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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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uns erobert hat, ist dahin.«
    Was bedeutet, dass die Zeit Thuts des Großen bereits vorüber ist, dachte Cheftu, und die Zeit von Ramses noch nicht angebrochen. In diesem Abschnitt der Geschichte kenne ich mich nicht aus. Merde!
    »Einen Vasallen nach dem anderen haben wir verloren.« Irritiert rückte Wenaton seine Perücke gerade. »Diesmal werden wir möglicherweise die Straße der Könige verlieren.«
    »Wo befindet sich die?« Dieser Ausdruck war Cheftu neu.
    »Sie verläuft vom Salzmeer hinauf nach Mitanni und Assyrien. Quer über die Hochebene und durch das Land der Canani, sodass wir uns keine Gedanken wegen dieser gerissenen tsido-nischen Diebe an der Küste zu machen brauchen. Sie haben keinen Respekt vor Ägypten«, knurrte er.
    »Diese unbeschnittenen Söhne eines Schakals!«
    »Wie können wir die Straße der Könige verlieren?«
    Wie konnte Ägypten irgendwas verlieren? Cheftu starrte auf die verlassenen Dörfer, die verfallenen Straßen; würde er es nicht mit eigenen Augen sehen, hätte er es nicht geglaubt. Wie mussten die Menschen leiden!
    Wenaton begann an einem losen Faden in seiner Schärpe herumzufingern und mit seinen kurzen, dürren Fingern am Saum zu zupfen, bis er ihn herausgezogen hatte.
    »Dieser Idiot hat sie durch reine Untätigkeit verloren. Genauso wie er die Straße der Meere verloren hat, die von Sais nach Gaza verläuft.«
    Der Faden zerriss in seiner Hand, darum machte er sich kopfschüttelnd daran, einen zweiten herauszuzupfen.
    »Inzwischen nennt man die Straße schon den Weg der Pele-sti. Untätigkeit«, brummelte er. »Die Pelesti haben sie jetzt umbenannt, als hätte sie nicht seit Generationen den Ägyptern gehört.« Der zweite Faden riss ab. »Es war die Straße der Meere, die Ägypter haben ihr diesen Namen gegeben, ehe diese Seeräuber mit ihren Angriffen unser Land ins Unglück getrieben haben.«
    Cheftu nickte, als wäre ihm das wohl bekannt. Pelesti; was waren das für Leute? Waren sie die Seeräuber, oder waren die Tsidoni die Seeräuber? Machte inzwischen alle Welt Ägypten das Wegerecht streitig?
    »Einer der vielen unbedeutenden Bergherren in Zentralkanaan hat das Land der übrigen unterworfen«, erläuterte Wenaton. »Der Seren, wie die Pelesti ihren König nennen, hat Ägypten angefleht einzuschreiten.«
    »Die Pelesti sind unsere Vasallen?«
    Wenaton sah ihn entrüstet an. »Was weißt du überhaupt, du Tölpel? Die Pelesti sind unsere Vasallen, doch das haben sie vergessen. Haii, dieser Geck auf den Thron, statt sie an ihre
    Verpflichtungen zu erinnern, indem er ihnen ein paar Soldaten schickt, beruft er den einzigen kompetenten Idioten zurück, der dort ausgeharrt hat!«
    »Ägypten gebietet über ein Imperium. Solange es Tribute entgegennimmt, muss es auch Schutz gewähren, gleichgültig, ob es vergessen wurde oder nicht. Das beinhaltet der Suzeränskontrakt«, widersprach Cheftu.
    Wenaton sah ihn zornig an. »Bestimmt bist du ein königlicher Ratgeber; du redest eindeutig wie einer.«
    Aus seinem Tonfall schloss Cheftu, dass Wenaton das nicht als Kompliment gemeint hatte. »Na ja«, fuhr der Botschafter fort, »die Überschwemmungen waren dürftig, unsere Priester verwelken wie Lotospflanzen ohne Wasser. Selbst der Hof siecht dahin, obwohl jeder Adlige, der Achetaton verlässt, augenblicklich zum Staatsfeind erklärt wird. Ägypten ist kaum mehr ein Imperium, so traurig das auch ist.«
    »Musst du denn an den Hof zurückkehren?«, erkundigte sich Cheftu. »Ich könnte mit dem Schiff eine Nachricht von dir an den Hof überbringen.«
    Wenaton kniff die Lippen zusammen. »Ich habe viel von der Welt außerhalb Ägyptens Grenzen gesehen. Selbst wenn Pharao, ewig möge er leben!, vollkommen verrückt geworden ist, so ist doch unser Land immer noch friedlicher, schöner und lieblicher als jedes andere auf der Welt. Sieh doch«, sagte er und deutete dabei auf den Horizont. »Man kann Hentio weit sehen. Keine Berge oder Bäume, die den Blick begrenzen und das Auge ermüden.« Wenaton seufzte. »Ah, Ägypten, der Garten der Götter, ähh, Gottes.«
    »Wann werden wir Achetaton erreichen?«
    »Bei dieser Strömung? In zwei Wochen.«
    Ein paar Tage später speisten sie unter den Sternen zu Abend. Wenaton hatte am oberen Ende des Deltas erneut Halt gemacht und dort eine Schriftrolle von einem Freund, einem weiteren
    Gesandten, ausgehändigt bekommen. Während er Fisch, Geflügel und Obst verspeiste, las er leise kichernd in dem Papyrus.
    Cheftu und RaEm tauschten einen

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