    »All das Land, das Thutmosis der Große für

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