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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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den Göttern! Wir sind Ägypter!«
    Wenaton hielt inne und sah sie abwechselnd an. »Wieso habt ihr das nicht gleich gesagt? Zu dumm, hierher zu ziehen, mitten ins Nichts, wo man nicht das Geringste anbauen kann«, grum-melte er. Er rief einem Matrosen etwas zu, befahl ihm, zwei weitere Schlafmatten vorzubereiten, warf Cheftu einen Umhang zu und ließ sich schließlich in seinem Kahn nieder.
    »Hoffentlich vergisst er nicht, uns holen zu lassen«, murmelte Cheftu, während er dem kleinen Boot hinterherschaute und endlich wieder die Wärme festen Leinens auf seinem Körper spürte. Der kleine Ägypter wurde wie ein Paket an der Bordwand hochgezogen, dann wurde das Boot zu Cheftu und RaEm zurückgerudert.
    Als sie beide hineingeklettert waren, wechselten sie ein erleichtertes Lächeln - wahrscheinlich der erste nicht feindselige Kontakt seit einer Woche. Cheftu sah sich noch einmal im hellen Tageslicht um. Es war ein Wunder, dass sie gerettet worden waren.
    Sie legten längsseits am Schiff an und warteten darauf, dass ein Seil zu ihnen herabgelassen wurde. Sie warteten noch länger. Der Ruf, Anker zu lichten, wehte über sie hinweg, und RaEm hechtete schreiend und trommelnd gegen das große Schiff.
    Die beiden Matrosen sahen sich kopfschüttelnd an. Keiner von beiden hatte auch nur ein Wort gesprochen, und Cheftu bemerkte, dass sie keine Ägypter und auch nicht wie Ägypter gekleidet waren. Wenn Echnaton der nicht anerkannte Pharao Ägyptens war, wer war dann sein Vater? Wie war er dazu gekommen, den Aton zu verehren? Die drei Männer schauten zu, wie sich RaEm in die Schlacht gegen die Schiffswand stürzte.
    »Was soll das Getobe?«, bellte Wenaton, der oben über die Reling schaute.
    »Herr! Bitte nimm uns mit nach Ägypten!«, rief Cheftu nach oben, über RaEms Kopf und Gezeter hinweg.
    Ein Seil schlackerte herab und Cheftu zog es straff, um sich hochzuziehen. RaEm sprang auf seinen Rücken, sodass er beinahe das Gleichgewicht verlor. »Glaub bloß nicht, dass du mich so leicht los wirst«, sagte sie schnell. »Ich bleibe bei dir.«
    »Schon gut.« Cheftu biss die Zähne zusammen. Seit er mit RaEm zusammen war, tat ihm der Kiefer weh. Und zwar ununterbrochen. »Du hängst an meinem Rücken. Ich kann so nicht klettern, RaEm.«
    »Du findest mich zu fett?« Die Entrüstung war ihr deutlich anzuhören.
    In Wahrheit war sie dürr wie ein Gerippe und ihrem Körper fehlte jeder weibliche Zug. »Nicht allzu -«
    »Mach schon, du Geck!«, rief Wenaton von oben. »Hör auf, mit deiner Dirne zu poussieren, und klettere wie ein Mann nach oben!«
    Die Matrosen lachten, auch wenn sie ihr Prusten hinter vorgehaltenen Händen verbargen. Cheftu wünschte RaEm zusammen mit Wenaton auf den Meeresboden, ehe er sich und RaEm die Schiffswand hochzog. Nach Wasser lechzend, brach er auf dem Deck zusammen.
    Am nächsten Morgen, nach einer kleinen Mahlzeit aus Obst und etwas Wasser, um ihren Magen zu schonen, sah Cheftu den Wellen zu, die gegen den Schiffsrumpf leckten. Dies sei ein Schiff aus Tsor, von Zakar Ba’al persönlich erbaut, hatte Wenaton behauptet.
    Der Botschafter war für Pharao auf Reisen gewesen und nun dabei, zwei Jahre später als vorgesehen, an den Hof zurückzukehren. Cheftu sah, wie sich RaEm bei dem Gedanken an Gold, einen Pharaonenhof und viele Adlige die Lippen leckte. Wenatons Navigator war einen Monat nach dem Ablegen gestorben, und seither versuchten sie, den Heimweg nach Ägypten zu finden.
    Jeder der Männer wollte in eine andere Richtung segeln, was jene Segelmanöver zur Folge hatte, die Cheftu und RaEm beobachtet hatten: erst eine halbe Seemeile in die eine Richtung, dann eine Wende, um an den Fleck zurückzukehren, von dem aus sie losgesegelt waren, aber ohne ihn zu finden. Cheftu meinte zu wissen, wo sie waren, also schlug er vor, in Richtung Südosten zu segeln.
    Nach langem Lippenkneifen und Stirnrunzeln erteilte Wenaton den entsprechenden Befehl. Die Tsori sahen einander an, setzten dann widerwillig die Segel und wiederholten den Befehl in ihrer eigenen Sprache: »Der alte Narr weiß plötzlich, wie er heimkommt. Setzt die Segel, wir denken uns solange etwas anderes aus.«
    Mit aufflammendem Zorn brüllte Cheftu in ihrer Sprache: »Nach Südosten in Richtung Ägypten zu segeln ist das Einzige, was ihr tun werdet!« Die Matrosen erstarrten und sahen ihn entsetzt an. »Am Abend des dritten Tages müssten wir in Ägypten ankommen.«
    Wenaton und RaEm verfolgten den Wortwechsel zwischen ihm und den Matrosen

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